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BLKÖ:Schmettau, Samuel Graf

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Schmetterer, Modest
Band: 30 (1875), ab Seite: 188. (Quelle)
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Schmettau, Samuel Graf (kais. österreichischer und kön. preußischer General-Feldmarschall, geb. 24. März 1684, gest. 18. August 1751). Er ist ein Sohn des kön. preußischen geheimen Kammerraths Samuel S. und hatte von frühester Jugend eine solche Vorliebe für das Waffenhandwerk, daß er sich ausschließlich mit Kriegswissenschaften, vornehmlich mit dem Genie- und Fortificationswesen, beschäftigte, in noch jungen Jahren, nämlich 1699, also erst 15 Jahre alt, Soldat wurde und von da ab allen Kämpfen seiner Zeit beiwohnte. Er trat als Cadet ein und wurde in anderthalb Jahren Fähnrich. Bevor er nach der Schlacht bei Hochstädt (13. August 1704) für sein besonderes Wohlverhalten auf der Wahlstatt zum Capitän befördert und ihm eine Compagnie gegeben wurde, hatte er bereits im Jahre 1702 den Belagerungen von Kaiserswerth, Venloo, Rörmund, Stephanswerth und Lüttich, in welch letzterer er beim Sturme verwundet wurde, und den Schlachten bei Nymwegen und Stecken in Flandern, im Jahre 1703 den Belagerungen von Bonn, Southlewe, Sandvliet, der Beschießung von Peer und Brey und der Schlacht in Speyerbach und im Jahre 1704 den Belagerungen von Rain in Bayern, von Landau und Trarbach und dem Treffen bei Schellenberg beigewohnt. In der oberwähnten Schlacht bei Hochstädt kämpfte er in dem berühmten, gleich ihm benannten Schmettau’schen Dragoner-Regimente, welches in jener Schlacht nicht weniger denn 13 Standarten und Fahnen erbeutet hatte. Im Jahre 1706 wohnte er den Belagerungen von Ostende, Ath und Dendermonde bei und focht bei Ramellies, wurde 1707 Oberstwachtmeister und 1708 Oberstlieutenant und General-Adjutant des damaligen Erbprinzen von Hessen-Cassel, nachmaligen Königs von Schweden. Im letztgenannten Jahre bis 1714 finden wir ihn in den Schlachten und Treffen 1708 bei Lille und Gent, 1709 bei Malplaquet, Tournay und Mons, 1710 bei Dovay, Bethune, Aire, St. Venant, [189] 1712 bei Donain, Quesnay und Bouchain, 1713 bei Landrecy. Im folgenden Jahre trat er mit seinen Dragonern, mit denen er bis dahin in holländischen Diensten gekämpft, in polnisch-chursächsische und that sich insbesondere 1715 bei Stralsund hervor. In diesen Diensten bewährte er ferner seine alte Tapferkeit in den Conföderationswirren der Jahre 1715 und 1716, erkämpfte die Siege bei Weruschow, Conitz, bei Plonsky und zuletzt bei Cowalevo, wo er den Schlachtplan selbst entworfen und welch letzterer Bataille der Conföderationsfriede folgte. Der König von Sachsen ernannte ihn zum Obersten seiner Artillerie und übertrug ihm zugleich das Regiment der königlichen Leibgarde. Mit dem J. 1717 beginnt Schmettau’s Wirksamkeit im österreichischen Kaiserstaate. Als im genannten Jahre der Krieg mit den Türken in Ungarn begann, begab sich S. dahin und that sich bei der Belagerung von Belgrad so hervor, daß Prinz Eugen nicht eher ruhte, als bis er ihn für den kaiserlichen Dienst gewonnen hatte. Nach geschlossenem Frieden ging er nach Sicilien, wo er gegen die Spanier kämpfte und als kaiserlicher General-Quartiermeister in der Schlacht bei Villafranca großen Ruhm erntete; in den nun folgenden Jahren 1718 und 1720 leitete er in gleicher Eigenschaft die Belagerung von Messina. Als der Kaiser im Jahre 1731 ein starkes Hilfscorps der Republik Genua überließ, zog S. mit demselben dahin, bändigte die Rebellen, zwang sie zum Gehorsam und zur Unterwerfung, entwaffnete sie und übergab die den Rebellen abgenommenen 11.000 Stück Gewehre der Republik. Im October 1733 wurde er zum Feldmarschall-Lieutenant befördert und erhielt das erledigte Ogilvy’sche Regiment. Als der Krieg gegen Frankreich im nämlichen Jahre noch seinen Anfang nahm, versammelte S. eine Armee bei Pilsen und marschirte mit derselben unter Commando des Herzogs von Braunschweig-Bevern an den Rhein, wo seine in den Kämpfen früherer Jahre gewonnene Terrainkenntniß für die Erfolge der viel schwächeren kaiserlichen Armee sehr förderlich war und das Vorrücken der Franzosen, nachdem sie Kehl genommen, verhinderte. Im April 1735 zum kais. Feldzeugmeister ernannt, machte er im folgenden Jahre unter dem Commando des Prinzen Eugen die beiden Feldzüge am Rhein mit. Als darauf der Krieg mit den Türken ausbrach, ging er wieder nach Ungarn und kämpfte in den Jahren 1737–1739 wider die Türken. Gleich 1737 verband er sich mit dem Obersten Leutulus bei Novi, vertrieb die Türken aus dem Gebiete von Kossovo, ermunterte das ganze Landvolk zur Ergreifung der Waffen gegen dieselben und besetzte, um dem weiteren Vordringen der Gegner Einhalt zu thun, die Pässe gegen Bosnien. Indessen hatten die Mißgeschicke Seckendorf’s stattgefunden, der durch die verunglückten Operationen des Prinzen von Hildburghausen und des Grafen von Wallis in Serbien und in der Walacher die 1735 den Türken weggenommene Festung Nissa denselben wieder überlassen mußte, worauf die ganze kaiserliche Armee sich hinter die Save zurückzuziehen gezwungen war. Die Feinde, welche Schmettau, als Fremder in Wien hatte, versuchten nun auch ihn in die Seckendorf’sche Affaire zu verwickeln und bei Hofe zu verdächtigen. Doch konnte ihnen dieß nicht gelingen, denn gerade an Schmettau übertrug nun der Kaiser im Jahre 1739 die Vertheidigung der Festung Belgrad, wo er [190] am 25. August d. J. eintraf und im Laufe von einer Woche den bereits aufgegebenen Platz so in Vertheidigungsstand setzte, daß er jedem Angriffe von Seite der Türken Trotz bieten konnte; aber in Folge eines übereilten Friedensschlusses mußte auch, wie sehr Schmettau dagegen Einsprache erhob und es an Protesten und Vorstellungen nicht fehlen ließ, die Festung den Türken übergeben werden. Man suchte aus diesem Vorgange Capital gegen Schmettau zu schlagen, aber der General behielt die Gunst des Kaisers, wie dieß noch aus Briefen des Monarchen an Schmettau ddo. Wien 20. April 1740 glänzend erhellet. Der Kaiser übertrug dem General auch bis zur Uebergabe und Schleifung der Festung das Commando über die dann noch befindliche kaiserliche Besatzung von 5000 Mann. Ueberdieß commandirte türkischer Seits der Seraskier Ali Pascha in der Veste über eine Garnison von 12.000 Janitscharen und 2000 Spahis. Um allen Conflicten, welche zwischen diesen beiden Truppenkörpern, dem kaiserlichen und dem türkischen, eintreten konnten, vorzubeugen, ließ Schmettau eine Doppelreihe Pallisaden errichten, welche beide Armeen trennte. Da geschah es zu wiederholten Malen, daß die türkischen Truppen, weil ihnen der Sold ausgeblieben war, sich zusammenrotteten und den Seraskier bedrohten. Schmettau eilte dem Bedrohten mit seiner Mannschaft und mit Geld zu Hilfe, welcher Vorgang sowohl bei der hohen Pforte als beim kaiserlichen Hofe in Wien ungetheilte Anerkennung fand. Der Kaiser ernannte nun Schmettau zum Principal-Commissär bei der Grenzbestimmung in Serbien, Slavonien und Syrmien. Schmettau hat über diesen Feldzug Denkwürdigkeiten niedergeschrieben, welche nach seinem Tode unter dem Titel: „„Mémoires secrets de la guerre d’Hongrie durant les Campagnes de 1737, 38 et 39 avec de Reflexions critiques“ (Francfort 1772, neue Aufl. 1786, 8°.) erschienen sind und von denen ein E. C. v. R. eine deutsche Uebersetzung: „Geheime Nachrichten[WS 1] von dem Kriege in Ungarn in denen Feldzügen 1737 u. s. w.“ (Leipzig und Zwickau 1772, 8°.) und Michael Horváth eine lateinische Uebersetzung: „Historia arcana belli Turcici an. 1737, 38 et 39 cum animadversionibus criticis“ (Tyrnaviae 1776, 8°.) herausgegeben haben. – So lange der Kaiser lebte, stand Schmettau fest, der Monarch gab ihm immer wieder neue Versicherungen seiner Huld; aber das Blatt wandte sich mit dem Tode des Kaisers. Wohl wurde er, da man ihn in der Beförderung, die ihm gebührte, nicht gut übergehen konnte, im April 1741 zum General-Feldmarschall ernannt, das Commando aber der in den Feldzug bestimmten Armeen Anderen übertragen. Da beschloß S., die kaiserlichen Dienste, in denen er seit 1717, also nahezu ein Vierteljahrhundert, so ehrenvoll gestanden, zu verlassen und wollte zunächst in die Dienste der Republik Venedig treten. Als sich aber die Verhandlungen dieser Angelegenheit in die Länge zogen, kehrte S. in die Dienste seines eigentlichen Königs zurück, der ihn auch sogleich als General-Feldmarschall und Großmeister der Artillerie aufnahm. General Schmettau aber bat den König, ihn in Rücksicht auf seine frühere Stellung von einer persönlichen Action gegen die Kaiserin zu dispensiren, was der König auch genehmigte und ihn dann in wichtigen Geschäften an den churbayerischen Hof nach München sandte. Nun blieb Schmettau [191] an der Seite des Churfürsten Karl Albrecht, als dieser in Oberösterreich und später in Böhmen einbrach. Als dann Karl Albrecht die Kaiserwürde erlangte (24. Jänner 1742) und sich bald darauf als Karl VII. krönen ließ (12. Februar d. J.), verlieh er wenige Tage darnach (am 24. Februar) dem Feldmarschall Schmettau für sich, seinen Bruder Karl und fünf Vettern Waldemar, Gottfried Heinrich, Karl Leopold, Bernhard Wilhelm und Leopold den Reichsgrafenstand. Schmettau hatte in 23 Schlachten und 32 Belagerungen thätig mitgewirkt. Der von dem Feldmarschall gestiftete, nach ihm benannte Samuel’sche Ast der Grafen Schmettau steht nur mehr auf zwei Augen mit Ernst Leopold Karl Grafen von Schmettau (geb. 13. Dec. 1852), kön. preuß. Lieutenant im Hannover’schen Huszaren-Regimente Nr. 15.

Reilly (F. J. J. v.), Skizzirte Biographien der berühmtesten Feldherren Oesterreichs von Maximilian I. bis auf Franz II. (Wien 1813, Kunst-u. Industrie-Comptoir, kl. 4°.) S. 264. – Ritter von Rittersberg (Johann), Historischer Militär-Almanach des 16., 17., 18. und 19. Jahrhunderts. Mit besonderer Hinsicht auf das letztere und den österreichischen Kaiserstaat (Prag 1825, Enders, 8°.) S. 104. – Porträte. 1) Westermayr sc. (8°.); – 2) Bernigeroth sc. (8°.); – 3) Unterschrift: Samuel S. R. J. Comes Schmettau | Generalis Castrorum Mareschallus Caesareus etc. | Rei Tormentariae Regis Borussiae Praefectus supremus | Aquillae nigrae eques. G. P. Busch sc. (Fol., zu Pferde).

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Nachrichrichten