BLKÖ:Neszméry, Franz Freiherr von

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 20 (1869), ab Seite: 226. (Quelle)
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Neszméry, Franz Freiherr von (k. k. Oberst und Ritter des Maria Theresien-Ordens, geb. zu Magyar-Bér in Ungarn 1747, gest. 21. November 1818). Im Jahre 1765, damals 18 Jahre alt, trat N. als Cadet in das ungarische Infanterie-Regiment Nr. 2, wo er bald durch Convention zum Lieutenant und im März 1783 zum Capitän vorrückte. Mit dem Regimente zog er in den Türkenkrieg und zeichnete sich im Jahre 1788 bei Dubicza und Novi aus. Bei Dubicza, als General Brentano den Feind aus drei Schanzen zu vertreiben suchte, war N. mit seiner Division den Anderen vorausgeeilt und in der Hitze des Gefechts so weit vorgedrungen, daß er mit einem Male allein mit seiner stürmenden Abtheilung der ganzen Macht der Spahis gegenüber stand. Es blieb keine Wahl, entweder Flucht oder Tod. N., ohne sich weiter zu besinnen, beschloß, bis auf den letzten Mann Stand zu halten. Von allen Seiten angegriffen, leistete er heldenmüthigen Widerstand und wies die wiederholten Angriffe des überlegenen Feindes standhaft zurück, so lange seinen Platz behauptend, bis Unterstützungscolonnen herangerückt kamen, welche dann die feindliche Cavallerie niederwarfen und die drei Schanzen, deren Besitz für die Unseren von Wichtigkeit war, erstürmten. Nicht geringeren Heldenmuth bewies er einige Tage später, in der Nacht vom 23. auf den 24. August 1788. Unserer Seits arbeitete man an den Parallelen, was jedoch nur sehr langsam geschah, da der heftige Kugelregen aus der Festung die Arbeiter kaum Stand hatten ließ. Neszméry begab sich nun, um die Leute durch sein eigenes Beispiel aufzumuntern, an eine Stelle, zu welcher sich, da sie eben dem heftigsten Feuer ausgesetzt war, Niemand wagen wollte, und setzte an derselben mitten im Kugelregen mit eigener Hand mehrere Schanzkörbe. Dieses Beispiel wirkte und machte es ihm möglich, bei Errichtung der dritten Parallele die Leute in einer Entfernung von nur zehn Klaftern von der Festungsmauer bei der Arbeit zusammenzuhalten. Am 20. September, als die Schanzen der Unserigen am Berge Culoberdo vom Feinde angegriffen wurden, hielt N. zur Deckung seines Regiments eine Flesche mit seiner Compagnie besetzt. Schon war der größte Theil der Kanoniere getödtet und ein Ersatz für dieselben nicht möglich. Da übernahm N. mit den zweien, noch am Leben gebliebenen Artilleristen selbst die Bedienung der Geschütze und eröffnete ein sehr wirksames [227] Feuer auf den Feind. Aber noch glänzendere Proben seines Heldenmuthes sollte er am folgenden Tage, am 21. September, auf welchen der Sturm auf Novi festgesetzt war, geben. Zugleich mit Hauptmann Osten bot er sich aus eigenem Antriebe zum Sturme an. 140 Freiwillige aus den Regimentern Erzherzog Ferdinand, Preiß und Stain waren vorgetreten, sich von den beiden wackeren Officieren führen zu lassen. Entschlossen rückte diese kleine Sturmcolonne vor und war schon bis in die Nähe der Festung an die Mauern derselben vorgedrungen, als fast gleichzeitig zwei der Anführer der in mehreren Abtheilungen vorrückenden Sturmcolonnen gefährlich verwundet wurden. Auch Hauptmann Osten, schwer getroffen, sank zusammen, das erschütterte den Muth der Stürmenden, deren Zahl immer kleiner wurde. Nur Neszméry wankte nicht, durch Bitten, Drohen, Versprechungen richtete er die Muthlosen wieder auf, die ihm nun weiter folgten. Aber die Zahl derselben war viel zu geringe, um eine ernstliche Wirkung hervorzubringen, die Stürmenden waren nicht im Stande, die Mauern ganz zu ersteigen. Um wenigstens dem Feinde so viel als möglich zu schaden, beschloß N., durch Verbrennung der Schanzkörbe Feuer in die Festung zu bringen. Feldmarschall Loudon selbst versprach dem Muthigen, der dieses Wagestück unternehme, eine ansehnliche Belohnung. Aber Niemand fand sich bereit, dieser Gefahr sich zu unterziehen. Da stellte sich Neszméry selbst zur Ausführung dieses Unternehmens, brachte an geeigneten Puncten die Pechkränze an, welche er mittelst brennender Lunten entzündete und so die Schanzkörbe verbrannte, worauf er sich rasch zurückzog und um die nächste Division Croaten bat, um mit derselben zu neuem Sturme zu schreiten. Er führte sie muthig bis an die Festungsmauer, aber dort von zwei Steinen schwer getroffen und von zwei Kugeln durch den Arm geschossen, stürzte er zurück in die Tiefe. So war auch der zweite Sturm erfolglos geblieben. An seinen schweren Wunden darniederliegend, konnte er leider nicht an dem am 3. October unternommenen glücklichen Hauptsturme theilnehmen. Für seine ausgezeichnete Waffenthat wurde N. in der neunzehnten Promotion (vom 21. December 1789) mit dem Ritterkreuze des Maria Theresien-Ordens geschmückt. Neue Proben seines Muthes und großen Geistesgegenwart gab er im Jahre 1790, als in der Nacht am 20. Juli die zwei Pulverthürme der bereits eroberten Festung vom Feuer ergriffen wurden. Mit den Geräthschaften der von ihm commandirten Division erstickte er vorerst die Flammen und traf sogleich alle nöthigen Anstalten, um einen etwaigen neuen Ausbruch der Flammen zu verhüten. So hat Neszméry, wie es das von Baron De Vins ihm ausgestellte Tapferkeitszeugniß bestätigt, durch seinen Heldenmuth und seine Umsicht von den Truppen und der Stadt großes Unheil abgewendet. Im Jahre 1791 wurde N. zum Oberstlieutenant befördert. Als solcher wurde er in ben Ruhestand übernommen und ihm der Obersten-Charakter verliehen. Nach Hirtenfeld’s Werk über die Maria Theresien-Ordensritter hätte N. den ungarischen Freiherrnstand erhalten. Dem ist nicht so; Neszméry erhielt mit Diplom vom 27. Mai 1806 den erbländischen Freiherrnstand; sein und seiner Familie Namen erscheint gar nicht im ungarischen Adelsarchiv und fehlt in Folge dessen auch in Iván Nagy’s Adelslexikon (Magyarország [228] családai etc.), wo er gewiß, wenigstens in den Supplementen, stehen würde, wenn er den Adel des Landes besäße.

Freiherrnstands-Diplom ddo. 27. Mai 1806. – Hirtenfeld (J.Dr.), Der Militär-Maria Theresien-Orden und seine Mitglieder (Wien 1857, Staatsdruckerei, kl. 4°.) S. 268 u. 1732. – Wappen. Quadrirter Schild. 1 und 4: in Roth ein einwärts gekehrter geharnischter Arm mit einem zum Kampfe erhobenen Säbel; 2 und 3: in Blau ein einwärts gekehrter Kranich von natürlicher Farbe, der mit der einen Zehe den Stein hält. Auf dem Schilde ruht die Freiherrnkrone, auf welcher sich drei gekrönte Turnierhelme erheben. Auf der Krone des mittleren Helms sieht man den geharnischten bewaffneten Arm des Wappenfeldes; auf jener des rechten Helms steht der vorbeschriebene Kranich; und auf jener des linken ein abgeschnittener Türkenkopf mit seinem Rumpfe, den Turban mit schwarzem Federbusch auf dem Kopfe. Die Helmdecken sind rechts roth, links blau, beiderseits mit Silber belegt.