BLKÖ:Richer, Laurenz Freiherr
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 26 (1874), ab Seite: 24. (Quelle) | |||
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Neipperg, der in den Jahren 1805 bis 1808 Oberst und Commandant desselben war; er kannte aus jener Zeit den tüchtigen, in der Feder besonders geschickten Richer und wählte ihn sofort mit 1. October 1813 zum Adjutanten. Mit dieser Wahl war R.’s Geschick entschieden und in die für seine Zukunft so förderliche Bahn gelenkt. Die erste Gelegenheit zur Auszeichnung vor dem Feinde bot sich dem Lieutenant Richer im Gefechte bei Ruckersdorf vor Sächsisch-Neustadt am 23. September 1813 dar, wo er militärische Einsicht, Kenntniß und Muth an den Tag legte; gleich verdienstlich erwies er sich in der Schlacht bei Leipzig. Feldmarschall-Lieutenant Neipperg hatte kurze Zeit nach dieser Schlacht den Auftrag erhalten, sich an den Hof des Königs Joachim nach Neapel zu begeben. Hier traf er am 31. December ein und acht Tage darauf ward der Allianztractat mit dem hierzu bevollmächtigten Minister Duca di Gallo unterzeichnet und am 3. Februar 1814 ein Waffenstillstand für König Joachim mit Lord Bentink, dem Oberbefehlshaber der englischen, in Sicilien versammelten Truppen, vermittelt. Nicht nur bei dieser Mission, sondern auch bei Gelegenheit der durch Neipperg, mit dem Vicekönig in Castel Schiarino Rizzino wegen der Uebernahme Italiens am 16. April unterfertigten Convention und der bald darauf erfolgten Besitznahme dieses Königreiches durch unsere Truppen leistete Richer, welcher am 13. April außer der Tour zum Oberlieutenant bei Erzherzog Karl-Uhlanen die Beförderung erhielt, sehr nützliche Dienste. Als im Jahre 1815 König Joachim seine Waffen gegen Oesterreich wandte, erhielt Neipperg das Commando einer Division und hatte die feindliche Hauptmacht über Ancona längs dem adriatischen Meere zu verfolgen. In dem Gefechte bei Forli den 24. April, bei Scapezzano unweit Ancona den 1. Mai und bei der durch unsere Armee erfolgten Besitznahme von Neapel zeichnete sich Richer, mittlerweile in das 2. Huszaren-Regiment, dessen Inhaber Neipperg geworden, übersetzt, durch Thätigkeit und Einsicht vortheilhaft aus. Richer kam jetzt an den Hof von Parma, wo sein Chef alle Angelegenheiten dieses Herzogthumes zu leiten hatte; er stand ihm mit unermüdlichem Eifer bei, und als die im Jahre 1821 ausgebrochenen Unruhen in Piemont in der k. k. Armee Errichtungen nothwendig machten, benützte Neipperg die Gelegenheit, dem verdienstlichen Adjutanten seinen Dank durch Beförderung außer seinem Range zum 2. Rittmeister im Regimente zu bezeugen. In dem [25] dießfälligen Ernennungsbefehle vom 30. März 1821 an den Obersten des Regiments, Fürst Auersperg, sagte Neipperg: „Jetzt ist der Augenblick, meinen Adjutanten, der sich so viele Verdienste um den Dienst Sr. Majestät des Kaisers und in mehreren Feldzügen bei mir erworben hat, zu befördern und in einen höheren Wirkungskreis zu bringen. Ich verspreche dem Regimente, nach meinen bis jetzt befolgten Grundsätzen, gewiß kein Unrecht zuzufügen; allein höheres Verdienst zu belohnen, bleibt jedem Inhaber unbenommen.“ Richer überging neun Vormänner. Bei den piemontesischen Unruhen hatte Feldmarschall-Lieutenant Neipperg das Commando aller auf dem rechten Po-Ufer befindlichen k. k. und alliirten Truppen am 15. März übernommen. Am 17. April traf er zu Tortona ein und trug durch dieses rasche Vorrücken zur Herstellung der Ruhe in Piemont kräftig bei. R. hatte auch bei dieser Gelegenheit seine Tüchtigkeit bewährt. Im April 1828 rückte R. zum ersten Rittmeister vor und im October desselben Jahres ward ihm in Anbetracht seiner Verdienste das Ritterkreuz des Ordens der eisernen Krone 3. Classe und am 1. Juni 1829 der taxfreie Ritterstand verliehen. Im Februar 1829 verschied der Feldmarschall-Lieutenant Graf Neipperg. Die Herzogin von Parma, welche Richer’s Talente und Verläßlichkeit in einer langen Reihe von Jahren zu würdigen Gelegenheit hatte, erbat sich seine fernere Belassung an ihrem Hofe; und als die ausgebrochenen Unruhen in Parma den an Neipperg’s Stelle getretenen Obersten Baron Werklein am 13. Februar 1831 zur Flucht aus Parma zwangen, übertrug die Herzogin dem erprobten und energischen Rittmeister Richer die Leitung ihres geheimen Cabinets und jene des Departements der auswärtigen Angelegenheiten. Im März 1831 erfolgte seine förmliche Ernennung zum geheimen Cabinetssecretär und zum Vorstände des Departements der auswärtigen Angelegenheiten, welche Stellen R. nicht nur bis zum Ableben der Herzogin (17. December 1847), sondern auch bei ihrem Nachfolger, dem Herzoge Karl II. von Bourbon, auf dessen Verlangen bis zum 20. März 1848, dem Tage bekleidete, wo die ausgebrochene Revolution den Herzog veranlaßte, seine Staaten zu verlassen. Im August 1834 erfolgte R.’s Ernennung zum überzähligen Major bei Radetzky-Huszaren, 1836 wurde er Oberstlieutenant, im December 1838 Oberst und im Juli 1846 General-Major. Und am 8. Jänner ward ihm von Sr. Majestät dem Kaiser Ferdinand das Ritterkreuz 2. Classe des Ordens der eisernen Krone und in Folge dessen unterm 10. Jänner 1850 der Freiherrnstand zu Theil. Als im Jahre 1848 die Revolution in Oberitalien ausbrach, hielt R. so lange auf seinem Posten Stand, bis jedes weitere Verbleiben nutzlos gewesen wäre. Der Herzog hatte seine Staaten verlassen, R. wollte zur Armee eilen und daselbst Dienste nehmen. Auf dem Wege dahin ward er von den Aufständischen gefangen und befand sich mehrere Monate in bedenklichster Lage, bis Karl Albert ihn aus derselben befreite und zu unsern Vorposten geleiten ließ. Richer begab sich nach Wien, wo er die letzten Tage seines Lebens im Ruhestande verbrachte. Außer der Fürstin und dem Fürsten, denen R. so viele Jahre mit Treue und Ergebenheit gedient und die ihn zu wiederholten Malen mit allen ihnen zu Gebote stehenden Auszeichnungen geschmückt, haben ihn [26] zwei österreichische Monarchen, wie oben erwähnt, ferner Neapel, Sardinien, Belgien und der h. Vater mit ihren Orden geschmückt. So hatte der einfache Student eine Stufe erklommen, welche ungewöhnliche geistige Vorzüge bedingte. Richer bildete sich erst im Laufe seiner militärischen Laufbahn; sein heller Geist und sein durchdringender Verstand kamen ihm zu Hilfe, er verlegte sich in jenen Jahren, wo die Mehrzahl davon absieht, auf die Wissenschaften und machte sich vor Allem die französische und italienische Sprache eigen, die ihm in seiner Stellung unerläßlich war; er schrieb beide so ausgezeichnet correct, wie die deutsche und seine Muttersprache, die ungarische. Sein Concept war klar, bündig und verständig[WS 1], mehr soldatisch als diplomatisch. Mit diesen Vorzügen verband er eine schöne äußere Erscheinung und einen liebenswürdigen Charakter als Mensch. Seine Gattin Albertine Ballian, eine Oberarztenswaise, hatte er als Wachtmeister im Jahre 1808 kennen gelernt und sie, treu dem gegebenen Worte, 15 Jahre später zum Traualtare geführt. Aus dieser Ehe, welche nur zwei Jahre währte, stammt ein Sohn Albert, Officier in der kaiserlichen Armee.
Richer, Laurenz Freiherr (k. k. General-Major, geb. zu Tinnye bei Gran im Pesther Comitate 12. November 1787, gest. zu Wien 27. August 1856). Der Sohn eines unbemittelten Pächters. Der Vater erzog ihn nach besten Kräften; er ließ ihn die Schulen zu Gran und Pesth besuchen. Doch der unwiderstehliche Drang zum Militär vereitelte die Beendigung der begonnenen juridischen Laufbahn, denn schon am 6. Februar 1806 trat R. freiwillig als Gemeiner in das 1. Huszaren-Regiment Kaiser ein. Hier war er bald Unterofficier geworden, aber trotz der Kriege vom Jahre 1809 und 1813, in welchen das Regiment thätigen und ausgezeichneten Antheil nahm, konnte R. doch erst bei der im folgenden Jahre eingetretenen Vermehrung der Armee zur Officierscharge gelangen. Das Regiment stand bei Eröffnung des Feldzuges 1813 in der Brigade des General-Majors Grafen- Ritterstands-Diplom ddo. 1. Juni 1829. – Freiherrnstands-Diplom ddo. 10. Jänner 1850. – Oesterreichischer Militär-Kalender. Herausg. von J. Hirtenfeld (Wien kl. 8°.) X. Jahrg. (1859), S. 113. – Militär-Zeitung (Wien, 4°.) 1856, Nr. 82, S. 658: Nekrolog. – Freiherrn von Richer’s Grabdenkmal. Freiherr von Richer liegt in Wien auf dem St. Marxer Friedhofe begraben. Sein Sohn ließ ihm ein Denkmal setzen, welches mit der Büste des Vaters aus Alabaster geschmückt ist. Das Denkmal ist ein Werk des Bildhauers Schwarzer. – Wappen. Ein goldener, von einem schmalen rothen Querbalken getheilter Schild, in dessen oberer Hälfte ein rother, auf der Theilung aufrecht schreitender Löwe mit ausgeschlagener rother Zunge, in der rechten Vorderpranke einen blanken Säbel an goldenem Gefäße zum Streiche schwingend. In der unteren Hälfte zwei rechtsschräge Balken. Auf dem Schilde ruht die Freiherrnkrone, auf welcher sich drei gekrönte Turnierhelme erheben. Die Krone des mittleren Helms trägt einen schwarzen rechtsgekehrten Adler mit ausgespannten Schwingen und ausgeschlagener rother Zunge; aus der Krone des rechten wächst der vorbeschriebene rothe Löwe; die Krone des linken trägt einen geharnischten Arm, dessen bloße Hand eine goldene Krone hält. Die Helmdecken des rechten und des mittleren zur rechten Seite sind roth, des linken und des mittleren zur linken Seite blau, allseitig mit Gold unterlegt. Das Ritterstands-Wappen war dem freiherrlichen in Allem gleich, nur der Helmschmuck mit dem geharnischten Arm und der Krone fehlte, der Adler befand sich auf der Krone des rechten, der Löwe auf jener des linken Helms.
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Vorlage: verstänständig.