BLKÖ:Smola, Joseph Freiherr (Sohn)

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 35 (1877), ab Seite: 189. (Quelle)
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Smola, Joseph Freiherr (k. k. General-Major, geb. zu Wien 16. November 1805, gest. zu Lyon 29. Juni 1856). Der jüngere Sohn des berühmten gleichnamigen Artillerie-Generals [siehe den Vorigen] und ein Enkel des Feldzeugmeisters Ferdinand Freiherrn von Häring [Bd. VII, S. 182], stammte er auch mütterlicherseits von einem in Loudon’s Feldzügen ausgezeichneten Helden derselben Waffe. Schon in der k. k. Theresianischen Ritterakademie, in welcher er seine Erziehung vom achten Jahre an erhielt, machte er sich durch vorzügliche Fähigkeiten bemerkbar, und nur die bestimmt hervortretende Neigung des vierzehnjährigen Jünglings für den Kriegerstand bewog den Vater, ihn zu Hause durch mathematische Studien für die militärische Laufbahn vorbereiten zu lassen, welche er im Jahre 1820 als kaiserlicher Cadet im Bornbardier-Corps betrat. Zwei Monate später verwaist, fand er an Erzherzog Ludwig, damaligem General-Artillerie-Director, einen werkthätigen Gönner, der für seine weitere Ausbildung sorgte und ihn bis zu seiner Beförderung zum Officier unterstützte. Außer den höheren mathematischen und den militärischen Fachwissenschaften widmete sich S. dem Studium der damals ihren raschen Aufschwung beginnenden Naturwissenschaften durch mehrjährigen Besuch der Vorlesungen des Professors Andreas Baumgartner [Bd. I, S. 191] über Physik an der Wiener Universität, sowie jener über Chemie des Professors Scholz [Bd. XXXI, S. 207] am polytechnischen Institute. Erst nach vierjähriger Dienstzeit wurde Smola Lieutenant im 2. Feld-Artillerie-Regiment. von dem er jedoch bald wieder in das Bombardier-Corps übersetzt wurde. Der damalige Commandant des letzteren, Oberst Mandel, sein Vormund, übertrug dem 21jährigen Mündel das Lehramt der Physik und Chemie, welche Wissenschaften damals erst seit zwei Jahren in ihrem vollen Umfange in den Studienplan der obersten Artillerieschule aufgenommen waren. Fünf Jahre trug er abwechselnd Physik oder Chemie vor, und verschaffte diesen Wissenschaften bald eine große Zahl eifriger Jünger, unter denen sich mehrere zu tüchtigen Chemikern heranbildeten. In Würdigung dessen, wurde S. zum Oberlieutenant in der k. k. Wiener Garnisons-Artillerie befördert. Als aber im Jahre 1831 die Rüstungen aller Mächte dem sich nach kriegerischen Thaten Sehnenden einige Aussicht zu eröffnen schienen, ward er auf seine Bitte in das Feuerwerks-Corps übersetzt, wo er den Befehl über eine ausgerüstete fahrende Raketenbatterie erhielt. In diese Zeit fällt auch seine erste Reise nach Frankreich, zum Besuche seines in Paris schwer erkrankten älteren Bruders, den er 1832 in der Anstellung als Adjutant des Feldmarschall-Lieutenants Grafen Theodor Baillet de Latour, damaligen Präsidenten der Militär-Commission, am deutschen Bundestage zu Frankfurt a. M. ersetzte. Doch schon nach wenigen Monaten wurde sein Chef abberufen und Smola wieder im Bombardier-Corps als Feuerwerksmeister verwendet. In dieser Eigenschaft ward er im Jahre 1833 der Commission beigegeben, welche im Küstenlande und zu Venedig in ausgedehnten Schießversuchen die Wirksamkeit der Granatkanonen erprobte und deren beste Einrichtung festsetzte, [190] nachdem die Vortheile dieser Geschützart besonders für die Küstenvertheidigung sich vollkommen bewährt hatten. Einige Jahre später betheiligte sich Smola an der Ausarbeitung des dem Artilleriedienste gewidmeten Handbuches. Schon die erste Auflage desselben vom Jahre 1831, als „Taschenbuch“ erschienen, hatte er mit dem Aufsatz „Ueber die verschiedenen, in der k. k. Artillerie verwendeten Materialien“ bereichert, nun vollführte er für das Handbuch insbesondere die neue Bearbeitung der meisten das Material betreffenden Angaben. Es ist Smola’s einzige schriftstellerische Arbeit. Zum wirklichen Hauptmann rückte Smola erst im December 1840 vor, mit dem Befehle über eine Compagnie des Bombardier-Corps. Feldzeugmeister Graf Künigl [Bd. XIII, S. 324] verwendete ihn bei Lösung mehrerer wichtiger technischer Aufgaben. Seinen hervorstechenden Eigenschaften und geselligen Vorzügen verdankte er auch die Bestimmung in die Begleitung des Königs beider Sicilien, in jene der Prinzen von Orleans, sowie einer großen Zahl reisender höheren Militärs des Auslandes, bei der Besichtigung der hiesigen militärischen Anstalten. Aber in Folge des langen Friedens fand keine Vorrückung der Officiere Statt und auch S., bereits 43 Jahre alt, war noch immer Hauptmann. So traf ihn das Jahr 1848. Mit der Ernennung Latour’s zum Kriegsminister trat der Wendepunct in Smola’s Schicksal ein. Latour berief ihn unverweilt in sein Präsidial-Bureau, wo ihm auch bald die Beförderung zum Major in seiner Waffe zu Theil wurde. Am furchtbaren 6. October wendete Major Smola Alles an, seinen geliebten Chef zu retten. Zuerst suchte er ein Versteck, in welchem Graf Latour von der wüthenden Volksmenge nicht gefunden werden sollte, und als die Gefahr wuchs, begab er sich mitten in die tobenden Volkshaufen, kam glücklich durch dieselben und nach vielen Umwegen auf das Josephstädter Glacis, allwo er den Commandirenden, Grafen Auersperg aufforderte, mit einer imponirenden Truppenmacht zur Rettung des Kriegsministers herbeizueilen. Allein dieser, dem ein von den Ministern gefertigtes Placat betreffs Einstellung aller Feindseligkeiten zugemittelt worden, war daraufhin nicht zu vermögen, sich von der Stelle zu rühren und die dringlichst geforderte Hilfe zu leisten. Nach der October-Katastrophe wurde Smola dem Hauptquartier des Feldmarschalls Fürst Windisch-Grätz zugetheilt, und nahm an der Einnahme Wien’s, an der Schlacht bei Schwechat, dem Gefecht bei Parendorf, der Cernirung von Komorn, der Schlacht bei Kapolna und allen Gefechten am Rákos Theil. Nach der Uebernahme des Oberbefehls dieser Armee durch den Feldzeugmeister Freiherrn von Haynau wurde ihm die Leitung der Detailkanzlei anvertraut und er bewies raschen Ueberblick, Geistesgegenwart und entschlossene Thatkraft mit Verachtung jeder Gefahr in den Schlachten bei Raab, Komorn, Szegedin, Szöreg und Temesvár. Smola wurde während des Feldzuges zum Oberstlieutenant im 16. Linien-Infanterie-Regiment befördert und schon zwei Monate später als Oberst seiner Stammwaffe wiedergegeben. Nach gesichertem Frieden wurde Oberst Smola der General-Artillerie-Direction zugetheilt, dann zum Commandanten des Artilleriezeugsverwaltungs-Districtes in Wien ernannt. Nun befand er sich in der zusagendsten Lage, nach seinem innern Drange sich der Vervollkommnung seiner Waffe zu widmen. Die nothwendige [191] Erneuerung des in den zwei Kriegsjähren verbrauchten ungeheuren Artillerie-Materiales bezeichnete diesen Moment als den angemessensten zur Einführung aller wegen der früheren reichen Vorräthe vorbehaltenen Verbesserungen in der Einrichtung der Geschütze und Fuhrwerke. Gleichzeitig erfloß der ah. Befehl zur Vereinigung der in Wien vereinzelten Artillerie-Anstalten jeder Art in einem neu zu erbauenden Arsenal. Unter denen, welche dem General-Director Feldzeugmeister Freiherrn von Augustin als treue Gehilfen zur Seite standen, nahm Smola einen der ersten Plätze ein. Diese Thätigkeit Smola’s wurde im Winter 1850 unterbrochen, in welchem er zum Feld-Artillerie-Director der Armee des rechten Flügels unter dem Befehle des Generals der Cavallerie, Graf Schlik, ernannt wurde. Mit Ende des Jahres 1851 wurde Smola zum Artillerie-Director in Böhmen, im nächsten Jahre als solcher für das Erzherzogthum Oesterreich, Salzburg und Tirol bestimmt, in welcher Dienstleistung er im Frühjahre 1854 zum General-Major befördert ward. Bei der im Sommer 1854 erfolgten Aufstellung zweier schlagfertigen Heere in den östlichen Kronländern wurde dem General Smola die Feldartillerie-Direction der in Galizien vereinigten IV. Armee übertragen, welche er bis zur Versetzung der letzteren auf den Friedensfuß versah. Bei der indessen bewerkstelligten neuesten Organisirung der Artillerie erhielt S. die Inhaberstelle des 8. Regiments. Im Juli 1855 wurde er zum Präses des nach dem neuen Organisationsstatut gebildeten Artillerie-Comités ernannt. Schon im Jahre 1853 hatte S. im ah. Auftrage zur näheren Beurtheilung des Zustandes der französischen Artillerie das Lager bei Satory und zugleich den wichtigen Kriegshafen Cherbourg besucht. Im März 1856 bereiste S. im kaiserlichen Auftrag, gemeinschaftlich mit dem Präses des Genie-Comités Oberst Wurmb und dem Linienschiffscapitän Wissiak England, Belgien und Frankreich zu dem Zweck militärisch-wissenschaftlicher Forschungen. Im dritten Monat dieser anstrengenden Mission erlitt Smola in Paris einen sehr gefährlichen Anfall seines organischen Herzleidens, dessen Qualen er seit 14 Jahren trotz wiederholter schwerer Erkrankungen bisher glücklich überwunden hatte. Die gegen den ärztlichen Rath unternommene Fortsetzung der Reise nach Lyon steigerte die sich bildende Wassersucht, der er am 29. Juni erlag. Der im Süden von Frankreich befehligende Marschall Castellane ließ die Bestattung des Leichnams mit der für Generale der französischen Armee vorgeschriebenen Ehrenbegleitung auf dem Friedhofe Loyasse vornehmen. General-Major Freiherr von Smola war mehrfach ausgezeichnet worden: sein Kaiser hatte ihm das Ritterkreuz des Leopold-Ordens, der Kaiser von Rußland wiederholt seinen Annen-Orden, zuletzt die Decoration mit Brillanten verliehen. Außerdem hatten ihn Preußen und Neapel decorirt. Seit 1843 Witwer, hinterließ er eine Tochter Karoline und zwei Söhne Ludwig und Joseph, von denen Ludwig in der k. k. Marine, Joseph in der k. k. Armee diente und welche leider bald dem Vater in das Grab nachfolgten; Joseph, der Jüngste, im Sommer 1865, wo er einem jahrelangen, unheilbaren Leiden im Alter von 31 Jahren erlag und die Reihe dieses Heldengeschlechtes schloß.

Nekrolog des Joseph Freiherrn von Smola, k. k. General-Majors u. s. w. Von Adolph Dittrich (o. O. [Wien], Druck von M. Auer, gr. 8°.). – Militärische Zeitung (Wien, 4°.) IX. Jahrgang (1856), Nr. 57: [192] „Lebensskizze des k. k. General-Majors Joseph Freiherrn von Smola“. – Oesterreichischer Militär-Kalender, herausg. von Hirtenfeld (Wien, 8°.) VIII. Jahrgang (1857), S. 234.
Porträt. Unterschrift: Josef Freiherr von Smola | k. k. General-Major, Präses des Artillerie-Comité’s | Inhaber des k. k. 8. Feld-Artillerie-Regiments. | Lith, von J. Gutetzky. Gedruckt bei Reiffenstein & Rösch in Wien (Fol.) sprechend ähnlich].