BLKÖ:Schmidt, Heinrich (Schriftsteller)
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 30 (1875), ab Seite: 256. (Quelle) | |||
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Stephan in Pesth und an Kaiser Ferdinand in Wien gewählt. Nach dem 6. October g. J. ging S., nachdem die anderen Deputirten in ihre Heimat zurückgekehrt waren, an das kaiserliche Hoflager nach Olmütz, wo er in Angelegenheiten Siebenbürgens eine rege Thätigkeit entwickelte, so daß als nächstes Ergebniß die beiden kaiserlichen Urkunden vom 22. December 1848 zu betrachten sind, welche die Verdienste der sächsischen Nation anerkennen anläßlich ihrer Unterstellung unter das kaiserliche Ministerium der Gesammtmonarchie und ferner anläßlich der Einbeziehung des Sachsenlandes in die Reihe der durch die neue österreichische Constitution verbundenen Länder und unmittelbaren Stellung unter das kais. verantwortliche Ministerium. Nachdem die ungarische Erhebung niedergedrückt war, kehrte S. nach Hermannstadt zurück, wo er seine Vorlesungen an der Rechtsakademie fortsetzte. Vom Anfang August 1849 übernahm er auch die Redaction der unter dem Titel: „Siebenbürger Bote“ in Hermannstadt, erscheinenden Zeitung und führte sie bis zum Jahre 1850, in welchem ihn die sächsische Nations-Universität neuerdings in ihren Angelegenheiten nach Wien entsendete. Vom 3. Jänner 1861 übernahm er die Redaction der „Hermannstädter Zeitung“, deren erster Jahrgang bis zum 31. October g. J. reicht, während der zweite das ganze Jahr umfaßt. Von 1863 führte er es aber unter dem neuen Titel: „Hermannstädter Zeitung, vereinigt mit dem Siebenbürger Boten“ [257] und in großösterreichischer Haltung bis 16. September 1865 fort. Am letztgenannten Tage trat er von der Redaction des Blattes zurück, das er unter schweren Kämpfen, namhaften Verlusten, aber wohl mit erhebenden Erfolgen neben seinem lehramtlichen Berufe geführt. In dem in der letzten, von ihm redigirten Nummer gedruckten Abschiede berichtet er, daß am 25. August 1865 man ihm den Antrag gestellt, freiwillig von der Redaction zurückzutreten und dafür eine namhafte monatliche Rente entgegenzunehmen. Er habe diesen Antrag zurückgewiesen. Darauf wurde ihm am 6. September von höchst maßgebender Seite eröffnet, daß das zu gewärtigende kaiserliche Rescript über die Einberufung eines siebenbürgischen Landtages nicht Gegenstand seiner Kritik sein könne, und es wurde ihm im Uebertretungsfalle mit Verlust seiner Professur gedroht. Dieser Zumuthungen und Maßregelungen müde, wich er der Gewalt und trat von der Redaction des Blattes zurück, wodurch wie er am Schlusse dieses Abschiedswortes bemerkte: seine Gegner ihn los wurden. In den Jahren 1863 und 1864 wohnte er als Deputirter des zweiten Wahlbezirkes des Großschenker Stuhles dem Hermannstädter Landtage bei, sonst beschränkte er sich auf seinen Beruf als Professor, in welchem er bis an sein gewaltsam herbeigeführtes Lebensende verblieb. S. war auch als Schriftsteller theils unter eigenem Namen, theils unter dem Pseudonym Painz thätig. Die Titel seiner Schriften sind: „Aus den Ruinen des Sachsenlandes in Siebenbürgen. Von Painz“ (Hermannstadt 1849), eine Folge von Gedichten; – „Unterhaltungen aus der Gegenwart“. Periodische Schrift in zwanglosen Heften (ebd. 1848, R. Krabs C[losius]); das erste Heft erschien am 8. Mai 1848 und wurden im Ganzen 20 Hefte ausgegeben; – „Encyklopädischer Abriss der Cameralwissenschaft“ (ebd. 1853, R. Krabs, 8°.); – „Das eilfte Hauptstück des allgemeinen österreichischen Berggesetzes vom 23. Mai 1854 mit den dazu gehörenden Vollzugsvorschriften, Verordnungen, Erlässen u. s. w. Das Bergwerksabgabengesetz mit besonderer Rücksicht auf das Grossfürstenthum Siebenbürgen“ (Hermannstadt 1857, Steinhaussen, 8°.); – „Die Bergbehörden der österreichischen Monarchie (ad § 225 des allgemeinen Berggesetzes)“ (ebd. 1859, 8°.); – „Stat oder Nationalität. Eine österreichische Studie von Painz“ (Leipzig 1868, O. Wigand, 8°.). Außerdem gab er vom 29. October 1859 bis 20. December 1860 die „Siebenbürger Quartalschrift“ heraus. – Schmidt’s gewaltsamer Tod erregte in Hermannstadt peinliches Aufsehen. Die Herausgabe der „Hermannstädter Zeitung“ hatte ihm große Opfer gekostet und ihn in Schulden gestürzt. Eben ging er daran, durch Gehaltsabzüge die Hauptgläubiger zu befriedigen, als Minister Eötvös mit einem Male alle Remunerationen und Unterrichtsgeld-Pauschalien für die Hermannstädter Professoren einstellte. So ward S., der Mann der Wissenschaft, der Vater von drei Söhnen, auf eine Jahresrente von etwa 300 fl. herabgesetzt! Dieses, die Trauer ob der über das Sachsenland hereingebrochenen Mißregierung, hatten den so starken Geist völlig verschleiert, und S. fiel, ein Opfer der traurigen Verhältnisse seines Vaterlandes, dem er alle seine Thätigkeit gewidmet und dem er nicht mehr helfen konnte, Sein College Schuler-Libloy sprach im Namen seiner Berufsgenossen an S.’s Grab und der Rechtshörer Zay pries des Verblichenen Lehrwirksamkeit, welche in vollendeter Formschönheit die klarsten [258] Grundsätze der Wissenschaft darstellte und die Jugend für alles Edle begeisterte. Der unglückliche Gelehrte war mit dem Franz Joseph-Orden ausgezeichnet.
47. Schmidt, Heinrich (Schriftsteller, geb. zu Preßburg in Ungarn am 8. December 1815, nahm sich in einem Anfalle von Melancholie in einem Walde nächst Hermannstadt am 3. Mai 1870 selbst das Leben). Die Vorbereitungsstudien beendete S. in seinem Vaterlande, darauf begab er sich nach Jena, wo er im Jahre 1840 und in den folgenden seiner Berufswissenschaft, der Rechtsgelehrsamkeit, oblag. Am 2. Juni 1844 berief ihn das Ober-Consistorium der A. C. V. zu Hermannstadt zum Professor der daselbst bestehenden Rechtsakademie. Auf diesem Posten wirkte er, bis ihn die drohenden Zeitereignisse mitten in’s politische Leben warfen, denn mit noch sechs anderen Ablegaten wurde S. von den Repräsentanten der sächsischen Nation am 29. Juni 1848 zum Deputirten an das ungarische Ministerium, an den Palatin Erzherzog- Magazin für die Literatur des Auslandes. Redigirt von J. Lehmann (Berlin, kl. Fol.) 1850, Nr. 102, S. 408: „Die neueste Literatur Siebenbürgens“. – Neue freie Presse (Wiener polit. Blatt) 1865, Nr. 380, in der Correspondenz: „Hermannstadt, 16. September“; – dieselbe 1870, Nr. 2046. – Presse (Wiener polit. Blatt) 1865, Nr. 258, in der Kleinen Chronik: „Abschied eines Redacteurs“. – Fremden-Blatt. Von Gustav Heine (Wien, 4°.) 1865, Nr. 259: „Correspondenz: Hermannstadt, 15. September“.