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BLKÖ:Siegler von Eberswald, Heinrich Freiherr

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Siegländer, Vincenz
Band: 34 (1877), ab Seite: 253. (Quelle)
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Siegler von Eberswald, Heinrich Freiherr (k. k. General-Major und Ritter des Maria Theresien-Ordens, [254] geb. zu Fulda im Jahre 1776, gest. zu Gratz 21., n. A. 22. März 1862). Entstammt einer rheinländischen, schon 1560 geadelten Familie. Im Alter von fünfzehn Jahren trat er in das k. k. Infanterie-Regiment Karl Schröder Nr. 7 als Cadet ein, focht in den französischen Kriegen als Unterlieutenant in der Schlacht bei Hohenlinden (3. December 1800), in welcher er kriegsgefangen wurde. Nach seiner Auswechslung erfolgte bald seine Eintheilung als Oberlieutenant in die neu aufgestellte böhmische Legion Erzherzog Karl. Nachdem dieselbe wieder aufgelöst worden, kehrte er in sein Regiment zurück und rückte in demselben im Februar 1804 zum Hauptmanne vor. Im Jahre 1809, im Gefecht bei Ebelsberg am 3. Mai, schrieb S. seinen Namen mit blutigen Lettern in das goldene Buch der Helden. Als Commandant der Abrichtungsdivision seines Regimentes stand er im zweiten Treffen. Schon hatte der Feind die Stadt genommen, der erbitterte Kampf mit dem 5. Wiener Freiwilligen-Bataillon unter Commando des Oberstlieutenant Grafen Salis-Zizers [Bd. XXVIII, S. 108] begonnen, welcher nun im Innern der Stadt fortwüthete. Die Lage der Kämpfenden war dadurch eine sehr bedenkliche: daß durch die örtlichen Verhältnisse es gut möglich war, daß sie plötzlich abgeschnitten, gefangen und sieben, an einer Stelle, die dem Feinde leicht erreichbar war, aufgestellte Kanonen genommen werden konnten. Dieß erkannte Hauptmann S., und ohne erst Befehl abzuwarten, marschirte er, die feindliche Cavallerie-Linie durchbrechend, auf die gefährdete Stelle, an welcher sich nur zu bald Siegler’s Besorgnisse bestätigt fanden, da feindliche Bataillone eben anrückten, um jene Stelle zu besetzen. Rasch formirte S. unter den Augen des Corpscommandanten Feldmarschall-Lieutenant Baron Hiller seine Division zum Sturme und warf; an der Spitze der Seinen, mit solchem Ungestüm sich auf den Gegner, daß der größte Theil derselben unter den Bajonneten der Unseren zusammenbrach. Indessen war auch der Feind nicht müßig geblieben und hatte bereits eine 400 Mann starke Reserve aufgestellt, welche durch die Flüchtigen der ersten Abtheilung immer noch vermehrt wurde. Kaum fand S., der feindlicherseits schon von einer vollen Lage begrüßt wurde, noch Zeit, seine Leute zu sammeln und wieder mit dem Bajonnete auf den Gegner sich zu stürzen. Die Bravour seiner Division, ihn an der Spitze, vereitelte alle Versuche des Gegners, dessen Leute theils niedergemacht, theils gefangen genommen wurden. Dreißig Officiere und 120 Mann erbaten Pardon; alle Uebrigen wurden im wüthenden Handgefechte gegen die Traun getrieben, in deren Fluten sie den Tod fanden. Dreimal versuchte der Feind Siegler’s Position zu stürmen, ebenso oft wurde er zurückgeworfen, und wie der Schlachtbericht jenes Tages meldet: „Siegler hatte in Wahrheit hinter einer Brustwehr feindlicher Leichen gekämpft“. In stetem Kampfe erreichte er endlich jene auf einer Anhöhe befindliche Stellung, wo ihn der anerkennende Zuruf seines Generals, mit der Versicherung, daß solche That ihren Lohn finden solle, begrüßte. Thatsächlich erhielt auch S. mit Beschluß des Capitels vom Jahre 1810 das Ritterkreuz des Maria Theresien-Ordens. Noch im nämlichen Jahre (1809) zeichnete er sich in der Schlacht bei Wagram (am 6. Juli) aus. Er commandirte in derselben das 3. Bataillon seines Regiments. Nachmittags vermehrten die Feinde in der [255] Richtung des linken Flügels unserer Armee, wo S. stand, ihre ohnehin schon sehr zahlreiche Artillerie noch bedeutend. Dabei rückten zwei feindliche Colonnen so gegen Siegler’s Bataillon, daß die Absicht, ihn von zwei Seiten zugleich anzugreifen und den wichtigen Punct, Süßenbrunn, zu erreichen, offen zu Tage lag. Diese Absicht mußte vereitelt werden. Indem er einen seiner Officiere abschickte, die in einiger Entfernung aufgestellte Batterie herbeizuholen, marschirte er selbst mit seinem Bataillon, ohne erst Befehl abzuwarten, einer der Colonnen entgegen, und während er auf sie mit gefälltem Bajonnete losmarschirte, noch eine auf ihn eindringende Cavallerie-Abtheilung, schußfertig empfangend, abwies, machte der Feind, die Unseren zu empfangen, Halt. In diesem Augenblicke langte aber auch die herbeigeholte Batterie an und wirklich verheerend wirkte ihr Kartätschenfeuer in den Reihen der feindlichen Colonnen, deren Absicht, die Unseren anzugreifen, in das volle Gegentheil verwandelt wurde, da sie von den Unseren so entschieden attaquirt und geworfen wurden. Auch bei der ihm nach dem Rückzuge des 3. Armeecorps anbefohlenen Vertheidigung des Dorfes Süßenbrunn, dann während des ganzen, im Angesichte des Feindes und unter dessen beständigem Feuer ausgeführten Rückzuges des 3. Armeecorps hatte S. durch seine tapfere, umsichtige Haltung die Aufmerksamkeit des Erzherzogs-Generalissimus auf sich gezogen und war von demselben öffentlich vor der Front belobt worden. S. sollte nun für sein Verhalten über Vorschlag der Generäle Kolowrat und Klenau zum Major befördert werden. Aber die eingetretenen friedlichen Verhältnisse vereitelten dieses Vorhaben und erst im August 1813 wurde S. Major im 10. Infanterie-Regimente. Im Mai 1821 wurde S. zum Obersten und Regimentscommandanten des 27. Infanterie-Regiments ernannt, in welcher Stellung er bis März 1831 verblieb. Im October letztgenannten Jahres trat er nach 41jähriger Dienstleistung in der Armee und vor dem Feinde mit Generals-Charakter in den Ruhestand über. Schon im Jahre 1816 war er, den Ordensstatuten gemäß, in den erbländischen Freiherrnstand mit dem Prädicate von Eberswald erhoben worden. Siegler hatte sich als Major am 2. Februar 1816 mit Franziska Freiin von Brabeck (geb. 8. October 1792 zu Brünn, gest. 20. October 1860) vermält. Aus dieser Ehe stammt nur eine Tochter Marie Franziska (geb. 29. März 1835), vermält (seit 4. October 1853) mit Johann Victor Freiherrn Jordis von Lohausen, vormals Provincial-Delegat von Verona.

Militär-Zeitung. Herausg. von Hirtenfeld (Wien, 4°.) 1862, S. 199. – Oesterreichischer Militär-Kalender Herausgegeben von Hirtenfeld und Meynert (Wien, kl. 8°.) XV. Jahrg. (1864), S. 87. – Hirtenfeld (J.), Der Militär-Maria Theresien-Orden und seine Mitglieder (Wien 1857, Staatsdruckerei, kl. 4°.) S. 946 und 1746. – Coursblatt der Gratzer Zeitung 1862, Nr. 69. – Oesterreichische constitutionelle Zeitung (Wien, Folio) 1862, Nr. 139. – Süddeutsche Zeitung 1862, Nr. 162.