BLKÖ:Rotter, Joseph Arthur

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
Nächster>>>
Rotter, Ludwig
Band: 27 (1874), ab Seite: 164. (Quelle)
[[| bei Wikisource]]
in der Wikipedia
Joseph Arthur Rotter in Wikidata
GND-Eintrag: 1042731136, SeeAlso
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Rotter, Joseph Arthur|27|164|}}

Rotter, Joseph Arthur (Regenschori an der Pfarre in Neulerchenfeld in Wien, geb. zu Pickau in Oesterreichisch-Schlesien 6. August 1832). Sein Vater war Schullehrer, nebstbei aber ein geschickter Musicus, der in Pickau die Kirchenmusik dirigirte. Unter Anleitung seines Vaters erhielt R. Unterricht im Gesange, Clavier und Violinspiel, später auf der Flöte, dem Clarinett und Waldhorn. [165] Auch begleitete er den Vater öfter nach Jägerndorf zu Quartett-Productionen und lernte auf diese Weise die Werke der musikalischen Classiker Beethoven, Haydn, Mozart u. A. kennen. Dem Schicksale, Tischlerlehrjunge zu werden, wozu R. bereits bestimmt war, entging R. nur durch den Zufall, daß dem Vater ein Programm der musikalischen Fundation im Kloster der Augustiner zu Altbrunn zu Gesicht kam, welchem zufolge 13 Zöglinge dort volle Verpflegung fanden, dafür aber die Kirchenmusik bei den Hochämtern zu besorgen hatten. Als Aufnahmsbedingung war eine gut abgelegte Prüfung im Gesange, in einem Blech- und Streichinstrumente erforderlich. Nach Lesung dieses Programms warf der Vater die Tischlerjungen-Idee über Bord und reiste mit dem 13jährigen Sohne nach Brünn, wo Letzterer vor dem Regenschori des Augustinerklosters P. Philipp Gabriel eine so zufriedenstellende Prüfung ablegte, daß er sofort in die Fundation aufgenommen wurde. Dieß geschah Ende October 1845. Nun bildete sich R. selbst wieder weiter, übte sich insbesondere auf dem Piano, der Violine und dem Horn, lernte, da er bei den Ausführungen großer Meisterwerke selbstthätig mitwirkte, die Jahreszeiten Haydn’s, dessen Schöpfung, Mendelssohn’s Antigone u. m. a. kennen und lebte sich immer mehr und mehr in die Kunst, die er so sehr liebte, hinein. Indessen setzte er auch die Studien am Gymnasium, in das er mittlerweile getreten, fleißig fort und bei seinen tüchtigen Fortschritten in der Musik geschah es nicht selten, daß er den Auftrag erhielt, die Musikproben zu Hochämtern und dann auch die Aufführungen selbst zu leiten. Nachdem er die Studien in Brünn beendet, trat er aus dem Stifte und übernahm, auf sich selbst angewiesen, eine Erzieherstelle, die er jedoch nur anderthalb Jahre versah, da er einen beständigen Dienst zu erlangen suchte. Diesen fand er, indem er bei der k. k. Postdirection in Brünn eintrat, wo er einen Monat später als Postaccessist mit 300 Gulden angestellt wurde. Er kam nun in verschiedene Poststationen, wo ihm überall sein musikalisches Talent Zutritt in gute Familien und überhaupt eine angenehmere Stellung bereitete, als dieß unter anderen Umständen der Fall gewesen wäre. Fünf Jahre verlebte R. im Postdienste und hatte es in Allem zu einem Gehalte von 500 fl. gebracht, und da ihm der Dienst bei seiner sich stets steigernden Neigung zur Musik hinderlich war, so erbat er sich die Entlassung, die er auch im November 1860 erhielt. Nun begab er sich nach Wien, wo ihm der Musikunterricht seinen Lebensunterhalt verschaffte, bis er im Jahre 1863 als Domsänger (Bassist) nach Raab in Ungarn kam, wo er 1867 Capellmeister und Professor des Gesanges an der dortigen Musikschule, 1868 Regenschori an der Pfarrkirche der PP. Benedictiner und dann Chormeister des dortigen Gesangvereins Györi Műkedv. ifz. Dalkőr wurde. In dieser Eigenschaft wirkte R. mit allem Eifer für die Förderung des Raaber Musiklebens, veranstaltete Concerte, viele zu wohlthätigen Zwecken, gewann Freunde zur Constituirung einer Kammermusik, die es ihm ermöglichte, während eines Winters neun Quartett-Productionen zu veranstalten, in welcher R. selbst das Cello spielte. Für diese Bestrebungen seinerseits kamen ihm aber die Presse, die Bevölkerung der Stadt, seine Vorgesetzten und selbst der Raaber Bischof Dr. Johann Zalka in anerkennender Weise entgegen. Nach [166] einer sechsjährigen, ihm unter erwähnten Verhältnissen liebgewordenen Thätigkeit in Raab riefen ihn 1869 Familienverhältnisse nach Wien. Dort wurde R. zunächst Mitglied des Wiener Männergesang- und des Sing-Vereins, dann Chormeister der Gesangvereine „Wiener Liedgenossen“ und „Gutenbergbund“, im Juli 1870 Regenschori an der Pfarre in Altlerchenfeld, im August d. J. artistischer Director des Altlerchenfelder Kirchenmusikvereins, 1872 Regenschori in Neulerchenfeld. Ueberdieß leitet R. eine öffentliche Musikschule. Die Chormeisterstelle bei den „Liedgenossen“ und beim „Gutenbergbunde“ hat R. wegen Ueberbürdung mit Geschäften zurückgelegt, hingegen nimmt er an den Aufführungen des Männergesang- und des Sing-Vereins noch immer thätigen Antheil. Da ihn seine musikalischen Directionsgeschäfte stark in Anspruch nehmen, bleibt ihm nur wenig Muße zu eigenen Arbeiten, dennoch hat er schon mehrere Chöre für Männergesang-Vereine, dann kleinere Kirchenstücke, als Tantum Ergo, Gradualien und Offertorien theils mit Harmonie, theils für Männer- und gemischte Chöre geschrieben, die jedoch noch ungedruckt sind.