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BLKÖ:Metzerich, Wilhelm von

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 18 (1868), ab Seite: 68. (Quelle)
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Metzerich, Wilhelm von (Schriftsteller, geb. zu Wien 16. November 1818). Verlor, erst 10 Jahre alt, seinen Vater, einen pensionirten Militärbeamten, der die Seinen in dürftiger Lage zurückließ; trotzdem widmete sich der Sohn mit Erfolg den Studien am akademischen Gymnasium zu Wien, während welcher Zeit er durch Unterrichtertheilen seine und seiner kränkelnden Mutter Existenz zu verbessern suchte. Nach beendeten philosophischen Studien trat er die Laufbahn eines k. k. Buchhaltungsbeamten an, der [69] er bisher treugeblieben ist. Auf seine geistige Richtung und literarische Thätigkeit hatte vorzugsweise der freundschaftliche Verkehr mit Feuchtersleben [Bd. IV, S. 210] bestimmenden Einfluß; er genoß desselben vom Jahre 1845 bis zu Feuchtersleben’s im September 1849 erfolgten Tode. Kurz vor Ausbruch der März-Revolution betrat M. mit einem Bändchen lyrischer Gedichte (1848, bei Gerold), welche eben seinem Gönner Feuchtersleben gewidmet sind, die Oeffentlichkeit, sie fielen jedoch dem Sturme der politischen Ereignisse zum Opfer; ein späterer Versuch, diese Erstlinge, vermehrt mit einem Anhange „Stimmen aus der Zeit“ und „dem Andenken meiner Mutter“, neu herauszugeben (1850, Jasper, Hügel und Manz), hatte nur den Erfolg, daß die Tagespresse seinen Namen bekannt machte und ihm die aufmunternde Bekanntschaft mit den damaligen Spitzen des Wiener Parnasses verschaffte. Von da ab erschienen seine Gedichte (Sonnette, Aphorismen, Parabeln u. s. w.) zerstreut in Bäuerle’s „Theater-Zeitung“, im „Wanderer“, dann in den meisten damaligen Wiener Taschenbüchern, in Klar’s „Libussa“ u. s. w. Ein Büchlein: „Aus der Blumenwelt. Zweistrophen“ (Wien 1856, L. Sommer) wurde dem zu dieser Zeit in derselben Richtung thätigen Dichter J. N. Vogl gewidmet. Baron Zedlitz, der an M.’s poetischen Arbeiten Antheil nahm, versprach ihm für die Herausgabe einer neuen Gedichtsammlung seine Verwendung bei Cotta, es blieb beim Versprechen. Im Juni 1857 erfolgte M.’s Uebersetzung nach Verona, wo, wie überhaupt im westlichen Theile Oberitaliens durch den genialen kaiserlichen Prinzen, der damals als General-Gouverneur an der Spitze der Geschäfte des lombardisch-venetianischen Königreichs stand, ein regeres geistiges Leben sich zu entwickeln begann. Vor seiner Abreise nach Italien vermälte er sich, um in dem fremden Lande sogleich den häuslichen Herd aufzurichten, und brachte sofort in der interessanten Römerstadt drei glückliche Jahre zu, nach deren Verlauf er, mit einem reichen Schatze von Anschauungen und Erfahrungen, in die Heimat zurückkehrte. Mittlerweile war bei H. Münster in Verona zur Belehrung für deutsche Touristen und Reisende das Büchlein: „Verena und seine Umgebung“ (1859) und „Das Nockerlfest in Verona. Ein Beitrag zur Volksgeschichte“ (ebd. 1859, 8°.) erschienen, auch veröffentlichte er von dieser Zeit an zahlreiche Reiseskizzen und Feuilletons in Wiener Blättern, Kalendern, in Westermann’s Monatheften, ferner Berichte in den „Mittheilungen des Centralvereins zur Erhaltung alter Baudenkmale“ und eine historisch-topographische Schilderung der Eisenbahnstrecke Verona-Botzen, welche in glänzender Ausstattung, illustrirt mit zahlreichen Ansichten im Farbendrucke, in periodischen Heften (Wien, bei C. Dittmarsch und Zamarski) erschien. In Wien bearbeitete M. in neuerer Zeit mit Vorliebe das Feld der Localgeschichte, knüpfte an die schon vor seiner italienischen Reise in der illustrirten Zeitschrift „Faust“ erschienenen „Ausflüge in Wiens Umgebungen“ eine Reihe von historisch-topographischen Skizzen, die in den Feuilletons des „Wanderer“, der „Oesterreichischen Zeitung“ u. a. abgedruckt wurden, und betheiligte sich einige Jahre hindurch an R. v. Waldheim’s „Illustrirten Blättern“. In letzter Zeit lieferte er einzeln willkommene Beiträge zu einer Biographie seines Freundes und Meisters Feuchtersleben [s. zu dessen Geburtstag am 29. April 1867 im Journal [70] „Debatte“], wie er denn schon früher bei Herausgabe von dessen gesammelten Werken durch Friedrich Hebbel, letzterem manchen schätzbaren Beitrag, namentlich in Briefen, für die Lebensskizze des berühmten Dichters und Denkers zur Verfügung stellen konnte. Was M.’s häusliches Leben betrifft, theilt derselbe gegenwärtig, mit einer zahlreichen Familie gesegnet, das Los aller „kleinen“ Beamten in Oesterreich.

Scheyrer (Ludwig), Die Schriftsteller Oesterreichs in Reim und Prosa auf dem Gebiete der schönen Literatur, aus der ältesten bis auf die neueste Zeit (Wien 1858, typ. liter. artist. Anstalt, 8°.) S. 476.