BLKÖ:Morelly, Franz und Karl, Brüder
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 19 (1868), ab Seite: 84. (Quelle) | |||
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Strauß und Lanner das tanzende Wiener Publicum. Unter diesen dreien hatte der „Wiener Walzer“, der seither die Runde durch die ganze Welt gemacht und noch immer der König der Tänze ist, die Blüthe erreicht. Strauß starb 1849, Lanner, dessen Begräbniß über 20.000 Menschen folgten, noch vor ihm, 1843, und Morelly zehn Jahre nach Strauß, in Ostindien im Jahre 1859. Franz M. ging zweimal nach Ostindien, das zweite [85] Mal, um nicht wieder zurückzukehren. Das erste Mal, durch die englische Compagnie engagirt, reiste er im Jahre 1842 als Regiments-Capellmeister nach Ostindien ab. Seine Frau ging nur bis London mit ihm, sie wollte um keinen Preis weiterreisen, So ging denn Morelly allein über den Ocean. Dort empfing er die Briefe seiner Gattin, welche ihn endlich bewogen, seine glänzende Stellung in Bombay aufzugeben und nach Europa zurückzukehren. Als er nun in Pesth mit der sich so gewaltig nach ihm sehnenden Gattin zusammentraf, trat, wie sein Biograph berichtet, „einer jener Fälle des Schicksalshumors ein, der schon manchem braven Manne passirt ist: er zerzankte sich derart mit seiner Frau, daß dauernde Trennung erfolgte“. Nun lebte er wieder eine Zeit lang in Wien und Pesth, während er neue Unterhandlungen mit der englischen Compagnie anknüpfte, und endlich, etwa 1847, ging er zum zweiten Male nach Asien. Er kehrte nun nicht mehr nach Europa zurück. Die Frankfurter „Didaskalia“ meldet seinen am 17. Jänner 1859 erfolgten Tod, nach Kertbeny wäre er erst am 17. Februar g. J. gestorben. Die Frankfurter „Didaskalia“ nennt ihn Capellmeister bei dem Lord-Gouverneur Elphinstone in Bombay. Seine schmerzliche Krankheit hatte mehrere Monate gedauert. Morelly hat aus Bombay mehrere Briefe an seine beiden Brüder Karl und Ludwig geschrieben, welche in den unten angegebenen Quellen abgedruckt stehen. Morelly hat eine große Menge von Tänzen, Walzern, Quadrillen u. dgl. m. componirt. Rozsavölgyi’s Musikalien-Verlagsverzeichniß in Pesth vom Jahre 1859 führt eine „Bauern-Polka“ von ihm an, die das Opus-Nummer 250 trägt. – Nach seinem Tode trat sein Bruder Karl, der nach Anderen Joseph heißt, in seine Fußstapfen, dirigirte und dirigirt sein Orchester bei Schwender, Dommayer und in anderen Tanzsälen. Beide Brüder, berichtet Kertbeny, glichen sich äußerlich so sehr, daß der überlebende das treueste Porträt des Hingegangenen ist. – In neuerer Zeit ist ein L., nach Einigen Ludwig Morelly als Tanz-Compositeur in Wien aufgetreten, von dem bei Witzendorf in Wien folgende Tänze: „Die Kandidatin. Polka française“, Op. 12; – „D’Matzelsdorfer. Polka“, Op. 14; – „Wiener Carnevals-Abenteuer“, Op. 15; – „Die Schwärmerin. Polka-Mazur“, Op. 16; – „Elite-Polka“, Op. 17; – „Die Volkssänger. Walzer“, Op. 18, alle im Jahre 1860. – „Erinnerung an den Brigitten-Kirchtag, Volksfest-Walzer im Ländler-Style“, 1863 – und „Hilaria-Polka française“, 1864, erschienen sind. Weder Gaßner und Bernsdorf- Schladebach gedenken des Namens Morelly, der doch, als dritter im Kleeblatt Lanner, Strauß, Morelly volksthümlich, in keinem Tonkünstler-Lexikon fehlen sollte, wenn er auch nur ein simpler Walzergeiger war.
Morelly, Franz und Karl, Brüder (Tonsetzer). Zeitgenossen. Franz (geb. zu Wien um das Jahr 1810, gest. zu Bombay im Jänner, nach Anderen im Februar 1859). Morelly beherrschte zu einer Zeit mit- Kertbeny (K. M.), Silhouetten und Reliquien. Erinnerungen an Albach, Bettina, Grafen Louis und Kasimir Batthyany u. s. w. (Prag 1863, I. L. Kober, 8°.) Bd. II, S. 35–44. – Wiener Conversationsblatt (Theater-Zeitung), herausg. von Adolph Bäuerle, 1855, S. 55; 1857, Nr. 165. – Pesth-Ofner Localblatt. VI. Jahrg. (1855), Nr. 181 u. f.: „Schreiben Franz Morelly’s aus Bombay an seinen Bruder Karl Morelly in Pesth“. – Didaskalia (Frankfurter Unterhaltungsblatt, 4°.) 1859, Nr. 66 u. 67.