BLKÖ:Mahl-Schedl Ritter von Alpenburg, Johann Nepomuk

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
<<<Vorheriger
Mahlknecht, Karl
Band: 16 (1867), ab Seite: 285. (Quelle)
Johann Nepomuk von Alpenburg bei Wikisource
Johann Nepomuk von Alpenburg in der Wikipedia
Johann Nepomuk von Alpenburg in Wikidata
GND-Eintrag: 10788464X, SeeAlso
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Mahl-Schedl Ritter von Alpenburg, Johann Nepomuk|16|285|}}

Mahl-Schedl Ritter von Alpenburg, Johann Nepomuk (Tiroler Landes-Vertheidiger und Poet, geb. zu Grünburg in Oberösterreich 27. October 1806). Sein Vater Joseph Schedl war Gastwirth und schickte den Sohn anfänglich in die Ortsschule. später nach Wien, wo er die Schule bei St. Anna besuchte. Als er 14 Jahre alt war, nahm ihn sein Onkel (Bruder seiner Mutter) Johann Mahl, ein wohlhabender Gastwirth und Besitzer des Gasthofes „zur goldenen Sonne“ in Innsbruck, als Buchführer zu sich und später, da er kinderlos war, an Sohnes Statt an. Seit dieser Zeit verband M. mit seinem Namen Schedl jenen seines Oheims Mahl und schreibt sich Mahl-Schedl. Nun suchte M. aus eigenem Wissensdrange das in der Jugend Versäumte nachzuholen und trieb vornehmlich Naturwissenschaften, besuchte in Innsbruck an der Hochschule die darauf sich beziehenden Vorträge, rief im Jahre 1829 „das tirolische Mineralien-Comptoir“, nach Muster des in Heidelberg bestehenden, in’s Leben und verschrieb sich zur Führung des Geschäftes aus Heidelberg den Geognosten Lommel. Sofort wurde ein Verkehr von tirolischen Naturproducten, [286] namentlich von Prachtexemplaren tirolischer Mineralien und dortiger Alpenpflanzen in lebenden und schönen Exemplaren eingeleitet, ein Verkehr, der sich bis England ausdehnte. Im Jahre 1832 heirathete M. die Tochter und Erbin des verstorbenen Ritters von Lama von und zu Büchsenhausen und bezog mit seiner Gattin die reizend auf einem grünen Hügel am Inn sich erhebende Burg. Nicht lange währte das Liebesglück dieser Ehe. Bei der Geburt eines Knaben, der später auch, erst 7 Jahre alt, starb, erlag die Frau den Folgen derselben. Nach einiger Zeit vermälte sich M. zum zweiten Male mit Emilie, Tochter des k. k. Feldmarschall-Lieutenants und ehemaligen Militärcommandanten für Tirol und Vorarlberg Eliatschek Freiherrn von Siebenburg [Bd. IV, S. 22]. M. lebte nun auf der Burg Büchsenhausen und trieb, zunächst darauf angewiesen, Landwirthschaft. Im beständigen Verkehre mit Hirten, Alpenleuten, Schützen, in einer herrlichen mit allen Reizen der Alpenwelt ausgestatteten Natur fehlte es auch seinem empfänglichen Gemüthe nicht an mannigfacher Anregung. Die Sagen des Landes, die Zauber der Alpenwelt boten reichen Stoff, und so entstanden in den schönen Stunden eines Alpenlebens ohne Gleichen Stimmungen und Klänge, denen M., der eine natürliche Anlage zum Dichten besitzt. Worte lieh, und welche er später unter dem Titel: „Alpenzither aus Tirol“ (Innsbruck 1853, 8°.) in einer Auswahl herausgab. Jedoch nicht diese würden in einer an Sängern und Liedern überreichen Zeit die Aufmerksamkeit ganz besonders auf ihn gerichtet haben. Das Jahr 1848 war hereingebrochen, und mit ihm die Schrecken einer Revolution, deren Ausschreitungen selbst in den Verfechtern der Freiheit Besorgnisse zu wecken begannen. Die Wälschen fielen in Tirol ein und Alles eilte nun an die Grenzen um das Land zu schützen. Schon wenige Tage nach dem Einbruche der Wälschen zog M. als Hauptmann der ersten Schützencompagnie freiwillig dem Feinde entgegen. Was er in dieser Stellung geleistet, berichtet in gedrängter Kürze sein Ritterstands-Diplom, welches er eben seinem muthvollen Betragen in jenen Tagen der Gefahr verdankt. „Ein wesentliches Verdienst, heißt es darin, hat sich M. durch die Errichtung der Tiroler Landes-Schützencompagnie im Jahre 1848, als das Vaterland ringsum von Feinden bedroht war und durch die Aufstellung von Bergbatterien erworben. In Ertragung aller Art Fatiquen und Entbehrungen. stets mit gutem Beispiele vorangehend, mit großer Sorgfalt die Verpflegung der Compagnie überwachend und selbst eigene pecuniäre Opfer nicht scheuend, wußte M. auf den Geist derselben eifrigst und entsprechend einzuwirken, bewies sich vor dem Feinde und in allen Gelegenheiten durch aufopfernde Hingebung, Muth und freudiges Ertragen aller Strapazen als braver Kampfgenosse und gelangte so zu Anerkennung. Ruhm und Ehre. Mit großer Geistesgegenwart bewirkte M. am 19. Mai 1848 die Escortirung von Geschützen und Munitionskarren auf den gefährlichsten Wegestrecken bei Villa di Stenice von Trient nach Lodrone, wo er durch Abhauen der Stränge den schwer beladenen Munitionskarren rettete, die Pferde aber dem Abgrunde Preis geben mußte, und deckte am 22. Mai 1848 bei dem Angriffe auf Costora die rechte Flanke, nachdem er mit seiner Compagnie einen vier und zwanzigstündigen Marsch im aufgehäuften Schnee und unzugänglichen Gebirgssteigen mit Verachtung aller [287] Strapazen und größter Bereitwilligkeit zurückgelegt hatte“. M. erhielt in Anerkennung seiner muthvollen Haltung mit Allerh. Entschließung vom 22. December–1849 den Orden der eisernen Krone 3. Classe. Nach seiner Heimkehr aus dem Feldzuge organisirte M. aus eigenen Mitteln die schon erwähnte sinnreich construirte Bergbatterie, richtete Schützen dazu ab und stellte sie der Landesvertheidigung als Eigenthum zur Verfügung. Von seinen Landsleuten unterstützt, stiftete er den „Radetzky-Verein“, dessen Entstehungsgeschichte „der österreichische Militär-Kalender“ für 1856 (S. 166 u. f.) ausführlich erzählt. Der Zweck dieses Vereins ist Unterstützung durchreisender Soldaten, Invaliden und Landesschützen. Mit diesem durch Filialen weitverzweigten Verein in Verbindung steht das gleichfalls von ihm in’s Leben gerufene „Radetzky-Album“, eine wirklich reiche und interessante Autographen-Sammlung, welche als Ehrenkranz um die Heldenstirne Radetzky’s gewunden ein in mancher Hinsicht beachtenswerthes Denkmal bildet. Darauf Bezug hat eine kleine von Mahl-Schedl herausgegebene Schrift, betitelt: „Ehrenkranz zur Feier des 90. Geburtsfestes und 73. Dienstjahres des k. k. Feldmarschalls Vater Radetzky am 2. November 1856“ (Innsbruck 1856, 12°.). Außer den Autographen, in denen kaum eine deutsche dichterische, militärische und staatsmännische Celebrität der Gegenwart fehlen dürfte, besitzt diese Radetzky-Sammlung auch Porträte, Zeichnungen, Bildwerke, Schlachtscenen, Büsten, plastische und andere Kunstwerke, alle auf die Bewegung jener Tage und ihre Ereignisse bezüglichen Bücher u. dgl. m. Von Zeit zu Zeit gibt M. als Vorstand dieser Stiftung Nachricht über den Stand derselben. Schon oben wurde der poetischen Naturgabe M.’s gedacht. Sein unmittelbarer Verkehr mit dem Volke, seine Wanderungen durch die mannigfaltige und reiche Alpenwelt erweckten in ihm den Gedanken noch nach einer andern, der culturgeschichtlichen Seite, thätig zu sein, und so brachte denn M. eine sehr schätzbare Sammlung, welche 4 Bände umfaßt, zu Stande, das vollständige Erscheinen derselben war vor einigen Jahren in Aussicht gestellt. Mittlerweile scheinen die von M. bloß unter seinem Prädicatsnamen von Alpenburg herausgegebenen „Deutschen Alpensagen“ (Wien 1860, Braumüller, gr. 8°.) einen Bruchtheil dieser Sammlung zu bilden. Die vier Bände umfassen die Mythen und Sagen Tirols, nach den darin auftretenden Figuren und Bildern, geordnet, den Tiroler Bauernkalender mit seinen eigenen Heiligen und charakteristischen Zügen und Gebräuchen, das Senner- und Hirtenleben, das Gletscher- und Fernerleben. Außerdem hat M. unter seinem Namen Alpenburg herausgegeben: „Ehrendom. Hervorragende Waffenthaten der Mannschaft des österreichischen Tiroler Kaiserjäger-Regiments im italienischen Feldzuge 1859“ (Innsbruck 1860, Felician Rauch, gr. 8°.). Außer dem Orden der eisernen Krone besitzt M. die Tiroler silberne Erinnerungsmedaille aus dem Jahre 1848 und die goldene Medaille für Kunst und Wissenschaft.

Ritterstands-Diplom vom 9. Juli 1850. – Oesterreichische illustrirte Zeitung (Wien, 4°.) IV. Jahrg. (1854), Nr. 205: „Johann Nep. Mahl-Schedl, Ritter von Alpenburg“ [mit Bildniß im Holzschnitt]. – Echo von den Alpen 1857, Nr. 14: „Der Ritter von Alpenburg“. – Schneidawind. Der Feldzug der k. k. österr. Armee unter Anführung des Grafen Radetzky in Italien in den Jahren 1848 und 1849, I. Theil, S. 385. – Der Humorist. Herausgegeben von M. G. Saphir (Wien, kl. Fol.) 1856, Nr. 231: [288] „Reisebrief“ von I. F. Castelli Nr. 10. – Oesterreichischer Militär-Kalender, herausg. von J. Hirtenfeld (Wien, kl. 8°.) VII. Jahrg. (1856), S. 152–195: „Der Tiroler Radetzky-Verein. Seine Entstehung und seine Geschichte“ [daselbst S. 166–170 Mahl-Schedl’s Biographie]. – Scheyrer (Ludwig), Die Schriftsteller Oesterreichs in Reim und Prosa auf dem Gebiete der schönen Literatur aus der ältesten bis auf die neueste Zeit (Wien 1858, 8°.) S. 435. – Mosenthal (S. H. Dr.), Museum aus den deutschen Dichtungen österreichischer Lyriker und Epiker der frühesten bis zur neuesten Zeit (Wien 1854, Carl Gerold, 8°.) S. 412. – Wappen. Gevierteter Schild. 1. Von Silber und Grün quer getheilt, darin ein rother goldgekrönter rechtsgekehrter Adler mit ausgeschlagener rother Zunge, welcher eine entzwei gerissene goldene Schlange und zwar in der rechten Pranke deren Vordertheil mit einwärtsgekehrtem Kopfe, in der linken den Hintertheil mit abwartsgekehrtem Schweife hält; 2: in Blau ein aus dem Fußrande sich erhebender schroffer Felsen von natürlicher Farbe, auf dem Plateau mit grünem Rasen, worauf eine abgeprotzte Kanone steht; 3: in Blau auf grünem Rasen eine goldene Festungsmauer mit geschlossenem Thore und schwarzen Mauerstrichen, aus der Mitte der Mauer erhebt sich ein fünfzinniger gleichfalls goldener Thurm von drei Stockwerken; 4: in Roth ein nach innen gekehrter im Schreiten begriffener goldener Greif mit ausgeschlagener rother Zunge; in der rechten Pranke ein blankes Schwert an goldenem Gefäße wie zum Hiebe ausholend. Auf dem Schilde ruhen zwei zueinandergekehrte gekrönte Turnierhelme. Aus der Krone des rechten Helms wächst ein nach innen gewendeter auswärtssehender Schütze in grauem, mit grünen Aufschlägen versehenen offenem Wams, schwarzen Beinkleidern, rothem Brustlatz und darüber gehenden grünen Hosenträgern; mit einem grünen hohen gespitzten Hut mit breiten Krempen und einer goldenen Borte zur linken Seite mit schwarzen Federn besteckt; in beiden Händen hält er eine Büchse mit der einwärtsgekehrten Mündung des Rohrs flach vor sich hin. Auf der Krone des linken Helms erheben sich zwei offene mit den Sachsen zueinandergekehrte von Gold und Blau abwechselnd quer getheilte Adlerflügel, denen ein geharnischter Arm, einen grünen Lorbeerkranz emporhaltend, eingestellt ist.