BLKÖ:Pirquet von Cesenatico, Anton Freiherr

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Pirmus, Anton
Band: 22 (1870), ab Seite: 339. (Quelle)
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Pirquet von Cesenatico, Anton Freiherr (k. k. Jäger-Hauptmann und Ritter des Maria Theresien-Ordens, geb. zu Pettau in Steiermark 19. Mai 1826, gest. den Heldentod auf dem Schlachtfelde bei Rivoli 22. Juli 1848). Stammt aus einer alten Lütticher Patricierfamilie, über welche die Quellen S. 340 nähere Auskunft geben und ist ein Sohn des Feldzeugmeisters Peter Freiherrn von P. [s. d. Folg. S. 342] aus dessen Ehe mit Johanna Freiin von Mayern. Seine militärische Ausbildung erhielt er in der k. k. Ingenieur-Akademie, dann wurde er, 19 Jahre alt, Lieutenant im 7. Kürassier-Regiment, kam nun als Oberlieutenant zur Infanterie und wurde, nachdem er gemeinschaftlich mit seinem Vater Frankreich, Belgien, Holland und England bereist und auf dieser Reise die verschiedenen militärischen Anstalten und Schießschulen besichtigt und mit ihren Einrichtungen sich bekannt gemacht hatte, nach seiner Rückkehr, im Februar 1848, Hauptmann im Kaiserjäger-Regimente, dessen zweiter Inhaber sein Vater war. Das Regiment befand sich bei Ausbruch der italienischen Revolution im J. 1848 in Mailand. P. kämpfte an der Spitze seiner Compagnie bei der Vertheidigung des Castells sowie bei der Erstürmung der Barrikaden, während der drei Märztage in Mailand und zeichnete sich in den hitzigen Gefechten dieser Tage bei der Einnahme der Häuser, Brücken, Verschanzungen und bei dem Sturme auf Melegnano aus. Als bei Goito am 8. April der Uebergang des Mincio gegen eine 12.000 Mann starke feindliche Truppenmacht vertheidigt werden sollte, war eine in Vorposten aufgelöste Compagnie unseres rechten Flügels in Gefahr, vom Feinde abgeschnitten zu werden. Da unternahm es P., der das durchschnittene Terrain und die Aufstellung genau kannte, aus freien Stücken diese Vorposten zurückzuziehen und that dieß unter dem heftigsten feindlichen Feuer, so daß die Mannschaft eben noch einen Augenblick früher die Brücke erreichte, als diese in die Luft gesprengt wurde. Am 28. und 29. April zeichnete er sich bei Pastrengo aus; dort besetzte er mit seiner Compagnie dem gegebenen Befehle gemäß die Osteria Nuova und vertheidigte sich durch die genannten zwei Tage auf das Hartnäckigste gegen eine überlegene feindliche Macht. Als am 29. die Brigaden Wohlgemuth und Erzherzog Sigismund von dem über 25.000 Mann starken Feinde schwer bedrängt und zum Rückzuge gezwungen wurden, hielt P. auf seinem Posten standhaft aus und hinderte so die geschlossenen[WS 1] feindlichen Colonnen, sich auf unsere retirirenden Truppen zu werfen und ihnen den Uebergang über die Brücke zu vereiteln. Er schlug die Angriffe einer gegen seine Stellung abgeschickten feindlichen Sturmcolonne auf das Kräftigste zurück und wich auch dann nicht, als die Piemontesen, die ihn stärker glaubten, als er wirklich war, das Feuer von acht Geschützen auf die von ihm behauptete Stellung concentrirten. Der weit überlegene Feind drang immer näher gegen ihn und seine Abtheilung vor und rief ihm in verschiedenen Sprachen zu, sich zu ergeben. P., der nun vermuthen konnte, daß unsere Truppen die Brücke bereits überschritten haben, wollte von einer Waffenstreckung nichts wissen, sammelte schnell seine Compagnie, [340] formirte sie in eine Colonne, stellte sich an ihre Spitze und bahnte sich mit dem Bajonnet den Weg durch den Feind; ein Trompeter, drei Unterjäger und mehrere Jäger wurden an seiner Seite von den Bajonnetten der Feinde niedergestochen. Unter steter Verfolgung der Piemontesen erreichte P. die Etschbrücke in dem Augenblicke, als man eben daran war, sie abzutragen. Am 29. Mai gab P. bei der Erstürmung der Verschanzungen von Curtatone neue Proben seiner Tapferkeit; ebenso am Abende des 30. bei der gewaltsamen Recognoscirung vor Goito, wo er unter den Ersten sich befand, welche den vom Feinde stark besetzten Straßendamm erstürmten und den weichenden Gegner in wilder Flucht vor sich trieben; auch auf die vom Feinde besetzten Häuser unternahm er einen dreimaligen Sturm. Am 10. Juni wieder gab er bei der Erstürmung von Vicenza seinen Soldaten ein leuchtendes Beispiel von Heldenmuth. Noch einmal focht er am 22. Juli bei Rivoli mit unvergleichlicher Tapferkeit an der Spitze einer Jäger-Division, unaufhaltsam trieb er den Gegner vor sich her, endlich erstieg er allein die letzte Anhöhe und ertheilte, während ihn die feindlichen Kugeln umsausten, mit lauter Stimme seine Befehle. Seine braven Soldaten beschworen ihn, die gefährliche Stelle zu verlassen, aber unbeugsam behielt P. seinen Platz, bis er, von einer feindlichen Kugel durch die Brust getroffen, zusammenbrach. Mit ungeschwächter Stimme rief er: „Ich bin getroffen! Leute, tragt mich hinab“; am Monumente Napoleon’s machte er unter schmetterndem Hörnerklang das Kreuzzeichen in den Armen eines Jugendfreundes, und „Gott mit Oesterreich“ rufend, hauchte er seine Heldenseele aus. Das Capitel, das noch in demselben Jahre, am 27. November, zusammentrat, erkannte ihm in der 151. Promotion, ihn noch im Tode ehrend, das Ritterkreuz des Maria Theresien-Ordens zu. Drei Jahre später wurden auf Veranlassung des Tiroler Landes-Comité’s seine und die Gebeine von drei anderen, vor dem Feinde gebliebenen Kriegern des Kaiserjäger-Regiments ausgegraben, im Februar 1851 nach Innsbruck überführt und dort in der Franziskanerkirche neben den Gebeinen des unvergeßlichen Andreas Hofer feierlich beigesetzt.

Volks- und Schützen-Zeitung (Innsbruck, 4°.) 1851, Nr. 10, S. 39, im Aufsatze: „Einige tirolische Lorbeerreiser in Oesterreichs Siegeskranze“. – Carinthia (Klagenfurter Unterhaltungsblatt, 4°.) 1856, Nr. 11, im Aufsatze: „Erinnerungen aus dem Jahre 1848“. – Hirtenfeld (J. Dr.). Der Militär-Maria Theresien-Orden und seine Mitglieder (Wien 1857, Staatsdruckerei, kl. 4°.) S. 1505, 1752. – Oesterreichischer Soldatenfreund (Wien, 4°.) Jahrg. 1851, Beilage zu Nr. 35.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: gegeschlossenen.