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BLKÖ:Smetana, Joseph Franz

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 35 (1877), ab Seite: 176. (Quelle)
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Smetana, Joseph Franz (gelehrter Prämonstratenser des Stiftes Tepl, geb. zu Schweinschädel im Königgrätzer Kreise 11. März 1801, gest. zu Pilsen 19., n. A. schon am 18. Februar 1861). Sein Vater war Gärtner auf der Nachoder Herrschaft. Der Sohn besuchte im Anbeginn die Ortsschule und bezog im Alter von 13 Jahren das Gymnasium zu Königgrätz. Nachdem er dasselbe beendet, kam er nach Prag, um die philosophischen Studien zu beginnen. Alsdann wendete er sich der Theologie zu, trat 1823 im Stifte Tepl in den Prämonstratenserorden, legte am 23. October 1825 Profeß ab und erhielt am 14. August 1826 die Priesterweihe. Einige Jahre brachte S. nun in der Seelsorge als Caplan zu Úter, einer damals dem Stifte Tepl gehörigen Ortschaft, zu. Die Muße seines seelsorglichen Berufes widmete S. mathematischen und naturwissenschaftlichen Studien und bereitete sich für ein Lehramt aus denselben vor. Im Jahre 1831 übernahm er jenes der Physik am Lyceum zu Pilsen, betrieb aber zu gleicher Zeit mit allem Eifer das Studium der Astronomie, Geschichte und Sprachwissenschaft, letztere vornehmlich mit Rücksicht auf das Slavische. Am 13. November 1834 erlangte S. an der Prager Hochschule das Doctorat der Philosophie. Nach dem am 2. Februar 1836 erfolgten Ableben des Professors J. Adalbert Sedlaček Bd. XXXIII, S. 279] übernahm S. noch den Unterricht der böhmischen Sprache und Literatur am Pilsener Lyceum. Am Gymnasium [177] gründete er eine besondere Schüler-Bibliothek und auch eine gewerbliche Sonntagsschule, in welcher alle Gegenstände in čechischer Sprache vorgetragen wurden. In Folge eines schweren Falles im Jahre 1844 und einer mißlungenen Operation erblindete er und mußte für einige Zeit dem Lehramte entsagen. Ungeachtet seiner Blindheit aber beschäftigte er sich mit Hilfe seiner ihm sehr ergebenen und dankbaren Schüler mit literarischen Arbeiten, vornehmlich mit Dichtungen in čechischer Sprache. Nach einer im April 1857 durch den Prager Augenarzt, Professor Ritter von Hasner, an ihm vollzogenen Operation, hatte er aber wieder die Sehkraft erlangt und von neuem sein Lehramt der Physik übernommen. Zwanzig Jahre hatte er in seinem Berufe als Lehrer gewirkt, als er im Anbeginn des Jahres 1861 so schwer erkrankte, daß er schon wenige Wochen später seinen Geist aufgab. S. war 60 Jahre alt geworden. Als Schriftsteller war er zuerst im Jahre 1832 aufgetreten, in welchem seine Gedichte in dem Werke: „Hlasty vlastenců na pamatku 40leteho panovani cis. Frant. I. r. 1832“, d. i. Stimmen der Patrioten zum Gedächtniß der vierzigjährigen Regierung des Kaisers Franz I. im Jahre 1832, erschienen sind. Zwei Jahre später folgte sein erstes größeres Werk: „Obraz starého světa t. j. všeobecná politicke historie prvního věku“, d. i. Gemälde der alten Welt, d. i. Allgemeine politische Geschichte des ersten Jahrhunderts (Prag 1834), an welches sich die nachstehenden Schriften reihen: „Základové hvězdářství čili astronomie“, d. i. Die Grundlehren der Sternkunde oder Astronomie (Pilsen 1837, Reiner und Šmid); – „Silozpyt čili fysika“d. i. Naturlehre oder Physik (Prag 1842, mit 11 Tafeln); auch als zweites Heft der von dem böhmischen Museum herausgegebenen „Novočeska biblioteka“, d. i. Neučechische Bibliothek; – „Slovo o vychování mládeže česke“, d. i. Ein Wort über die Erziehung der böhmischen Jugend (Prag 1843, 8°.); – „Všeobecný dějepis občanský“, d. i. Allgemeine Staatengeschichte. 3 Theile (Prag 1846, 8°.). I. Theil: Alterthum, II. Theil: Mittelalter, III. Theil: Neuzeit; – „Počátkové silozpytu čili fysiky. Pro nižsi gymnasia a reálky“, d. i. Die Anfangsgründe der Naturlehre oder Physik. Für Untergymnasien und Realschulen (Prag 1852, Calve, 8°.). Auch übersetzte er Dr. Fr. Močnik’s „Lehrbuch der Arithmetik für Untergymnasien“ in’s Čechische. Außerdem erschienen zahlreiche Dichtungen S.’s, abgedruckt im „Lumír“, in der „Rodinna kronika“ und im „Radbuz“ dann in einzelnen Festschriften, so in jener der Geistlichkeit anläßlich der Krönung des Kaisers Ferdinand I. im Jahre 1836; in einer zweiten bei Gelegenheit des Antrittes des Erzbisthums durch Al. Jos. Freiherrn Schrenk von Notzing im J. 1838. Verschiedene pädagogische und geschichtliche Aufsätze S. brachten die „Květy“, d. i. Blüthen, der „Vlastimil“, d. i. Der Vaterlandsfreund, und der „Časopis pro katolicke duchovenstvo“, d. i. Die Zeitschrift für die katholische Geistlichkeit. Ferner arbeitete er an dem „Slovnik vědeckého názvosloví“, d. i. am Wörterbuche der wissenschaftlichen Terminologie, und an Rieger’s „Slovník naučný“ mit. In seinem Nachlasse befanden sich zahlreiche, namentlich poetische Arbeiten, deren größten Theil er in den Tagen seiner Erblindung verfaßt hatte. S. liegt auf dem Pilsener Friedhofe begraben. Im J. 1865 wurde ihm aber über Anregung der Pilsener Bürgerschaft die Errichtung eines Denkmals [178] votirt, welches in der Aufstellung seiner lebensgroßen Statue vor dem Gymnasialgebäude in Pilsen, als dem Orte seiner verdienstvollen und jahrelangen Thätigkeit, seinen Ausdruck fand.

Bohemia (Prager polit. und belletr. Blatt) 1861, Nr. 44, S. 392: „Todesfall“; Nr. 47, S. 417: „Leichenbegängniß“. – Rodinna kronika, d. i. Nationale Chronik (Prager illustr. Blatt) 1864, S. 310; „Jos. Fr. Smetana a Klicpera“, d. i. Jos. Fr. Smetana und Klicpera. – Böhmisch-Leipaer Wochenblatt (4°.) 1861, Nr. 3. „Nekrolog“. – Přecechtěl (Rupert M.). Rozhled dějin českslovanské literatury etc., d. i. Uebersicht der Geschichte der čechoslavischen Literatur (Kremsier 1872, 12°.), S. 218. – Wenzig (Jos.), Blicke über das böhmische Volk und seine Geschichte und Literatur (Leipzig 1855, Brandstetter, 8°.) S. 141. – Květy, d. i. Blüthen (Prager illustrirtes Blatt) 1870, Nr. 25. – Dieselben 1872, Nr. 14: „Pomnik Smetanuv v Plzní“, d. i. Denkmal Smetana’s in Pilsen“.
Denkmal. Eine Abbildung, gezeichnet von Franz Biza, nach der Photographie, enthält der „Světozor“ 1874, S. 45. [Concurrenz-Entwürfe zum Denkmal wurden von A. Wildt, Professor Seydan, Čapka, A. Wagner und K. Dvořak eingereicht und dem Seydan’schen Entwurfe der erste Preis von 200 Ducaten zuerkannt.]
Porträt. Unterschrift: Facsimile des Namenszuges „Dr. F. J. Smetana“. Lithographie (ohne Angabe des Zeichners). Druck von F. Sir 1861 (Fol.).