BLKÖ:Mayer, Theodor

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Mayer, Thaddäus
Band: 18 (1868), ab Seite: 180. (Quelle)
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113. Mayer, Theodor (gelehrter Benedictiner, geb. zu Wien 2. Februar 1788, gest. im Stifte Melk 2. Juli 1861). Beendete in Wien die Gymnasial- und philosophischen Studien, zog am 1. Jänner 1806 im Benedictinerstifte Melk das Ordenskleid an, legte am 3. Februar 1809 die feierlichen Gelübde ab und las, zum Priester geweiht, am 22. Juni 1810 seine erste Messe. Noch als Hörer der Theologie an der Hauptlehranstalt des Stiftes und bevor er Priester geworden, lehrte er die lateinische Sprache in der zweiten Classe des Gymnasiums zu Melk, übernahm bald darauf nebst der Aufsicht über die Bibliothek das Lehramt der Kirchengeschichte und des Kirchenrechtes, welches er im November 1813 mit der Kanzel der Moraltheologie in der zu Göttweig für die Cleriker des Benedictinerordens neu errichteten Lehranstalt vertauschte. Als die Cleriker von Melk im November 1816 die theologischen Vorlesungen im bischöflichen Seminar zu St. Pölten zu hören anfingen, wurde er Director derselben, aber schon im folgenden Jahre in das Stift zurückberufen, an dessen Gymnasium er nun die lateinische und griechische Sprache, dann Poesie und Rhetorik lehrte, 1825 das Amt des Präfecten, 1836 zugleich des Bibliothekars und 1842 zur Belohnung seiner im Lehrfache erworbenen Verdienste von Sr. Majestät dem Kaiser Ferdinand I. die große goldene Verdienstmedaille erhielt. Als das Gymnasium zu Melk zu einem Obergymnasium von acht Classen erweitert wurde, verband [181] Mayer mit dem Directorate darüber die Professur der lateinischen, griechischen und deutschen Sprache in den oberen Classen, bis ihn stets zunehmende Krankheit nöthigte, zuerst diese Stellen, dann auch die des Bibliothekars aufzugeben. Einem langwierigen Leiden – eine Folge seiner geistigen Anstrengungen bei sitzender Lebensweise – erlag Mayer im Stifte Melk im Alter von 73 Jahren. M., seit Jahren literarisch thätig, hat folgende Schriften dem Drucke übergeben: „Ueber den Benedictiner-Orden“ (Wien 1848), ohne des Verfassers Namen; – „Anleitung zum Styl“ (Wien 1850, Beck, 8°.); – in Adolph Schmidl’s „Oesterreichischen Blättern für Literatur und Kunst“ 1844, II. Quartal, Nr. 2: „Ueber Aufhellung alter Zeiten aus alten Namen“; – in Hormayr’sArchiv“ 1827 und 1828: „Nachlaß der Gebrüder Pez[WS 1]; – in den Schriften der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, und zwar im Archiv für Kunde österreichischer Geschichtsquellen, Jahrgang 1849, I. Heft: „Urkunden des Prämonstratenser-Stiftes Geras“; – 1849, II. Band. I. und II. Heft: „Acta Sancti Quirini Martyris“; – Jahrg. 1851, I. Band, III. und IV. Heft: „Dreizehn Urkunden über die Verpfändung von St. Pölten und Mautern an den König Matthias Corvinus, 1481; nebst einigen andern Beiträgen zur Geschichte der Stadt St. Pölten“; – Jahrg. 1851, I. Band, III. und IV. Heft: „Spicilegium von Urkunden der österreichischen Babenberger-Fürsten“; – ebenda, XII. Band: „Fundatio monasterii in Walderbach nebst Vorerinnerungen über die Familie der Regensburger Burggrafen, Grafen von Stevening und Riedenburg“; – ebd., XXI. Band: „Einige Bemerkungen über die Familie der Stifter von Seitenstetten“; – in den Jahresberichten (Programmen) des k. k. Obergymnasiums zu Melk: 1851: „Ueber die Verwandtschaft der deutschen Sprache mit der lateinischen“; – „Kurze Geschichte des Gymnasiums zu Melk“ (ohne den Namen des Verfassers); – 1852: „Scholia in Quinti Horatii Flacci Opera“; – 1853: „Ueber die heidnische Lectüre in christlichen Schulen“, ohne Titel und Namen des Verfassers (Vertheidigung derselben); – 1854: „Streiflichter auf die Geschichte Oesterreichs von der Völkerwanderung bis Karl den Großen. I. Abtheilung“ (die II. und III. Abtheilung in den Jahren 1855 und 1857); – 1856: „Fluß- und Ortsnamen, ein wichtiger Theil des Geschichts-Studiums“; – 1858: „Einige Fragmente des Euripides übersetzt“. Eine lange Reihe von Jahren beschäftigte sich M. mit der kritischen Bearbeitung einer „Geschichte der österreichischen Fürsten aus dem Hause Babenberg“, worin er einen reichen Schatz von genealogischen Nachrichten, ungedruckten Urkunden, scharfsinnigen Aufschlüssen und neuen Hypothesen niederlegen, und dadurch einem längst und lebhaft gefühlten Bedürfnisse des gelehrten Geschichtsforschers entgegenkommen wollte. Die Handschrift, zum Drucke fertig, war aber nach des Verfassers Tode weder in seinem Nachlasse zu finden, noch irgendwo zu entdecken, und es liegt die traurige Vermuthung sehr nahe, Mayer selbst habe sie, entweder aus Unzufriedenheit mit seinem mühevollen Werke oder aus Schmerz der getäuschten Hoffnung, einen Verleger für dasselbe unter den vom Verfasser gestellten Bedingungen zu finden, zuletzt gänzlich vernichtet. Nur einzelne Bruchstücke und Notizenblätter des Concepts, zum Theile durchstrichen und äußerst lückenhaft, konnten aus seinen [182] Papieren gesammelt werden, deren Bearbeitung aber von fremder Hand, immer höchst ungenügend bleiben würde. Mayer wollte auch „Des jüngeren Plinius Briefe und Lobrede auf den Kaiser Trajan“ zum Schulgebrauche herausgeben, und war zu diesem Zwecke mit dem Buchhändler Reichard zu Güns in Unterhandlung getreten, hat aber das Unternehmen selbst wieder aufgegeben. M. war ein Mann von scharfer Verstandeskraft, vielseitiger Gelehrsamkeit, vorzüglich bewandert in der Geschichte, sowie in der lateinischen und griechischen Philologie, mit einer reichen Ader von Witz und Laune, und mit einer besonderen Leichtigkeit des Denkens und Schreibens begabt. Im Jahre 1846 wurde M. zum Ehrenmitgliede des historischen Vereins für Kärnthen, 1857 zum Correspondenten der geologischen Reichsanstalt erwählt.

Handschriftliche Mittheilungen des hochw. Herrn I. F. Keiblinger aus dem Benedictinerstifte Melk.

Anmerkungen (Wikisource)