BLKÖ:Peters, Josephine
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 22 (1870), ab Seite: 80. (Quelle) | |||
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Erwähnung verdienen noch:
1. Josephine Peters (gest. zu Gratz am 28. März 1866 im hohen Alter). Sie war eine geborne Hochsinger und an den fürstlich Lobkowitz’schen Hofrath Peters verheiratet. Vortrefflich musikalisch gebildet, besaß sie eine schöne Stimme, die, wäre die Kraft derselben ihrer Lieblichkeit gleichgekommen, der Besitzerin eine Stelle unter den ersten Gesangskünstlerinen ihrer Zeit eingeräumt hätte. Durch die Stellung ihres Gatten und durch ihre feine Bildung kam sie in die höchsten aristokratischen Kreise und behauptete ihren Platz in denselben. Beethoven, der mit der fürstlich Lobkowitz’schen Familie viel verkehrte, lernte in derselben Frau Peters kennen. Die Musik vermittelte bald ein freundschaftliches Verhältniß zwischen dem Tonheros und der Familie Peters, deren in Beethoven’s Biographien auch Erwähnung geschieht. Frau Josephine sang die Lieder Beethoven’s, die dann dieser selbst accompagnirte. Für den Namenstag seiner Freundin componirte B. auch eine Cantate, welche er ihr im Manuscripte überreichte und die sich jetzt im Besitze eines in Prag lebenden Verwandten der Frau Peters befindet. (Nähere und authentische Nachrichten über diesen Verkehr Beethoven’s mit der Familie Peters dürften wir wohl von Herrn Consul Thayer in Triest in seiner musterhaften Beethoven-Biographie – diesem Seitenstück zu Jahn’s „Mozart“ – erhalten.) Auch mit Schubert stand Frau Peters im musikalischen Verkehre und eben die unsterblichen Lieder dieses Meisters trug sie à la camera mit hinreißender Schönheit vor. Nach der Pensionirung ihres Gatten ließ sie sich mit diesem in Peckau (Peggau), einem Marktflecken, drei Meilen von Gratz an der Bahn, nieder und lebte dort auch nach ihres Mannes Tode noch viele Jahre, von 1830 bis 1850, im brieflichem Verkehre mit Musikern, Malern und Dichtern, deren einen und andern sie in ihrem reizenden Tusculum, wenn ihn ein glücklicher Stern dahin führte, empfing und beherbergte; im Uebrigen war sie eine Wohlthäterin der Armen, an denen es in ihrer Nähe nicht fehlte. Sie dichtete auch und schrieb allerlei geist- und gemüthvolle Sachen, die [81] einer Veröffentlichung nicht unwerth wären. Ein von ihr im Jahre 1862 verfaßtes Gedicht: „Mein deutsches Lied“, das der in Wien herausgegebene „Pilger“ 1867, Nr. 2, mittheilte, zeigt in Form, Gedankengang und Ausführung eine über Dilettantismus weit hinausgehende Vollendung. In ihrer nächsten Umgebung, wie in den künstlerischen und literarischen Kreisen, in welchen sie lebte, war sie unter dem Namen „die Hofräthin“ bekannt. Ihr Großneffe, der Geolog Karl Ferdinand Peters, dessen Lebensskizze S. 78 mitgetheilt worden, schreibt in einem an den Herausgeber dieses Lexikons gerichteten Briefe: „Ueber meine Großtante, die auf mein geistiges Leben nicht geringen Einfluß ausübte, wüßte ich vielerlei zu schreiben; die alte Frau ist ein Stück österreichischer Culturgeschichte – aber wohl nur in dieser völlig unterzubringen.“ Es verlohnte sich doch wohl, daß Jemand, der ihr nahe stand, dieser dankbaren Arbeit sich unterzöge. [Fremden-Blatt von Gust. Ritter v. Heine (Wien, 4°.) 1866, Nr. 83 u. 90, unter den „Kunstnotizen“. – Zellner’s Blätter für Musik, Theater u. s. w. (Wien, kl. Fol.) 1866, Nr. 27. – Neue freie Presse (Wiener polit. Blatt) 1866, Nr. 571.] –