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BLKÖ:Minisini, Luigi

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Minerbi, Caliman
Band: 18 (1868), ab Seite: 342. (Quelle)
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Minisini, Luigi (Bildhauer, geb. zu San Daniele in Friaul 22. Mai 1817). Da er Talent für die Kunst zeigte, wurde er nach Venedig geschickt, damit er dort die Akademie der Künste besuche. Daselbst bildete er sich in der Schule Zandomeneghi’s, der zu jener Zeit die Bildhauerkunst lehrte. Dort warf er sich mit der ganzen Begeisterung des von der Liebe zur Kunst durchglühten Jünglings auf dieselbe und machte unter der tüchtigen Leitung seines Meisters ausgezeichnete Fortschritte. Seine erste Arbeit, welche allgemeine Anerkennung fand ob der Zartheit der Ausführung und der Sinnigkeit der Idee, war „Das betende Kind“, das symbolisirt kurzweg „das Gebet“ genannt wurde; es stellt ein sechsjähriges Kind in der andächtigen Stellung des Gebetes dar und wurde von Kaiser Nikolaus I. angekauft. Gegenwärtig schmückt es die Gallerie zu St. Petersburg. Dieser folgte, als Seitenstück gleichsam, in der Größe der ersten und gleichfalls aus Marmor: „Das Mitgefühl“, dargestellt durch ein Kind, das einen sterbenden Vogel beweint. Das Werk gelangte in den Besitz der Familie Foscolo in Venedig. Der Ruf des Meisters mehrte sich durch seine trefflichen Arbeiten; die Bestellungen erfolgten von allen Seiten, und hier geben wir nur ein Verzeichniß seiner vorzüglichsten Werke, das bis zu einer bestimmten Periode auf Vollständigkeit Anspruch macht. Diese Werke sind: „Das schlafende Jesukind“, es wurde von einem Engländer aus Liverpool angekauft. Minisini [343] meißelte dann noch ein zweites, dem ersten – mit kleinen Ausnahmen – ähnliches, welches sich viele Jahre im Atelier des Meisters befand; – „Die Schamhaftigkeit“, eine weibliche Statue aus Marmor; dieses ungemein liebliche Werk, das uns ein fünfzehnjähriges Mädchen mit den Zügen der Tugend, die es besitzt, im Angesichte zeigt, wurde auf der Pariser Ausstellung mit der goldenen Medaille ausgezeichnet; – „Die Dankbarkeit“, Statue in Lebensgröße, auf Bestellung der Frau Therese Fabris, verwitwete Rubini, in Udine und für den Friedhof daselbst als Denkmal bestimmt; – „Der H. Augustin“ und „Der H. Ulrich“, zwei überlebensgroße Statuen, beide für den Hochaltar der Kirche zu Pavia in der Provinz Udine bestimmt, und auf Bestellung des dortigen Pfarrers gearbeitet; – „Das Denkmal des Udineser Bischofs Bricito“, es stellt die kolossale Statue des Kirchenfürsten dar; die Vorderwand des Grundsteins zeigt in einem Basrelief Christus, der das Kreuz trägt und dem eine Schaar Engeln auf dem Fuße folgt. Das Denkmal wurde von einer Gesellschaft Udineser bestellt und ist in der Kathedrale der Stadt aufgerichtet; – „Heraklit“ und „Demokrit“, zwei überlebensgroße Statuen, die eine drückt das Weinen, die andere das Lachen aus; beide sind im Auftrage des Marchese Massimo Mangili ausgeführt und befinden sich in seinem Palaste zu Udine; – „Zwei Engel“, Kolossalstatuen in Marmor, sie spielen die Harfe zur Begleitung ihres Gesanges auf die Madonna; sie stehen auf einem Altare in der Kirche della Madonna di Rosa zu San Vito del Tagliamento; – „Die Madonna mit dem Christuskinde, welches der h. Joachim liebkost“, ein Medaillon-Basrelief und eines der gelungensten Werke des Künstlers; – „Ein Engel“, bestimmt für ein Grabdenkmal auf dem Friedhofe zu Triest; – „Das zur Mutter eilende Kind“, eine Marmorgruppe; ein Kind, das seine kommende Mutter erblickt, wirft eine Rose weg, um in die Arme der Mutter zu stürzen, ein Werk von einer Sinnigkeit der Idee und einer Zartheit in der Ausführung, das allgemeine Bewunderung erregte; – „Das Vertrauen auf Gott“, Statue aus Marmor, als Grabdenkmal der Contessa Reali Beretta bestimmt, im Auftrage des Conte Fabio Beretta zu Udine; – „Das Grabdenkmal für Gaspare Gaspari“, eine Marmorgruppe, im Auftrage der Frau des Verstorbenen und aufgestellt zu Latisana, einem Flecken im Udinesischen Gebiete. Minisini, gegenwärtig 51 Jahre alt, zählt zu den ersten Bildhauern der Gegenwart. Anmuth und Lieblichkeit sind die Hauptcharaktere seiner Werke; weniger gelingt ihm der Ausdruck der Kraft und Stärke; er ist ein würdiger Nachfolger des Bildhauers der Grazien, wie Canova genannt worden, und würde wahrscheinlich auch so genannt werden, wenn dieser Name nicht schon vergeben wäre. Teobaldo Ciconi, ein vielgenannter Poet des heutigen Italien, hat den Künstler in einem dithyrambischen Gedichte: „l’arte o l’oro“ betitelt, besungen. Minisini hatte sein Atelier in Venedig, wo es auch jetzt, nachdem Venedig zum Königreiche Italien gehört, noch sein mag. Wenn sein Name in Nagler’s Lexikon fehlt, so erklärt es sich einfach, da zur Zeit, als Nagler’s Lexikon im M stand, des zwanzigjährigen Minisini Name kaum gekannt war. Daß aber in einem so kostspieligen Werke, wie Müller-Klunzinger’s „Künstler aller Zeiten und Völker“ (1857–1864) der Name eines Meisters von Minisini’s Bedeutung [344] vermißt wird, ist mehr denn befremdend.

L’ Alchimista friulano (Udineser Journal, 4°.) Anno V (1854), No. 39: „Dello scultore Luigi Minisini“. – Gazzetta uffiziale di Venezia 1860, No. 159; 1861, No. 135; 1863, No. 126; 1864, No. 154: „Nuove opere di L. Minisini“ [im Feuilleton]. – Frankl (Ludw. Aug. Dr.), Sonntagsblätter (Wien, 8°.) III. Jahrgang (1844), S. 998. – Gemme d’arti italiane (Milano, Venezia e Verona, Ripamonti Carpano, 4°.) Anno VIII (1855), p. 143. – Album esposizione di belle arti in Milano e Venezia (Milano, Canadelli, 4°.) Anno XVI (1854), p. 107, mit der Abbildung der reizenden Statue: „Die Schamhaftigkeit“, im Stahlstich von Gandini.