BLKÖ:Schmid, Xaver

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 30 (1875), ab Seite: 317. (Quelle)
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100. Schmid, Xaver (theologischer und philosophischer Schriftsteller, geb. im Dorfe Schwarzenberg in Oberösterreich am 22. October 1819). Erscheint, wohl um leichter von anderen Namenscollegen unterschieden zu werden, mit dem Taufnamen Xaver allein, der in der Regel nur in Verbindung mit dem Namen Franz vorkommt und so zur Unterscheidung von Franz de Paula, Franz Salesius, Franz Seraphicus u. dgl. m. dient. Sohn mittelloser Landleute, erhielt er den ersten Unterricht in der Dorfschule, dann kam er auf die Stadtschule nach Wels, wo er durch seine Geistesgaben Aufmerksamkeit erregte und im Alter von 11 Jahren aus der Schule entlassen wurde. Noch nicht 12 Jahre alt, erwarb er sich durch Unterricht herrschaftlicher Kinder sein Brot, die Armuth seiner Eltern gestattete ihm aber nicht den Schulbesuch, bis ein Menschenfreund sich seiner annahm und ihn in die Schule des Benedictinerstiftes Kremsmünster brachte. Dort war er bald einer der [318] Besten, ja der Beste. Von Kremsmünster ging er nach Salzburg, wo er vornehmlich Mathematik und Philosophie trieb. Dort erhielt er auch eine Erzieherstelle im Hause einer schottischen Grafenfamilie, in welcher namentlich der alte Graf mächtig auf ihn einwirkte. Dort faßte er den Entschluß, Theologie zu studiren und führte ihn auch aus. Priester zu sein, erschien ihm der idealste Beruf, schon damals dachte er daran, Theologie und Philosophie harmonisch mit einander zu verbinden. In Salzburg ertheilte er in mehreren Familien Unterricht, und wohl mag er derselbe sein, dem die Bäuerle’sche „Theater-Zeitung“ (1848, S. 752) als besondere Anempfehlung den etwas bedenklichen Titel: „Ein Füster in Salzburg“ ertheilt und von ihm berichtet: daß er zwar nicht Füster heißt, sondern Franz Xaver Schmid, ihm aber in Vielem gleicht. Nicht nur hält dieser junge, talentvolle Geistliche allwöchentlich in der Volksversammlung gemüthlich-geistreiche Vorträge zur Belehrung und Aufklärung des Volkes, sondern er ist auch sonst ein fleißiger Arbeiter im Weinberge des Herrn, wo er eifrig Disteln und Unkraut auszurotten bemüht ist. Er hat viele Gebrechen, besonders in Betreff seines Standes, aufgedeckt und bloßgestellt. Dieß thut er besonders in der zu Salzburg erscheinenden Zeitschrift: „Die Volksblätter“. Nachdem er die Theologie beendet, wirkte er in mehreren Gebirgsdörfern praktisch in der Seelsorge. Dort fand er den Stoff zu vielen seiner Schriften, die sich rasch auf einander folgten. Später gab er den Dienst in der Seelsorge auf, scheint auch aus dem Verbande des österreichischen Clerus getreten, nach Freiburg im Breisgau gezogen zu sein, dort die philosophische Doctorwürde erlangt zu haben, worauf er (1859) Docent der Philosophie an der kön. bayerischen Universität zu Erlangen wurde und dort zur Stunde als außerordentlicher Professor thätig sein soll. Die Titel seiner Schriften sind: „Die Bekehrung des heil. Paulus. Sechs Vorträge, gehalten zu Salzburg während der h. Fastenzeit des Jahres 1848“ (Salzburg 1848, Mayr, br. gr. 8°.); – „Buch der Religion für Jungfrauen“ (Steyer 1850, Haas, gr. 8°.); – „Die Grundfesten der Erkenntniss. Sieben philosophische Nachtwachen“ (Linz 1830, Eurich, gr. 8°.); – „Grundgedanken des kirchlichen Redens. Kanzelreden“, 1. u. 2. Buch (1. Buch Rastatt 1851, Hanemann, gr. 8°.; 1. Buch. 2. Aufl. u. 2. Buch Schaffhausen 1852 u. 1854, Hurter); – „Aus Frieddorf. Brot für alle Kinder“, 12 Hefte (Einsiedeln 1852, mit eingedr. Holzschn. u. 12 Lith.), davon sind drei Hefte in französischer Uebersetzung (Salzburg 1856) erschienen; – „Katholische Dogmatik“, 2 Bände (Schaffhausen 1852, Hurter, 8°.); – „Geist der heiligen Messe“, 2 Bde. (ebd. 1855, Hurter, 8°.); – „Des Lebens Licht und Schatten“ (Salzburg 1855); – „Fleissbillete für Kinder“ (ebd. 1855); – „Geheiligt werde dein Name. Gebetbuch für Kinder“ (ebd. 1855), ein Auszug daraus für kleinere Kinder (ebd. 1855); – „Brief über Erziehung“ (ebd. 1855); – „Erkenne dich selbst!“ (Salzburg 1856, Duyle, 8°.); – „Studien zu einem neuen Faust“ (ebd. 1856); – „De inventione veritatis“ (Erlangae 1856, 8°.); – „Christliche Religionsphilosophie in drei Büchern“ (Nördlingen 1857, Beck, gr. 8°.); – „Philosophische Pädagogik im Umrisse“ (Erlangen 1858, Palm u. Encke, 8°.); – „René Descartes und seine Reform der Philosophie. Aus den Quellen dargestellt und kritisch beleuchtet“ (Nördlingen 1859, Beck, gr. 8°.); – „Quellwasser für das deutsche Volk“ (Erlangen 1860, Bläsing, 8°.); neue Ausgabe [319] in 2 Bänden (1864–1865); – „Nicolaus Taurellus. Aus den Quellen dargestellt“ (ebd. 1860, Bläsing, Lex. 8°.); neue Ausgabe (1864); – „Holländisches für das Volk“ (ebd. 1861, Th. Bläsing, 8°.); – „Eine Wallfahrt zur Laterne des Diogenes bei Paris“ (Nördlingen 1862, Beck, 8°.); – „Entwurf eines Systems der Philosophie auf pneumatologischer Grundlage“, 3 Bde. (Wien 1863, Braumüller, 8°.); „Ana. Philosophische Gespräche“ (Leipzig 1866, Steinacker, 8°.); – „Grundriß der Geschichte der Philosophie des Thales bis Schopenhauer vom speculativ-monotheistischen Standpuncte“ (Erlangen 1867, Deichert, gr. 8°.); – „Sonnenblumen. Briefe über vernünftige Erziehung für das deutsche Volk“ (2. Aufl., Forchheim 1873, Streit, 8°.). Aus S.’s vorangeführten Schriften geht namentlich sein Streben hervor, die Philosophie mit dem Christenthume in Harmonie zu bringen und so jene für das Leben fruchtbar zu machen; in seiner philosophischen Pädagogik verbindet er Erfahrung und Philosophie und sucht Dorfschule und Hochschule in höhere Einheit zu bringen.[WS 1]

Heindl (Joh. Bapt.), Gallerie berühmter Pädagogen, verdienter Schulmänner, Jugend- und Volksschriftsteller und Componisten aus der Gegenwart (München 1859, Finsterlin, 8°.) Bd. II, S. 340.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Siehe auch den zweiten Artikel Schmid, F. X.