BLKÖ:Mezler von Andelberg, Franz Joseph

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
<<<Vorheriger
Mezitzky, Franz
Nächster>>>
Metzler, Anton
Band: 18 (1868), ab Seite: 197. (Quelle)
[[| bei Wikisource]]
in der Wikipedia
Franz Joseph Mezler von Andelberg in Wikidata
GND-Eintrag: 124564577, SeeAlso
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Mezler von Andelberg, Franz Joseph|18|197|}}

Mezler von Andelberg, Franz Joseph (Arzt, geb. zu Birndorf nächst Waldshut am Rhein im vormaligen Vorderösterreich, heute Großherzogthum Baden, 21. März 1787, gest. zu Prag 26. April 1858). Mezler’s Familie stammt eigentlich aus Tirol, und mehrere Glieder derselben [vergleiche Näheres in den Quellen S. 201] haben sich seit fünf [198] Generationen ausschließlich den verschiedenen Zweigen der Heilkunde, zum Theile mit großer Auszeichnung, gewidmet. Seine Vorbildung erhielt er theils in der Schule seines Geburtsortes, theils in dem unter der Leitung der Benedictiner stehenden Gymnasium zu St. Blasien auf dem Schwarzwalde. Nach dem Tode seines Vaters, welcher Wundarzt war und bei dem Mezler schon in früher Jugend Gelegenheit hatte, Kranke zu sehen, bei kleinen Operationen Hilfe zu leisten u. dgl. m., fehlte es an allen Hilfsquellen zur Fortsetzung der Studien, wenn nicht sein Verwandter, der durch seine zahlreichen Schriften bekannte Hohenzollern-Sigmaring’sche Geheimrath und Leibarzt Dr. Franz Xav. Mezler ihn in seine väterliche Obsorge genommen und auch sonst noch großmüthig unterstützt hätte. Unter der Leitung dieses Mannes, dem M. durch eine im Jahre 1835 herausgegebene Biographie ein Denkmal dankbarer Liebe gesetzt hat, hat er seine Fachstudien an der hohen Schule zu Freiburg im Breisgau begonnen und in Straßburg fortgesetzt. Vor dem Besuche der Universität brachte er beinahe ein Jahr in einer Apotheke zu. Auf Anrathen seiner nahen Verwandten, die als Feldärzte höherer Kategorie in der k. k. österreichischen Armee dienten, begab er sich nach Wien, trat am 1. August 1808 als Praktikant in die medicinisch-chirurgische Josephs-Akademie, und wurde nach zwei Monaten bei dem zu Tarnow in Galizien in Garnison liegenden Infanterie-Regimente Nr. 41 als Unterarzt angestellt. Als solcher machte er den Feldzug im Jahre 1809 mit, theilte alle Gefahren und Mühseligkeiten mit seiner Truppe, und stand den Kriegern Oesterreichs auf den Schlachtfeldern in Bayern, Oberösterreich und bei den großen Schlachten von Aspern, Deutsch-Wagram und Znaim mit großer Selbstverläugnung, seltenem Muthe und unermüdeter Thätigkeit bei. In dem betreffenden Armeebefehle wurde dieß, namentlich rücksichtlich seiner Verwendung auf dem Schlachtfelde bei Aspern, wo er sich selbst dem feindlichen Feuer ausgesetzt hatte, rühmlich anerkannt. Darauf wurde er in mehreren Feldspitälern in Ungarn, wo verheerende Typhus- und Ruhr-Epidemien herrschten, verwendet, alsdann kehrte er zu seinem Truppenkörper zurück. Im Jahre 1810 kam Mezler in die Garnison nach Lemberg, wo ihm neben seinen ärztlichen Obliegenheiten noch so viel Zeit übrig blieb, daß er sich an den dortigen Lehranstalten weiter ausbilden und unter Anleitung des als Operateur sehr gerühmten Regimentsarztes Dr. Anton Karger in der operativen Chirurgie vervollkommnen konnte. Als in der Mitte Juni 1812 der Befehl zum Aufbruche des österreichischen[WS 1] Auxiliarcorps nach Rußland erfolgte, hatte Mezler bei dem ersten fliegenden Feldspitale gedient, und an mehreren blutigen Schlachten und kleinen Gefechten theilgenommen. Gegen Ende desselben Jahres wurde er in den medicinisch-chirurgischen Lehrcurs an der Josephs-Akademie, den er mit Vorzug absolvirte, einberufen, worauf er nach zurückgelegten strengen Prüfungen am 16. Februar 1815 die chirurgische Doctorwürde erhielt. Während dieser Zeit wurde er auch, 1813, zum Oberarzte befördert. Bei der unerwarteten Rückkehr Kaiser Napoleon’s von der Insel Elba, im März 1815, mußte Mezler mit dem eigenen Regimente in der Eigenschaft als stellvertretender Regimentsarzt den Feldzug nach Frankreich mitmachen. Nach Beendigung des Krieges wurde das Regiment bei dem k. k. österreichischen Occupationscorps eingetheilt und Mezler [199] mit der Leitung des Militärspitals zu Mühlhausen im Elsaß betraut, wobei er alle Zweige der Heilkunst im Civile und Militär mit dem glücklichsten Erfolge übte, und zahlreiche Bekanntschaften mit ausgezeichneten Aerzten und anderen Gelehrten in der nahen Schweiz, in Frankreich und Deutschland anknüpfte. Die Hochschule zu Freiburg ertheilte im Jahre 1818 ihrem ehemaligen Zöglinge das Diplom eines Doctors der Medicin. Mit Ende December 1818 in die k. k. Erblande zurückgekehrt, wurde Mezler als Oberarzt zum 1. Feld-Artillerie-Regimente nach Prag eingetheilt und unterm 1. October 1824 zum Regimentsarzte in demselben Regimente befördert. In dieser Eigenschaft diente er durch 22 Jahre. Ueber seinen Antrag wurde das Graf Clam-Martinitz’sche Palais am Hradschin vom Aerar angekauft, zum Artilleriespital adaptirt und am 1. Mai 1837 bezogen. In Anerkennung seiner Verdienste wurde er schon im Jahre 1840 mit der großen goldenen Ehren- und Verdienstmedaille mit Oehr und Band ausgezeichnet, und ihm dieselbe in feierlicher Weise am 19. März g. J. übergeben. Am 4. März 1846 wurde er bei dem Ausbruche des Aufruhres in Polen als Qua-Stabsarzt nach Krakau beordert, und ihm die Leitung des gesammten Medicinalwesens bei dem zu errichtenden Armeecorps übertragen. Schon nach vierwöchentlichem Aufenthalte daselbst, während welcher kurzen Zeit er für die Errichtung von Spitälern zu sorgen hatte, kehrte er nach Prag in seinen vorigen Dienstposten als Regimentsarzt zurück, bis er im December d. J. zum Garnisons-Stabsarzt in der Festung Theresienstadt befördert wurde. Am 1. Juni 1848 wurde ihm der Posten eines dirigirenden Stabsarztes bei dem hohen Landes-Militär-Commando im Königreiche Böhmen verliehen. In dieser Stellung bewährte er nicht nur seine administrative Tüchtigkeit in einer größeren Wirkungssphäre, sondern that sich auch in den drei schweren Jahren: 1848, 1849 und 1850, in welchen drei mörderische Epidemien: ansteckender Typhus, asiatische Cholera und egyptische Augenentzündung unter dem Militär herrschten, auf das Verdienstlichste hervor. Auf seinen Vorschlag sind vielfache neue Einrichtungen, deren Aufzählung nicht in den Bereich dieses Lexikons gehört, getroffen worden, die von den segenreichsten Folgen sowohl für die Truppen, als auch für die zahlreichen Spitäler waren. Als im Februar 1850 eine Hofcommission zur Untersuchung sämmtlicher Spitäler im Kronlande Böhmen angelangt war, erhielt M., in Würdigung seiner Leistungen, auf Antrag derselben am 16. April 1850 das Ritterkreuz des Franz Joseph-Ordens. Ungeachtet seines so verdienstlichen Wirkens und einer Arbeitskraft, die ihn trotz seines vorgerückten Alters fähig machte, noch ferner mit seiner Einsicht, seiner Erfahrung und erprobten Tüchtigkeit dem Staate zu dienen, wurde M. wider sein Erwarten und gegen seine Absicht – um, wie es im Publicum hieß, seinem Nachfolger Platz zu machen – am 13. Juni 1851 in den Ruhestand versetzt. Mezler hat in der im allgemeinen sehr vernachlässigten militärärztlichen Literatur eine sehr anerkennenswerthe Thätigkeit entfaltet. Die von ihm theils selbstständig herausgegebenen Werke, theils in Fachblättern veröffentlichen Abhandlungen sind: „Sammlung auserlesener Abhandlungen über Kinderkrankheiten, aus den besten medicinischen Zeitschriften und anderen Werken der neueren Zeit zusammengestellt“, 9 Bändchen (Prag 1833–1841, gr. 8°.), [200] die ersten Bändchen in 3. Auflage; – „Franz Xaver Mezler, der Heilkunst Doctor u. s. w., nach seinem Leben und Wirken geschildert. Nebst einigen Notizen über die Mezler’sche Familie“ (Prag 1835, mit Portr., gr. 8°.); – „Die Leistungen des k. k. Artillerie-Spitals zu Prag, nebst vorausgeschickten Betrachtungen über die Gesundheitspflege der Soldaten überhaupt und der Artilleristen insbesondere“ (Prag 1846, mit Portr., 8°.), daraus erschienen größere Fragmente abgedruckt im Jahrgange 1844 von Klenke’s „Allgemeiner Zeitung für Militärarzte“. Außerdem in W. Weitenweber’s Beiträgen, Bd. 3, Heft 1838: „Bemerkungen über das Wechselfieber und dessen Behandlung“; – in der neuen medic. chirurg. Zeitung 1840, Nr. 55–60: „Nekrolog des am 30. Jänner 1839 gestorbenen k. k. Rathes und dirig. Stabsfeldarztes u. s. w. Dr. Jos. Edlen von Sax“; – in Klenke’s „Allgemeiner Zeitschrift für Militär-Aerzte“ 1843, Nr. 17 u. 18: „Uebersicht der Ereignisse und Leistungen im k. k. Artilleriespitale zu Prag während des Militärjahres 1842, nebst praktischen Bemerkungen über einige Krankheitsformen und deren Behandlung“; – Nr. 45, 47; „Gesundheits- und andere Lebensregeln für Soldaten auf dem Marsche“, auch im „Oesterreichischen Soldatenfreund“ 1850, Nr. 154, in der Beilage, abgedruckt; – 1845, Nr. 11 u. 12: „Von der Luft im Allgemeinen und von ihrer Einwirkung auf die Gesundheit der Soldaten insbesondere“; – in der Prager medic. Vierteljahrschrift, Bd. XX: „Nekrolog des am 25. Jänner 1848 verstorbenen k. k. Rathes und jubil. Stabsfeldarztes u. s. w. Dr. Jos. Hauer“; – Bd. XXVII: „Ueber die letzte Typhusepidemie unter den in Böhmen stationirten Truppenkörpern“ – endlich in Professor Kromholz’s „Topographisches Taschenbuch von Prag, zunächst für Naturforscher und Aerzte“ (Prag 1837) und in Weitenweber’s: „Die medicinischen Anstalten Prags“ (Prag 1845) [nach Mezler’s Mittheilungen eine „Beschreibung des k. k. Artillerie-Regimentsspitals in Prag“. Ob M. seine Absicht, die gesammelten Erfahrungen eines 43jährigen Wirkens in ein geordnetes Ganzes zusammenzufassen und niederzuschreiben, verwirklicht hat, ist nicht bekannt. In Anerkennung seiner wissenschaftlichen Leistungen haben ihn die medicinischen und naturforschenden Gesellschaften in Berlin, Brüssel, Dijon, Dresden, Erlangen, Hanau, Leipzig, Lemberg, Marseille, Offenburg, Regensburg, Wien, Würzburg, Zürich u. m. a. zu ihrem Mitgliede erwählt. M. hatte keine eigenen Kinder, aber seit den Jahren 1825 und 1827 ließ er zwei Söhne seines Bruders Ferdinand, der zu Birndorf als Wundarzt lebte, zu Prag und Wien auf seine Kosten erziehen; der eine davon, Franz Xaver, ist als Doctorand der Josephs-Akademie am 20. September 1844 zu Prag gestorben; der zweite, Johann Baptist, ist Doctor der Medicin und Chirurgie, war von 1843 bis 1847 Assistent der chirurgischen Klinik zu Gratz, von 1847 bis 1851 k. k. Districts-Physicus zu Liezen, und seit 1851 k. k. Bezirksarzt zu Weitz; er ist auch Verfasser des Werkes: „Ueber den Einfluss der pathologischen Anatomie auf die praktische Medicin“ (Prag 1841, Haase Söhne, gr. 8°.). Ebenso besorgte Mezler die Erziehung des früh verwaisten Sohnes seines Freundes, des Karl Ritter von Kißling, der nunmehr als Doctor der Rechte, früher Notar zu Neumarkt und Schärding war, seit 1859 aber Advocat zu Linz ist und auch als Fachschriftsteller, [201] unter andern als Verfasser der Werke: „Handbuch der Gerichtsbarkeit außer Streitsachen nach österreichischen Rechten“ (Wien 1859, Braumüller, 8°.) und „Grundzüge der künftigen Justizverfassung mit Motiven“ (Wien 1862, ebd., 8°.) bekannt ist.

Prager medicinische Vierteljahrschrift für praktische Heilkunde. IX. Jahrg. (1852), Bd. IV, S. 1–4. – Bohemia (Prager Blatt, 4°.) 1858, S. 855. – Prager Morgenpost (politisches Blatt in Prag) 1858, Nr. 119. – Prager Zeitung 1840, Nr. 54: „Feierliche Uebergabe der goldenen Civil-Ehrenmedaille“; 1858, Nr. 100: „Nekrolog“. – Außerdem handschriftliche Mittheilungen des Dr. von Mezler in Weitz, des Neffen des Obigen.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: österrechischen.