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BLKÖ:Mercandin, Karl Graf

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 17 (1867), ab Seite: 383. (Quelle)
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Mercandin, Karl Graf (k. k. Feldmarschall-Lieutenant, Geburtsort und Jahr unbekannt, gest. in Folge der in der Schlacht bei Magnan empfangenen Wunde am 12. April 1799). Entstammt einer alten Patrizierfamilie aus der Dauphiné in Frankreich, über welche die Quellen auf S. 381 Näheres berichten. Um die Mitte des vorigen Jahrhunderts mochte er bereits in der kaiserlichen Armee sich befinden, da er zur Zeit des bayerischen Erbfolgekrieges im Jahre 1773 schon als Major bei Belgiojoso-Infanterie Nr. 44 (heute Erzherzog Albrecht) aufgeführt erscheint. Das Regiment stand damals bei der Hauptarmee in Böhmen. Am 1. Februar 1777 wurde M. Oberstlieutenant im 1. Carabinier- (heute 3. Kürassier-) Regiment und am 20. Juli 1785 Oberst und Regimentscommandant bei Kavanagh-Kürassieren Nr. 4. In den Jahren 1788 und 1789 focht er mit seinem Regimente im Türkenkriege. Bald nach Ausbruch des französischen Krieges, im Jahre 1792, zum General-Major befördert, wurde er bei der Armee in Deutschland eingetheilt, kam 1793 in das Corps des Feldzeugmeisters Fürsten Hohenlohe, und commandirte in den Niederlanden bei Trier und Arlon die Vorposten. In den Gefechten bei Saarbrücken (11. und 15. Juni g. J.), bei Weißkirchen (4. und 11. August d. J.) erprobte er sich, auch nach Berichten des Feindes, als tüchtiger General. Mit Umsicht und glänzendem Erfolge führte er den Ueberfall bei Wellingen, 8. October, aus, und gab neue Proben seiner Tapferkeit und geschickten Führung bei Nunkirchen, Lebach, wo er am 17. d. M. seine Stellung behauptete; später zwar wurde er zum Rückzuge gezwungen, erneuerte aber am 21. d. M. den Angriff und setzte sich wieder in den Besitz von Lebach. Im Feldzuge des Jahres 1794 zeichnete er sich in mehreren Gefechten, vornehmlich aber bei Beckingen und Bitzen in den ersten Tagen des Mai aus. Zu eigentlich entschiedenen Kämpfen kam es aber damals gar nicht. Im September g. J. erhielt er seine Eintheilung bei dem detachirten Corps unter Feldmarschall-Lieutenant Melas an der Mosel. Im Feldzuge des Jahres 1795 bestimmte Herzog Albrecht von Sachsen-Teschen den General Mercandin zum alleinigen Vorposten-Commandanten der Truppen von Mainz. Am 6. April griff er mit dem Wurmser’schen Freicorps und den Warasdiner Scharfschützen das auf einer Entfernung von 500 Schritten von der Redoute Nr. 1 durch die Franzosen am Hartberge errichtete Werk entschlossen an, warf dessen Besatzung heraus und ließ die Schanze zerstören. Im Gefechte vom 30. April deckte er mit sechs Divisionen Cavallerie die linke Flanke der ersten Angriffscolonne unter General-Major Ocskay, und Feldzeugmeister Graf Wartensleben gedenkt in seinem Berichte in ehrenvoller Weise der ausgezeichneten Mitwirkung M.’s an diesem Tage. Nicht minder that er sich bei dem Ueberfalle hervor, der in der Nacht vom 18. auf den 19. Mai auf die auf dem Hartberge nächst Mainz lagernden Franzosen ausgeführt wurde; unerschütterlichen Muth und Kaltblütigkeit bewies er bei der während eines verheerenden feindlichen Feuers unter seiner Leitung ausgeführten Arbeiten in der sogenannten Peters-Au, ferner bei Bischofsheim, wo er mit großem Geschicke die Cavallerie führte. Im Berichte des General-Majors Neu, Commandanten von Mainz, vom 17. October, erscheint Graf M. unter den Ausgezeichneten. Bei der Bestürmung der feindlichen [384] Linien von Mainz am 29. October befehligte Graf M. die Avantgarde der dritten von dem Feldmarschall-Lieutenant Grafen Colloredo-Mels geführten Angriffscolonne und erstürmte das Dorf Bretzenheim. Am 4. März 1796 wurde M. zum Feldmarschall-Lieutenant befördert. Er stand am Rhein und commandirte mit Umsicht und günstigem Erfolge in mehreren Gefechten die Vorposten. Im folgenden Jahre kam Graf M. zur Armee in Italien. Nach der Ueberwältigung des Passes von Pontafel erhielt M. seine Stellung in Klagenfurt, zog sich aber in den letzten Tagen des Mai nach St. Veit zurück, wo er einige Zeit Qua-Feldzeugmeisterdienste verrichtete. Als Mitte April g. J. vor Wien eine mobile Armee unter Commando des Feldzeugmeisters Baron Terzi aufgestellt wurde, erhielt M. das Commando einer Cavallerie-Division. Im Jahre 1798 war M. Divisionär in Padua und vertrat im Monate April die Stelle eines commandirenden Generals. Im Jahre 1799 am 26. März kämpfte er in der Schlacht bei Verona und am 3. April in jener von Magnan. Graf M., welcher die erste Colonne führte, stieß vor Pozzo auf den mächtigen Gegner, und in dem hartnäckigen Kampfe, welcher sich vor Pozzo entspann, erhielt er eine so schwere Wunde am Fuße, daß er sein Commando dem General-Major Mittrowsky übergeben mußte. Schon wenige Tage darnach, am 12. April, erlag er zu Verona seiner Wunde. Im Schlachtberichte aber, den Feldzeugmeister Baron Kray erstattete, erscheint Graf M. unter den Helden des Tages, der im Kampfe auf den gefährlichsten Stellen anwesend, durch seinen Muth jenen der Truppen gesteigert, aber auch den Tod gefunden habe.

Biographie nouvelle des Contemporains etc. Par MM. A. V. Arnault; A. Jay; E. Jouy; J. Norvins et autres hommes des lettres (Paris, librairie historique, 8°.) Tome XIII (1824), p. 214 (nach dieser wäre er in der Schlacht bei Verona am 30. März 1799 gefallen, was unrichtig ist. Vergleiche die Lebensskizze]. – Dictionnaire biographique et historique des hommes marquans de la fin du dix-huitième siècle (Londres 1800, 8°.) Tome III, p. 9. – Wiener Zeitung 1799, Nr. 34. – Handschriftliche Auszüge aus Feldacten des Wiener Kriegsministerial-Archivs.