BLKÖ:Sailer, Heinrich Friedrich
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Sailer, Peter | ||
Band: 28 (1874), ab Seite: 72. (Quelle) | |||
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Lorenz Stein, begann er bald, durch diesen angeregt und ermuthigt, sich in selbstständigen Forschungen auf dem Gebiete der Volkswirthschaft zu versuchen. Das Feld, welches er sich für diese Bestrebungen wählte, war ein sehr schwieriges und fast noch völlig unangebautes: Sailer hatte es sich vornehmlich zum Ziele gesetzt, die volkswirthschaftlichen Zustände seiner Heimat im Mittelalter zu beleuchten und so eine höchst empfindliche Lücke in der Geschichte der vaterländischen Cultur auszufüllen. Nach beendeten Studien war er einige Zeit als unbesoldeter Advocaturs-Concipient beschäftigt, gab aber bald diese Stellung auf, um sich als Privatgelehrter ausschließlich seinen Forschungen hinzugeben. Mit aufopferndem Fleiße sammelte er durch Jahre hindurch aus gedruckten und ungedruckten Quellen (besonders auch in dem reichen Archive des Stiftes Klosterneuburg) Materialien zur Ausführung dieses Vorhabens. Leider sollte es ihm nicht beschieden sein, die Früchte seines emsigen Forschens und Sammelns auch reifen zu sehen. Nur ein [73] paar Bruchstücke seiner weitreichenden Untersuchungen sah er gedruckt. Außer einem durch Sailer’s allgemeines Interesse für Literatur- und Culturgeschichte veranlaßten Artikel: „Oesterreichische Soldatenlieder aus dem 17. Jahrhunderte“, in R. Prutz’ Deutschem Museum, Jahrgang 1863, Nr. 7 u. 8, sind nur noch zu nennen: „Zur österreichischen Münzgeschichte“, im Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit (Organ des germanischen Museums, Nürnberg, 4°.) Bd. XI, Jahrg. 1864, Sp. 242–245; – „Ueber das Gewicht der alten Wiener Mark und ihr Verhältniß zur cölnischen Mark“, in den Blättern für Landeskunde von Niederösterreich (herausgegeben vom Verein für L. v. N. Ö., Wien, gr. 8°.) II. Jahrg. (1866), S. 21 u. f., und endlich eine eingehendere Besprechung von H. Zeibig’s „Urkundenbuch des Stiftes Klosterneuburg“, im Jahrg. 1869 der Wiener Zeitung. Die Studien über Münzgeschichte standen im engsten Zusammenhangs mit Sailer’s Bemühungen um die Erforschung der volkswirthschaftlichen Zustände des mittelalterlichen Oesterreichs. Da auf dem Gebiete der österreichischen Münzgeschichte fast Alles noch brach lag, so galt es, aus den Quellen selbst jene Kenntniß zu gewinnen. Seit 1867 an einem Lungenübel erkrankt, vollendete er noch mit dem letzten Reste seiner Kräfte eine Abhandlung über diesen Gegenstand, welche der geplanten größeren Arbeit als Vorläufer dienen sollte, erlag jedoch seinen Leiden, während der Druck derselben vorbereitet wurde. Er starb während seines Sommeraufenthaltes zu Weidling nächst Klosterneuburg im Alter von erst 32 Jahren und wurde auf dem dortigen Friedhofe beerdigt, wo auch Lenau und Hammer-Purgstall ruhen. Die erwähnte Abhandlung erschien in den Blättern des Vereins für Landeskunde von Niederösterreich 1869, Nr. 8 u. 9, S. 111–131, und daraus auch besonders abgedruckt unter dem Titel: „Niederösterreichische Münzwerthe im XIV. Jahrhunderte. Ein Versuch“ (Wien 1869, 23 S. 8°.). So gering der Umfang des Schriftchens ist, so viel von mühsamem Fleiße und gelehrtem Scharfsinne ist darin aufgewendet. Das wurde denn auch öffentlich von Seite vieler Fachmänner anerkannt. Der Aufgabe, das höchst werthvolle, von Sailer aufgespeicherte und theilweise auch schon bearbeitete Materiale zu sichten und seiner Verwerthung zuzuführen, hat sich sein Freund Albert Horawitz im Vereine mit Dr. Karl Rieger unterzogen und auch bereits ein auf diesen Vorarbeiten beruhendes Heft veröffentlicht, betitelt: „Zur Geschichte der volkswirthschaftlichen Verhältnisse Oesterreichs. I. Geschichte der Preisbewegung in Niederösterreich im vierzehnten Jahrhunderte“ (Separatabdruck aus den Blättern des Vereins f. Landeskunde von Niederösterreich 1870) (Wien 1871, 48 S. 4°., mit einer Widmung an Wilhelm Roscher). Auch zu einem gleichbetitelten Aufsatze in Hildebrand-Conrad’s „Jahrbüchern für Nationalökonomie“, XVIII. Bd. (Jena 1872, Mauke, 8°.) S. 215 u. f., hat Horawitz den Sailer’schen Nachlaß benützt und bei dieser Gelegenheit neuerdings wieder weitere Mittheilungen daraus verheißen, welche in Beiträgen zur Geschichte des Zunftwesens und in einer Geschichte der Preisbewegung im 15. und 16. Jahrhunderte bestehen werden.
Sailer, Heinrich Friedrich (Schriftsteller, geb. zu Wien 1. Juni 1837, gest. zu Weidling nächst Klosterneuburg 13. August 1869). Der Sohn eines Wiener Bürgers; erlangte seine Vorbildung am Josephstädter Gymnasium daselbst und bezog sodann die Wiener Hochschule, zunächst um den juridischen Studien obzuliegen, neben denen er jedoch auch philologische (speciell germanistische) und historische Collegien cultivirte. Mit besonderer Vorliebe betrieb er das Studium der Nationalökonomie. Ein Zuhörer von- Oesterreichische Wochenschrift für Wissenschaft, Kunst und öffentliches Leben (Beilage zur kais. Wiener Zeitung vom 28. Februar 1863), S. 278 u. f. – Literarisches Centralblatt für Deutschland, herausg. von Friedrich Zarncke (Leipzig, Avenarius, [74] 4°.) Jahrg. 1869, Sp. 1080; 1870, S. 518; 1871, Sp. 798 (von G. Schmoller). – Hildebrand’s Jahrbücher für Nationalökonomie und Statistik (Jena 1869, Mauke, 8°.) Bd. XIII, S. 276–278 (von G. v. Ohms). – Archiv für österreichische Geschichte (Wien, 8°.) XLI. Bd. (1869), S. 249, von A. Luschin; XLIV. Bd. (1871), S. 516, von A. Huber [in vorstehenden Blättern Kritiken über Sailer’s Schriften]. – Biographische Nachrichten über Heinrich Friedrich Sailer verdanke ich der gütigen Mittheilung seines Schulkameraden und langjährigen Freundes Joseph Maria Wagner und Herrn Professor A. Horawitz, welch Letzterer, gleichfalls S.’s Freund, dessen Nachlaß ordnet und edirt. – Neue freie Presse 1869, Abendblatt vom 14. August. – Propileen (Münchener Literaturblatt, 8°.) 1869, S. 888. – Sybel’s Historische Zeitschrift, 1870, I. Heft, S. 21 u. f. –