BLKÖ:Rezáč, Franz Joseph
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 25 (1873), ab Seite: 405. (Quelle) | |||
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Franz Swoboda durch vier Jahre das Gymnasium, 1838 begann er die philosophischen und nach deren Beendung die theologischen Studien, erlangte die philosophische Doctorwürde und Ende Juli 1842 die Priesterweihe. Während seines Aufenthaltes im Priester-Seminar befreundete er sich mit Havliček [Bd. VIII, S. 98], Kratochvil [Bd. XIII, S. 143, Nr. 3] u. A. Nach erlangten Weihen ging er nach Peruc als Caplan, wo er einige Monate blieb, bis er die Caplanstelle zu Hostoun im Schlaner Bezirke erhielt. Nachdem er noch auf einigen anderen Orten in gleicher Eigenschaft thätig gewesen, begab er sich nach Sachsen, wo er in Dresden seinen Landsmann E. Hrabět, Director des dortigen katholischen Gymnasiums, kennen lernte. Im Jahre 1847 kehrte er nach Prag zurück, war in der Seelsorge thätig, bis die Wirren des Jahres 1848 auch ihn mitrissen, worauf er gleich seinem Freunde Franz Nahlowsky [Bd. XX, S. 73] verhaftet und auf dem Prager Schlosse gefangen gehalten wurde. Nach seiner Entlassung erhielt er die Cooperatorstelle bei der Pfarre St. Wenzel in der Prager Neustadt zugleich mit der Seelsorge im k. k. Gefangenhause, welchen Posten er bis zum Jahre 1856 versah, in welchem die Pfarre aufgehoben und die Seelsorge den Ligorianern übertragen wurde. In der Zwischenzeit supplirte er auch in den philosophischen Jahrgängen das Lehramt der Religion und Erziehungskunde. Auf einer im Jahre 1853 unternommenen Reise durch den Kaiserstaat besuchte er die Gefangenhäuser und veröffentlichte seine Ansichten über die Anstalten im Allgemeinen, wie über die Seelsorge in denselben in einer besonderen Schrift [vergleiche das Verzeichniß seiner Schriften auf der nächsten Seite], und während seiner Quiescenz im Jahre 1856 besuchte er auf einer Reise durch ganz Deutschland die verschiedenen Schulen und Unterrichtsanstalten, Lehrer-Seminarien und dergleichen, und seine auf derselben [406] gesammelten Beobachtungen und Erfahrungen theilte er in der Zeitschrift „Škola a život“, d. i. Die Schule und das Leben, mit, welche er im Jahre 1855 in Gemeinschaft mit Wenzel Rozum begründete und bei Rohliček in Prag, 1855 und 1856 zusammen mit Rozum, von 1856 bis 1862 allein und dann mit Wenzel Georg Kratochwil herausgab. Um die Organisation des Unterrichts in Gefängnissen besitzt R. unbestreitbare Verdienste, und wurde sein in dieser Richtung vorgelegter Plan nicht nur gutgeheißen, sondern ihm von Seite des Ministeriums auch die Anerkennung ausgesprochen. So anstrengend sein Dienst in dieser Richtung war, so ließ er sich doch die Sache so angelegen sein, daß er eine ihm verliehene Pfarre ablehnte, um seine Wirksamkeit als Gefängniß-Seelsorger nicht zu unterbrechen, worauf ihm gleichsam zur Entschädigung von allen čechischen Ordinariaten die Spiritualsstelle in der Strafhauskirche zu St. Georg auf dem Prager Schlosse verliehen wurde. Bis zum Jahre 1863 blieb er in diesem anstrengenden Dienste, dann legte er denselben nieder und lebte bis zum Jahre 1866 zurückgezogen in Prag, mit seinen literarischen Arbeiten und mit Angelegenheiten im Schulwesen beschäftigt, unter welch letzteren insbesondere seine Organisation einer höheren Mädchenschule in Prag, sein Entwurf eines Planes für ein Real-Gymnasium auf der Prager Kleinseite u. dgl. m. anzuführen sind. Dann übernahm er die ihm im December 1865 im Berauner Vicariate verliehene Pfarre von Litensk in der Nähe von Prag. Die schriftstellerische Wirksamkeit R.’s umfaßt neben Berufsschriften als Seelsorger vornehmlich das Schulwesen und hat er bisher folgende Schriften herausgegeben: „Mluvnice s pravopisem pro českou mládež“, d. i. Sprachlehre mit Rechtschreibung für die čechische Jugend (2. Ausg. Prag 1849); – „Obraz zemi českoslovanských či Pohled na vlast Čechů, Morowanů, Slezanů a Slováků“, d. i. Gemälde des čechoslavischen Landes oder Blick auf das Gebiet der Čechen, Mährer, Schlesier und Slovaken (4. Ausg. Prag 1847, 1848, 1849 und 1850, Pospišil, mit Karte); – „Xenofon o zprávě obce Athenské. Z řeckého přeložil, původnim textem ...“, d. i. Xenophon von dem Athenensischen Gemeinwesen. Aus dem Griechischen übersetzt, mit dem Originaltexte u. s. w. (Prag 1849); – „Stručné sestaveni a odůvodnění učení katolického co pravého zjevení Božího“, d. i. Kurze Darstellung oder Anleitung des katholischen Unterrichts als der wahren Offenbarung Gottes (Prag 1850, 2. Aufl. Troppau 1866) I – „Vězeňství v posavadních způsobech svých“, d. i. Das Gefängnißwesen in seiner gegenwärtigen Gestalt (Prag 1852); – „Ueber die seelsorgerliche Wirksamkeit in den österreichischen Detentions- und Strafanstalten“ (Prag 1854, 8°.); – „Pobožností k časům a dnům, posvátným týkajicím se tajemství trojjediného Boha ...“, d. i. Andacht für die festliche Zeit des heiligen Geheimnisses der Dreieinigkeit (Prag 1855); – „Andachten für die heiligen Tage und Zeiten des katholischen Kirchenjahres“ (ebd. 1855); – „Sborník. Kalendář učitelský“, d. i. Der Sammler. Schulkalender. Jahrgang 1857 bis 1863 (Prag 1857 u. f.); – „Obecné listy naučné a zábavné“, d. i. Gemeinnützige Blätter für Unterricht und Unterhaltung (Prag 1860 u. 1861,4°.), dieses für die Jugend bestimmte Blatt, wovon 18 Hefte, mit nahezu 100 Abbildungen ausgegeben wurden und das wegen. [407] Mangel an Theilnahme aufhören mußte, zu erscheinen, gab R. in Gemeinschaft mit Dr. Anton Majer und Wenzel Zeleny heraus; – „Bibliotéka učitelská“, d. i. Lehrer-Bibliothek (Prag 1861, 8°.), wie viel von diesem, in Gemeinschaft mit mehreren Schulmännern unternommenen Sammelwerke, dessen erste zwei Lieferungen den Unterricht in der Harmonie und die Physik enthielten, erschienen ist, ist nicht bekannt; – „Kapla sv. Ludmily“, d. i. Die Capelle der heiligen Ludmilla (Prag 1858), eine anläßlich der auf Kosten des Grafen Johann Kolowrat ausgeführten Restauration dieser Capelle herausgegebene Festschrift; – „Národní škola. Týdenník vychovatelský“, d. i. Volksschule. Wochenblatt für Erziehung (Prag 1863); – „Stěpnička. Prvni učeni a cvičení milé mládeže česko-slovanské“, d. i. Das Obstgärtlein, erstes Unterrichts- und Uebungsbuch für die liebe čechische Jugend (Prag 1866), eine in Gemeinschaft mit A. Bulíř herausgegebene Preisschrift, welche aber nicht zu verwechseln ist mit der bei dem Schulblatte „Škola a život“ befindlichen Beilage, welche auch den Titel Stěpnice“, d. i. Der Obstgarten, führt. Neben den schon erwähnten Verdiensten, welche Rezáč um das Gefängnißwesen besitzt, sind auch seine Verdienste als čechischer Schulmann unbestreitbar, wenn sie auch nicht gerade darin zu suchen sind, daß R. aus dem Umstande, weil Kinder deutscher Eltern auch die čechische Sprache verstehen, eine vollkommene Čechisirung der Prager Schulen anstrebte. Er hat für die Hebung des Unterrichts in Böhmen im Allgemeinen sehr Verdienstliches geleistet. Das von ihm in’s Leben gerufene Schulblatt „Škola a život“, nach dem Muster der besten deutschen Schulblätter eingerichtet, ist ein ganz vorzügliches und gut redigirtes Fachblatt; ein ganz besonderes Verdienst besitzt er ferner um die Gründung von Bibliotheken in Böhmen, Mähren, Schlesien und der Slovakei[WS 1], so daß er deren selbst an 300 gegründet, theils ansehnlich vermehrt hat. Die Umschlagblätter des Prager illustrirten Blattes „Světozor“ enthalten ausführliche Nachrichten über diese in Böhmen befindlichen Orts- und Schulbibliotheken. Rezáč ist ferner Mitglied der meisten čechischen Vereine, wie des böhmischen Museums, die Bruderschaften des h. Prokop in Prag, der HH. Cyril und Method in Brünn; er ist Bürger von Prag und seit dem denkwürdigen Jahre unter Belcredi’s Ministerium, in welchem es Ehrenbürgerschaften in Böhmen regnete, Ehrenbürger zahlreicher Ortschaften. R. ist auch Abgeordneter im Landtage für die Wahlbezirke Boleslaw und Nymburg. Die Universität Charkow in Rußland schickte ihm im Jahre 1861 ihr Diplom, und anläßlich der Feier des tausendjährigen Bestandes Rußlands erhielt er den St. Stanislaus-Orden.
Rezáč, Franz Joseph (čechischer Schulmann und Schriftsteller, geb. zu Polěhrad bei Prag 16. Jänner 1819). Sein Pseudonym ist Polěhradsky und von seinem Geburtsorte Polěhrad entlehnt. Die erste Erziehung erhielt er im Elternhause, dann kam er auf die Hauptschule nach Brandeis, um dort, wie sich der „Slovník naučný“ auszudrücken beliebt, mit der Erlernung des Deutschen „gequält“ zu werden! Im J. 1830 ging er nach Prag und besuchte dort unter Professor- Fremden-Blatt. Von Gust. Heine (Wien, 4°.[WS 2]) 1851, Nr. 251. – Narodni listy, d. i. National-Zeitung (Prag, Fol.) 1861, Nr. 8 u. 9, im Feuilleton: „František Jos. Rezáč“. – Slovník naučný. Redaktor Dr. Frant. Lad. Rieger, d. i. Conversations-Lexikon. Redigirt von Dr. Franz Ladisl. Rieger (Prag 1859, Kober, Lex. 8°.) Bd. VII, S. 369.