BLKÖ:Rottmayr von Rosenbrunn, Johann Michael

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Rottmayer, Michael
Band: 27 (1874), ab Seite: 171. (Quelle)
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Rottmayr, auch Rothmayr von Rosenbrunn, Johann Michael (Maler, geb. zu Laufen bei Salzburg um das Jahr 1660, gest. zu Wien 25. October 1730). Die Nachrichten über seine Lebensumstände bedürfen noch einer kritischen Untersuchung. Nachdem er in Salzburg die erste Ausbildung erhalten, ist er im Jahre 1685 nach Wien gekommen, wo er den vollständigen Unterricht in der Kunst erhielt. Dudik hingegen erzählt in den „Oesterreichischen Blättern“ – ohne übrigens die Quelle anzugeben, aus welcher er die von mir nirgend anderswo gefundene Nachricht geschöpft – daß er seine ersten Jahre in Böhmen zugebracht und dort auch den Unterricht genossen, ferner, daß er um das Jahr 1700 in Mähren gelebt habe. Gewiß ist, daß er sich längere Zeit in Venedig aufgehalten und den Unterricht des seiner Zeit berühmten Johann Karl Loth (Carlotto) [nicht, wie es im Meyer’schen „Conversations-Lexikon“, II. Abthlg. 7. Band, S. 446, heißt: von Karl Loch], der auf seinem Grabsteine „Suorum temporum Apelles“ genannt ist, genossen habe. Seinen Wohnsitz hatte Rottmayr in Wien, wo ihn die Kaiser Leopold I. und Joseph I. zu ihrem Hofmaler und Kaiser Karl VI. zu seinem Kammermaler ernannt haben. Von Wien aus machte er, um den an ihn [172] ergangenen Aufträgen zu folgen, Reisen nach Salzburg, wo er, nach der dort befindlichen größeren Zahl von Gemälden von seiner Hand zu schließen, sich längere Zeit aufgehalten haben muß, dann nach Bayern, Böhmen, Mähren, Schlesien, wo sich überall Werke seines Pinsels befinden. Eine vollständige Uebersicht derselben ist jetzt kaum mehr möglich, aber im Folgenden sollen die wichtigsten angegeben werden. Im Erzherzogthum Oesterreich u. d. Enns und zunächst in Wien befinden sich, u. z. in der St. Stephanskirche: „Der h. Karl Borromäus“, Altarblatt (1728); – „Eine heil. Familie“; – „Der h. Michael“ und „Der h. Franziscus“, auf Seitenaltären; – in der St. Peterskirche auf dem gleichnamigen Platze: „Der h. Franziscus Salesius, einen Todten erweckend“, Altarblatt in einer Seitencapelle; ferner sind die Kuppel der Kirche und die gewölbten Decken der Seitencapellen von seiner Hand al fresco gemalt; – in der Franziskanerkirche auf dem gleichnamigen Platze: „Die unbefleckte Empfängniss“, Altarblatt; – in der St. Ruprechtskirche das Hochaltarblatt; – in der Karlskirche auf der Wieden: die Kuppel der Kirche al fresco, die „Aufnahme des h. Karolus in die Herrlichkeit der Verklärten“ vorstellend, wofür er 7000 fl. erhielt; – in der Paulanerkirche ebenda: „Die Kreuzigung Christi“, Hochaltarblatt; – in der Kirche des k. k. Waisenhauses in der Alservorstadt: „Der h. Karl Borromäus“, Seitenaltarblatt; außerdem befinden sich in mehreren Palästen und größeren Privatgebäuden Wiens einige Deckengemälde von R.’s Hand; so sind der Plafond im großen Rathsaale des Magistratsgebäudes in der Wipplingerstraße, ferner jener in der Fürst Liechtenstein’schen Gemälde-Gallerie in der Roßau, dieser ein wahres Meisterwerk; der große Saal in Schönbrunn in Fresco und in Oel von ihm gemalt; auch besitzt die Ambraser Sammlung mehrere Gemälde von R.; die Belvedere-Gallerie: „Die Opferung der Iphigenie“, großes Bild, die Figuren nahezu Lebensgröße; – das Stift Heiligenkreuz nächst Baden mehrere Gemälde; – in der Pfarrkirche zu Hietzing nächst Schönbrunn befinden sich: „Der h. Joseph“ und „Die Kreuzigung Christi“, zwei Altarblätter; – in der Pfarrkirche Maria Lanzendorf die Altarbilder in Oel und die Fresken an Wänden und Decke; – im Stifte Melk: in der Stiftskirche der Plafond und die Kuppel; die Altargemälde: „Der h. Michael“, – „Die Geburt Christi“ und „Die Taufe Christi“; – in Oesterreich ob der Enns in Kleinmünchen in der St. Quirinuskirche: „Der h. Quirinus“; – in der Stiftskirche des Klosters Schlierbach: „Der h. Bernhard“ (1698); – „Die h. Katharina“ (1697), Seitenaltarblätter; – in der Stiftskirche des Klosters St. Florian: „Der h. Augustin“, Seitenaltarblatt; – im Herzogthum Salzburg, u. z. in Salzburg selbst in der Cajetanerkirche: „Die h. Anna“, Altarbild auf der Evangelienseite; – „Die h. Familie“ auf der linken Seite; ferner die Fresken des Plafonds, welche das optische Kunststück darbieten, daß die aus dem Flusse trinkenden Thiere – Lamm, Hund und Esel – den Hals nach dem Standpuncte des Besichtigers zu wenden scheinen; – in der Franziskanerkirche: „Derr h. Franziscus“, auf der Epistelseite neben der Sacristeithüre; – in der Universitätskirche: „Der h. Karolus Borromäus“ und „Der h. Benedict“, ersterer auf dem Mittelalter der Evangelienseite, letzterer auf jenem der Epistelseite; – in der Augustinerkirche zu Mülln: „Der h. Nikolaus von [173] Tolentino“, in der ersten Capelle auf der Evangelienseite; – in der St. Johannes-Spitalskirche zu Mülleck: „Der h. Johannes der Täufer“, – „Die h. Barbara“, – „Die h. Katharina“ und „Christi Himmelfahrt“, vier Altarblätter, auf den Seitenaltären; – in der Kirche der Vorstadt Nonnthal: „Der h. Erhard, Bischof von Regensburg, tauft die heidnische Ottilie“; – in der Winterresidenz die Fresken auf den Plafonds im Kaiser- und im Harrachsaale; – in der Sommerreitschule die Fresken auf dem Plafond; in dem jetzt dem ehemaligen Reichsraths-Abgeordneten Alexander Schindler gehörigen Schlosse Leopoldskron: „Die keusche Susanna“, ein kleineres Bild, – „Marsias, geschunden von Apoll“, aus welchem sie doch in das städtische Museum gebracht worden sein sollen; – „St. Veit“, – „Der Erlöser und Maria“, halbe Figuren, – „Der h. Hieronymus“ und „Die h. Magdalena“, – „Christus am Kreuze“; überdieß sollen „Der englische Gruss“ auf dem Karolusaltare in der Franziskanerkirche, – „Die Urtheile des Salomo und Daniel“ im Gemache des Rathhauses, in welchem der Stadt-Magistrat sich zu versammeln pflegte, und die „Freske“ an der Decke ober der Treppe im Mirabellpalaste von R.’s Hand sein; wohin aber das in dem vormals bestandenen St. Salvatorskirchlein befindlich gewesene Seitenaltarbild: „Christus am Kreuze“, das auch von R. gemalt ist. gekommen, ist nicht bekannt; – im Stifte Michaelbeuern in der Klosterkirche „Die Auferstehung Christi“; – in Tirol auf dem städtischen Gottesacker an der Rissi’schen Grabstätte: „Maria mit dem Leichnam des Erlösers“; – in Mähren in der Schloßkirche des Marktes Frain: das Deckengemälde in Fresco: „Der Sturz der Engel“; – in Böhmen, und zwar zu Prag in der Cajetanerkirche: „Der h. Cajetan“, – das Frescogemalde im Saale des Graf Thun’schen Hauses auf der Kleinseite, „Szenen aus dem trojanischen Kriege“ vorstellend, dasselbe wurde aber durch den Brand am 27. August 1794 gänzlich zerstört; – zu Cholticz die Fresken der Graf Thun’schen Schloßcapelle. In Steiermark besitzt das Joanneum zu Gratz einige seiner Bilder. Außerhalb Oesterreich befinden sich zu München von R.: „Loth mit seinen Töchtern“ – „Christus vor Pilatus“, ferner verschiedene Gemälde im Dome zu Passau, in der Klosterkirche zu Raitenhasloch, in der Karmeliterkirche zu Regensburg; in der Jesuitenkirche zu Breslau sind von ihm ihm Jahre 1696 gemalt die Fresken in den drei großen Feldern des Hauptgewölbes; zu Pommersfelden im großen Saale die Fresken des Plafonds. Was nun seine künstlerische Bedeutung anbelangt, so werden seine Werke, obgleich sie sich immer als die eines wirklichen Künstlers darstellen, sehr ungleich befunden, und sind, wie Nagler bemerkt: „schlechter, wenn er schlecht bezahlt wurde, was oft der Fall war“. Im Ganzen bekundet sich in ihnen der Mann von nicht gewöhnlichem Talente, das durch den zu seiner Zeit bereits eingetretenen Verfall der Kunst bedeutend geschädigt wurde. Er malte mit gleichem Geschick in Oel und Fresco, und war überhaupt ein tüchtiger Praktiker. Im Uebrigen ist sein Pinsel keck und breit, seine Erfindung glücklich, nur will man bemerkt haben, daß die Hälse an seinen Figuren gewöhnlich zu lang seien, was wohl auf einer einseitigen Beobachtung beruhen mag. Gewöhnlich erscheint er mit dem Taufnamen Johann Franz Michael. Den Namen Franz bezeichnet Schlager in seinen „Materialen zur österreichischen Kunstgeschichte“ im „Archiv für Kunde [174] österreichischer Geschichtsquellen“, Bd. V (1850), S. 753, für irrig. Das meist angegebene Sterbejahr 1725 oder 1727 ist gleichfalls falsch und durch Bergmann nach dem Wiener Diarium sein Sterbedatum auf den 25. October 1730 festgestellt worden. Auch seine Freiherrnwürde muß in Abrede gestellt werden und dürfte aus der Abkürzung seines Taufnamens Franz in Fr. entstanden sein. R. wurde im Jahre 1704 mit dem Prädicate von Rosenbrunn nur in den einfachen Adelstand erhoben.

Adelstands-Diplom ddo. Wien 21. Juli 1704. – Lipowsky, Bairisches Künstler-Lexikon, Bd. II, S. 50. – Tschischka (Franz), Kunst und Alterthum in dem österreichischen Kaiserstaate (Wien 1836, Fr. Beck, gr. 8°.) S. 393. – Wiener Zeitung 1861, Nr. 60, S. 909: „Der alte Landtagssaal in Prag“. – Pillwein (Benedict), Biographische Schilderungen oder Lexikon Salzburgischer, theils verstorbener, theils lebender Künstler u. s. w. (Salzburg 1821, Mayr, kl. 8°.) S. 197. – Nagler (G. K. Dr.), Neues allgemeines Künstler-Lexikon (München 1839, Fleischmann, 8°.) Bd. XIII, S. 478. – Oesterreichische Blätter für Literatur und Kunst, Geschichte, Geographie und Statistik. Beilage zur Wiener Zeitung. Herausg. von Dr. Adolph Schmidl (Wien, gr. 4°.) I. Jahrgang (1844), IV. Quartal, S. 616, in Dudik’s Artikel: „Kunstschätze aus dem Gebiete der Malerei in Mähren“. – Mechel (Christian v.), Verzeichniß der Gemälde der K. K. Bilder-Gallerie in Wien (Wien 1783, Rud. Gräffer d. Ä., 8°.) S. 297 u. 377. – Porträt. Das von ihm selbst in Oel gemalte Bildniß befand oder befindet sich noch im Schloß Leopoldskron bei Salzburg. – Wappen. Quadrirter Schild mit Herzschild. 1 und 4: in Gold ein aus der Theilungslinie hervorstehender halber Adler; 2 und 3: in Roth auf einem schräg gezogenen silbernen Querbalken eine rothe Rose. Herzschild: In Blau ein rother Marmorbrunnen, an dem das aus der Mitte hoch aufspringende Wasser nach allen Seiten der Brunnenschale herabfließt. Auf dem Schilde ruht ein gekrönter Turnierhelm zwischen mit ihren Sachsen einwärts gehenden Adlerflügen, deren rechter schwarz über Gold und linker Silber über Roth quergetheilt ist. Die Helmdecken sind rechts roth mit Silber, links schwarz mit Gold unterlegt.