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BLKÖ:Schmelzern von Wildmannsegg, Johann Freiherr

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Schmelzer, Joseph
Band: 30 (1875), ab Seite: 169. (Quelle)
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Schmelzern von Wildmannsegg, Johann Freiherr (k. k. General-Major und Ritter des Maria Theresien-Ordens, geb. zu Prag 1761, gest. zu Josephstadt 16. März 1831). Näheres über die Familie siehe in den Quellen S. 171. S. trat im Mai 1776 als Cadet in das [170] 34. Infanterie-Regiment, damals Adam Wenzel Graf Batthyány, heute Kaiser Wilhelm I., und wurde erst nach zehn Dienstjahren, 1786, zum Officier befördert. Im Treffen bei Löwen (22. Mai 1793), damals Grenadier-Oberlieutenant, wurde er an der Seite des Erzherzogs Karl verwundet. – Am 18. April 1794 beorderte ihn Feldmarschall-Lieutenant Otto, das Dorf St. Saulve nebst dem daran grenzenden Meierhofe, deren Wegnahme für unsere Armee wichtig war, im Sturme zu nehmen. – Bei dem Sturme auf die Verschanzungen von Famars (am 23. Mai) erkämpfte sich S. durch seine Bravour die Capitäns-Charge. – Am 19. Mai 1799 erhielt er den Auftrag, die Festung Ceva, welche die Bauern im Rücken der französischen Armee genommen hatten, zu besetzen. S. führte diesen, mit Besiegung mannigfachster Gefahren verbundenen, sehr schwierigen Auftrag glücklich aus, er schlich sich nämlich zwischen den feindlichen Divisionen Grouchy und Victor unbemerkt durch, die in der Festung vorgefundene Verwüstung beseitigte er sofort, sorgte in kürzester Zeit für Proviant auf circa zwei Wochen, richtete, da er nur ein Geschütz vorgefunden, in wenigen Tagen sechs Geschütze so her, daß sie sofort verwendet werden konnten, und stellte Pallisaden und sonstige Schutzwehren, welche die Bauern zerstört hatten, so weit als möglich, wieder her. Kaum hatte er die Festung auf das Nothdürftigste in Vertheidigungsstand gebracht, als sie vorerst von der französischen Division Grouchy berannt, dann aber, als Moreau mit der ganzen Armee heranrückte, von Letzterem cernirt und von drei Seiten durch drei Tage und Nachte bombardirt wurde. Schmelzern’s Geschütze waren bis auf drei demontirt worden, alle Gebäude schon in Schutt geschossen, aber S., alle Aufforderungen zur Uebergabe und versuchte Bestechung mit Verachtung zurückweisend, hielt sich so lange, bis Feldmarschall-Lieutenant Vukassovich mit Entsatz herbeikam. Feldmarschall Suwarow empfahl aus diesem Anlasse den tapferen Officier der besonderen Gnade des Kaisers und S. wurde außer seinem Range zum Major im 7. leichten Bataillon befördert. – Als Commandant desselben befehligte er die Vorposten im Corps des Generals Hohenzollern und führte bei der Recognoscirung von Lonato eine eigene Colonne, wobei er sich ebenso hervorthat, wie am 21. October 1800, wo der sehr überlegene Feind seine Vorposten mit großer Heftigkeit angriff, Schmelzern aber Schritt für Schritt seine Position vertheidigte, so daß der Commandirende Graf Bellegarde S.’s Umsicht und Tapferkeit öffentlich anerkannte. – Am 7. Jänner 1801 durchbrach der Feind die Vorpostenkette der Unseren bei Montebello, wodurch S. von unserer Armee getrennt ward. Um nun die Absicht des Feindes, der unserer Armee in den Rücken zu kommen suchte, zu vereiteln, traf S. so geschickt seine Dispositionen, daß alle Versuche des Feindes, unserer Armee beizukommen, erfolglos blieben. – Im Feldzuge des Jahres 1809 führte Schmelzern, der schon im Feldzuge des Jahres 1805 zum Oberstlieutenant befördert worden war, bereits als Oberst und Commandant des Regiments Davidovich die dritte Colonne zum Sturme auf Sandomir, welche stark befestigte Stadt von 6000 Mann und 32 Geschützen vertheidigt wurde. Er nahm bei dieser Gelegenheit zwei starke Redouten und brachte 4 Kanonen als Siegesbeute und 120 Gefangene mit. Als der Angriff der zweiten [171] Colonne mißlungen war, behauptete S. im lebhaften feindlichen Feuer seinen Platz und dieser glückliche Erfolg, wie seine Unerschrockenheit, mit der er Anstalt zu erneutem Angriffe machte, bewogen den Commandanten der Stadt, noch in der Nacht zu capituliren. Welch ein blutiger Kampf es gewesen, erhellt aus der Liste der Todten, Verwundeten und Vermißten, welche darunter 1 Stabs-, 22 Oberofficiere und 1000 Mann aufzählt. Schmelzern wurde nun zum General-Major befördert und mit Armeebefehl vom 24. October 1809 mit dem Ritterkreuze des Maria Theresien-Ordens ausgezeichnet. Nach dem Friedensschlusse erhielt S. das Festungscommando in Josephstadt und starb daselbst im Alter von 70 Jahren. Er war unvermält geblieben und der Freiherrnstand [siehe die Quellen] ging auf seine drei Neffen über.

Freiherrn-Diplom ddo. 25. November 1820. – Hirtenfeld (J. Dr.), Der Militär-Maria Theresien-Orden und seine Mitglieder (Wien 1857, Staatsdruckerei, kl. 4°.) S. 1012 u. 1747.
Zur Genealogie der Freiherren Schmelzern von Wildmannsegg. Als Johann von Schmelzern als Maria Theresien-Ordensritter mit Diplom ddo. 25. November 1820 in den Freiherrnstand erhoben wurde, ging, da er unvermält geblieben, durch kaiserliche Gnade sein Baronat auf seine drei Neffen Emanuel, Heinrich Ferdinand und Norbert Schmelzern von Wildmannsegg über. Diese Neffen waren Söhne des Bruders des Generals, des k. k. Gubernialrathes Norbert Friedrich Schmelzern, der zuletzt Kreishauptmann des Czaslauer Kreises in Böhmen war und im Jahre 1811 den erbländisch-österreichischen Ritterstand mit Beibehalt des Prädicates Wildmannsegg erlangte. Denn die Schmelzern waren bereits adelig, da Daniel Schmelzern v. Wildmannsegg, Lieutenant des deutschen Fußvolks, für die dem Kaiser Rudolf II. geleisteten langjährigen Kriegsdienste mit Diplom vom Jahre 1580 am Montag nach St. Hieronymus eine Bestätigung des ihm und seiner Familie zustehenden Adels erhalten hatte. Kreishauptmann Norbert Friedrich Ritter von Schmelzern-Wildmannsegg (gest. 4. August 1809), der noch vor Erlangung des erbländischen Ritterstandes am 26. August 1807 das Ritterstands-Incolat von Böhmen für sich und seine Familie erlangt hatte, war dreimal vermält: 1) mit Therese Hikisch (gest. 1788), 2) mit Clara Schlösser (gest. 1799), 3) mit Antonia Columban. Seine Söhne Emanuel und Heinrich Ferdinand stammen aus zweiter, der dritte, Norbert, aus dritter Ehe. Nur der erste, Emanuel Freiherr v. S.-W. (geb. 16. November 1785) pflanzte das Geschlecht fort. Er war (seit 26. October 1818) mit Johanna von Schmitzhausen vermält und starb als k. k. Oberst a. D. Es stammt aus dieser Ehe Christian Freiherr von Schmelzern-Wildmannsegg, zur Zeit Hauptmann 1. Classe im Infanterie-Regimente Feldzeugmeister Graf Nobili Nr. 74. – Christian’s Oheime, die zwei Brüder seines Vaters: Heinrich Ferdinand (geb. 19. Jänner 1788), zuletzt Hauptmann im Infanterie-Regimente Duka Nr. 39, und Norbert (geb. 21. August 1805). zuletzt k. k. Feldkriegs-Kanzlist zu Brünn, sind unvermält geblieben.
Wappen. Quadrirter Schild. 1 und 4: in Roth ein einwärtsgekehrter Strauß mit ausgebreiteten Flügeln, welcher im Schnabel ein Hufeisen hält; 2 und 3: der Länge nach von Gold und Schwarz getheilt, mit einem vorwärtssehenden. mit Laub bekränzten und umgürteten wilden Manne, welcher die Linke in die Seite stemmend, mit der Rechten einen dünnen, oben abgestutzten entwurzelten Baum als Stütze umfaßt. So gibt Kneschke im „Neuen allgemeinen deutschen Adels-Lexikon“, Bd. VIII, S. 232, die Beschreibung des Wappens; im III. Jahrgange (1853) des „Genealogischen Taschenbuches der freiherrlichen Häuser“ wird das zweite und dritte Quartier nicht von Gold und Schwarz längs getheilt, sondern einfach als golden mit obbeschriebenem wildem Manne angegeben.