BLKÖ:Smola, Karl Freiherr

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Smole, Andreas
Band: 35 (1877), ab Seite: 192. (Quelle)
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Smola, Karl Freiherr (k. k. General-Major und Ritter des Maria Theresien-Ordens, geb. zu Budweis in Böhmen 15. November 1802, gest. zu Gratz 14. Februar 1862). Der ältere Sohn des berühmten Artillerie-Generals Joseph Freiherrn von S., dessen Lebensskizze S. 186 mitgetheilt wurde, und Bruder des Vorigen. Sieben Jahre alt, kam Karl in die k. k. Theresianische Ritter-Akademie, erbat sich aber, nachdem er acht Jahre hindurch zu den besten Zöglingen dieser der Ausbildung für den Civil-Staatsdienst gewidmeten Anstalt gehörte, seine Einreihung als Cadet in das kaiserliche Bombardier-Corps[WS 1], in welchem der Name Smola einen so glänzenden Ruf hatte. Zwei Jahre blieb Karl von S. im Corps, dann wurde er Lieutenant im 2. Feldartillerie-Regiment Erzherzog Maximilian d’Este und 1827 Oberlieutenant in demselben. Als der General-Major Theodor Baillet Graf Latour [Bd. I, S. 125] seine Bestimmung als Präsident der Militär-Commission an dem deutschen Bundestage erhielt, wählte er Karl von Smola zu seinem Adjutanten. Kurz vor seiner Uebersetzung in den General-Quartiermeisterstab wurde S. im Jahre 1833 Hauptmann in demselben, 1840 Major, 1847 Oberstlieutenant und am 16. Juli 1848 Oberst, unter gleichzeitiger Versetzung in den Ruhestand, da in Folge der Amputation seines rechten Fußes seine Verwendung im activen Dienste unthunlich war. Als im Jahre 1852, nach dem Rücktritte Burg’s von der Leitung des Polytechnischen Institutes in Wien, diese Anstalt unter militärische Leitung kam, wurde des Obersten von Platzer Nachfolger der im Ruhestand befindliche Oberst Freiherr von Smola und blieb es zum Jahre 1858, in welchem S. mit dem General-Majors-Charakter in den Ruhestand übertrat. Nur wenige Jahre genoß er denselben, im Jahre 1862 starb der tapfere Soldat im Alter von 60 Jahren. In die 40jährige Thätigkeit des wackeren Soldaten fällt eine That bleibender Erinnerung werth. Seiner tüchtigen schriftstellerischen Thätigkeit geschieht weiter unten nähere Erwähnung. Nachdem Smola im Jahre 1848, damals Oberstlieutenant, Chef der General-Quartiermeisterstabs-Abtheilung in Inner-Oesterreich unter Feldzeugmeister Graf Nugent geworden, begannen am 16. April g. J. Graf Nugent’s Operationen mit dem Uebergange des Isonzo. Während Felix Fürst Schwarzenberg mit seiner Brigade die Festung Palmanuova mit ihrer starken Besatzung einschloß, rückte das Hauptcorps gegen Udine , wo es am 20. anlangte. Udine war im vollen Aufruhr, war der Sitz der provisorischen Regierung der insurgirten Provinz Friaul und zu energischem Widerstand entschlossen. In der That, als die am 21. Vormittags an die Stadt gerichtete Aufforderung zur Oeffnung der Thore verweigert worden, nahmen die kaiserlichen Truppen ihre entsprechende Aufstellung und um 6 Uhr Nachmittags begann die Bewerfung mit Granaten aus drei Raketenbatterien und sechs Haubitzen, welche die Stadt mit einem Geschützfeuer aus der Casematte des an dem Thore nach Aquileja befindlichen Wallthurmes und so glücklich [193] erwiederte, daß an unseren Geschützen mehrere Kanoniere und Pferde fielen. Smola beschloß sofort das wirksame Feuer dieser casemattirten Batterie zum Schweigen zu bringen, und traf so entsprechende Anordnungen, daß die feindliche Batterie in kurzer Zeit ihr Feuer einstellte, während von unserer Seite das Feuer gegen die Stadt so lange fortgesetzt wurde, bis die Abenddämmerung die genaue Richtung unserer Geschütze unmöglich machte. Da erhielt Oberstlieutenant Smola von seinem Chef, dem Feldzeugmeister Grafen Nugent, um 81/4Uhr Abends Befehl, nach eingestelltem Feuer einen Parlamentär gegen die Festung zu schicken. Indessen war die Dämmerung in Finsterniß übergegangen; sogleich einen Parlamentär zu finden, war, wie die Sachlage stand, nicht möglich, und da Smola eben einen Trompeter bei sich hatte und nur wenige hundert Schritte vor dem Stadtthore sich befand, so wollte er, um unnöthiges Blutvergießen und eine weitere Zerstörung der Stadt zu verhüten, sofort den Auftrag des Feldzeugmeisters selbst ausführen, so wenig er als Generalstabs-Chef dazu verpflichtet war. So ritt er ganz allein, blos von seinem Trompeter begleitet, ganz nahe an das Stadtthor. Er ließ sich sofort als Parlamentär anmelden, in diesem Augenblicke krachte ein Flinten-, dann ein Kanonenschuß, welcher Smola’s rechtes Bein zerschmetterte und sein gleichfalls schwer getroffenes Pferd zusammenriß, wobei es sich mit ihm überschlug. Anderthalb Stunden lag Smola unbeweglich in seinem Blute und verlassen auf der Straße. Als er nach einer Zeit erwachte, gewahrte er, wie eine nächst der Straße aufgefahrene Raketenbatterie, deren Mannschaft den so schwer verwundeten Generalstabschef gar nicht sah – ihr Feuer gegen dasselbe Thor wieder eröffnete, vor welchem Smola im Sterben lag. Nur durch ein Wunder blieb Smola von den Schüssen, die sich nun folgten, verschont. Nachdem endlich das Feuer verstummt und Smola aus seinem todtähnlichen Zustände zu sich gekommen war, rief er so laut als er im Stande war: „er wolle als Parlamentär in die Stadt gebracht werden“, Endlich wurde sein Rufen vernommen und er von den auf einem Nothstege aus der Stadt herbeigeeilten Soldaten auf einer Bahre in die Stadt gebracht. Dort entledigte er sich seines Auftrages. Die Leute, mit denen er verhandelte, beachteten gar nicht seine tödtliche Verwundung, u. z. umsoweniger, als Smola, um die Sache einem raschen und gedeihlichen Ende zuzuführen, seinen quälenden Schmerz verbiß. Die Belagerten wollten aber von einer Uebergabe lange nichts wissen. Smola eröffnete ihnen, daß ein Belagerungsheer von 15.000 Mann mit einem furchtbaren Geschützpark vor den Thoren aufgestellt sei. Aber alle Vorstellungen verhallten an tauben Ohren, Endlich, auf sein zerschmettertes Bein und seinen Zustand weisend, brach er erschöpft die weitere Verhandlung mit den Worten ab: „Daß die Versicherung eines Sterbenden Glauben verdiene“. Jetzt wurde man auf seinen Zustand aufmerksam und jetzt schenkte man seinen Worten endlich Glauben. Nun wurden auch die Aufrührer nachdenklich und bald hatte man die Capitulationsbedingungen für die ganze Provinz vereinbart. Smola’s schwindende Lebensgeister waren durch eingeflößte Arzneien aufrecht gehalten worden, mehr aber mochte der Erfolg seiner Sendung ihn gestärkt haben. Er schickte den Bericht an seinen Chef, den Feldzeugmeister Grafen Nugent, ab und empfahl [194] thunlichste Eile. Am 23. zogen auch die kaiserlichen Truppen in Udine ein. Aber dieser Zeitverlust, die mit den Verhandlungen verbundene Aufregung, hatten Smola’s Wunde und seinen Zustand derart verschlimmert, daß er, sollte sein Leben gerettet werden, was übrigens auch noch nicht gesichert war, statt unterhalb des Kniees, am Oberschenkel amputirt werden mußte. Die Amputation gelang glücklicherweise; und noch vor seiner Heilung wurde S. am 16. Juli 1848 als Oberst in den Ruhestand versetzt. Aber diese moralische Kraft, diese äußerste Todesverachtung S.’s, welcher nach den erschütternden Eindrücken von außen, als er während jenes Kartätschenhagels hilflos unter dem Stadtthore lag und bei den größten schmerzlichsten Leiden an der Pforte des Todes seiner Soldatenpflicht und seines Menschlichkeitsgefühls eingedenk, um das Leben Tausender zu retten, sich selbst vergaß und mit einem an des Mutius Scävola’s That mahnenden Heroismus die übernommene Aufgabe löste: dieß alles fand im Heere gerechte Bewunderung und mit Einhelligkeit der Stimmen wurde dem Helden in der 153. Promotion (vom 29. Juli 1849) das Ritterkreuz des Maria Theresien-Ordens zuerkannt. Es wurde bereits oben der schriftstellerischen Thätigkeit S.’s Erwähnung gethan. Hier folgen nähere Andeutungen. Seit seiner Uebersetzung in den General-Quartiermeisterstab im Jahre 1833 fand L. durch 15 Jahre bis 1848 vielfache Verwendung theils bei den größeren Truppenübungen in fünf verschiedenen General-Commanden, theils bei der militärischen Landesbeschreibung, bei der statistischen und bei der kriegsgeschichtlichen Abtheilung. Von seinen Arbeiten sind im Druck erschienen: das „Handbuch für k. k. österreichische Artillerie-Officiere. Mit Benützung der hinterlassenen Schriften des Joseph Freiherrn von Smola“. Zweite verm. Auflage (Wien 1839, mit 10 Kupfertafeln, gr. 12°.); – „Leben des Feldmarschalls Prinzen Friedrich Franz Xaver von Hohenzollern-Hechingen“ (Wien 18453, Schaumburg & Cie, gr. 8°.); – „Das Leben des Feldmarschalls Heinrich Grafen von Bellegarde“ (Wien 1847, Heubner, gr. 8°.). Eine Geschichte des Feldzuges vom Jahre 1805 in lichtvoller Darstellung der damaligen betrübenden Schicksale unseres sonst so tapferen Heeres befindet sich in Handschrift aufbewahrt im Archiv des k. k. Kriegsministeriums.

Soldatenfreund (Wien, 4°.) 1850, S. 455: „Ehrenhalle IX.“ Von Stk. (Strak). – Cours-Blatt der Gratzer Zeitung (kl. Fol.) 1862, Nr. 41: „General-Major Karl Freiherr von Smola“. – Hirtenfeld (J.), Der Militär-Maria Theresien-Orden und seine Mitglieder (Wien 1857, Staatsdruckerei, kl. 4°.), S. 1495 und 1752. – Oesterreichischer Militär-Kalender. Herausgegeben von Hirtenfeld (Wien, 8°.) Jahrgang 1863, S. 223. – Militär-Zeitung. Herausgegeben von Hirtenfeld (Wien, 4°.) 1862, S. 117.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Bombadier-Corps.