BLKÖ:Künigl Freiherr zu Ehrenburg und auf der Warth, Hermann Peter Graf

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 13 (1865), ab Seite: 324. (Quelle)
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Künigl Freiherr zu Ehrenburg und auf der Warth, Hermann Peter Graf (k. k. Feldzeugmeister, geb. zu Bezdekau in Böhmen 24. April 1765, gest. 30. Mai 1853). Sproß eines alten angesehenen Adelsgeschlechtes, über welches in den Quellen weitere Mittheilungen folgen, und der jüngste Sohn des Grafen Sebastian Franz aus dessen Ehe mit Maria Theresia Gräfin von Czernin. Graf Hermann Peter trat, erst 17 Jahre alt, in die kaiserliche Armee und zwar bei der Artillerie ein. Bereits als Lieutenant wohnte er im Jahre 1789 dem am 30. September ausgeführten Sturme auf eine der Vorstädte Belgrads bei und that sich dabei so hervor, daß Feldmarschall Baron Laudon in der Relation seiner ehrenvoll gedachte. In gleicher Weise that er sich im Jahre 1793, damals bereits Hauptmann, bei der Belagerung von Valenciennes hervor. Im folgenden Jahre, 1794, war der Graf Commandant der Artillerie in der Festung Quesnoi, welche von dem französischen General Scherer belagert wurde. Die [325] kais. Armee hatte sich aus den Niederlanden zurückgezogen, jedoch in den vier festen Plätzen Condé, Landrecy, Quesnoi und Valenciennes Besatzungen zurückgelassen. Um jene Zeit war das berüchtigte Decret des französischen Convents erschienen, welchem zufolge die Garnisonen, welche nicht unmittelbar nach der ersten Aufforderung zur Uebergabe Folge leisten würden, nach der Einnahme über die Klinge springen sollten. Die Besatzung von Quesnoi, zu welcher K. gehörte, protestirte gegen diese barbarische Maßregel, „indem“, wie es im Proteste treffend lautet, „eine Nation nicht die Ehrlosigkeit einer anderen decretiren könne“. Die Besatzung von Quesnoi vertheidigte also den Platz mit den geringen Mitteln unter dem Obersten Planck vom 15. Juli bis 15. August auf das Heldenmüthigste. Erst nachdem alle Communicationen zerstört, ein Proviantmagazin verbrannt und von Seite der Officiere einstimmig erklärt worden war, daß ihre Mannschaft bei dem ganz herabgekommenen Stande und der völligen Entkräftung der noch Uebriggebliebenen nichts mehr zu leisten im Stande sei, verlangte die Garnison zu capituliren, was jedoch mit Berufung auf das oberwähnte Decret verweigert wurde. Graf Künigl war zu den Unterhandlungen commandirt und es wurde beschlossen, den Antrag zu stellen, mindestens die Mannschaft zu schonen, die denn doch in jeder Armee den Officieren gehorchen müsse, während sich die Officiere freiwillig jenem Decrete zu unterwerfen erboten. Indessen wurden noch alle Vorbereitungen gegen einen Sturm getroffen, um das Leben so theuer als möglich zu erkaufen. Als der Antrag der Vertheidiger zu Händen des Generals Scherer gelangte, wurden er und sein Stab über solchen Heldenmuth gerührt; jedoch schien er eigenmächtig in dieser Sache nicht verfügen zu können, denn er wies die Unterhändler an den Volksvertreter von Quesnoi, der nach der damals üblichen Weise im Lager zur Ueberwachung des Generals gegenwärtig war. Der Volksvertreter, als er von der Sache Kenntniß erhielt, nahm es über sich, zu vermitteln und berichtete nach Paris, um die Zurücknahme des Decretes zu erlangen. Zu gleicher Zeit aber fand der Sturz der Schreckensregierung Statt und so kam die Bestätigung der Capitulation zurück, wornach die Garnison mit Ehren ausmarschiren, die Waffen niederlegen und kriegsgefangen gehalten werden sollte. Graf K. wurde später gegen einen französischen Genie-Hauptmann rantionirt, mußte aber, da dieser bei K.’s Ankunft in Ungarn gestorben war, wieder zur französischen Vorpostenlinie zurückkehren, worauf man die Unterhandlungen erneuerte und er für einen anderen gefangenen Hauptmann vom Genie- oder Artillerie-Corps ausgewechselt wurde. In die kais. Armee zurückgekehrt, zeichnete er sich bei Ukerat am 19. Juni 1796 aus; er commandirte in diesem Treffen die Artillerie und Feldmarschall-Lieutenant Kray nannte ihn in der Relation unter den Helden des Tages. Im Jahre 1800 rückte K. zum Major im 1., im Jahre 1807 zum Oberstlieutenant im 4. Artillerie-Regimente vor. Während des Feldzuges vom Jahre 1809 war K. Chef der Artillerie im 4. Armeecorps und wurde während der Dauer des Feldzuges zum Obersten befördert. In der Relation über die Schlacht von Aspern führte ihn Feldmarschall-Lieutenant Fürst Rosenberg unter den Ausgezeichneten auf. Bei Wagram wurde ihm ein Pferd unter’m Leibe erschossen. Im Jahre 1812 erfolgte seine Ernennung zum General-Major. Als [326] solcher machte er die Feldzüge der Jahre 1813 und 1814 bei der Hauptarmee mit und bewährte sich überall als ein ebenso umsichtiger als tapferer General. In der Relation über die Schlacht bei Leipzig nennt ihn Feldmarschall-Lieutenant Freiherr von Reißner gleichfalls unter den Ausgezeichneten, und der Kaiser von Rußland decorirte ihn damals mit dem St. Annen-Orden 1. Classe. Als nach dem Pariser Frieden von den verbündeten Mächten eine Commission gebildet wurde, welche in den Niederlanden die Plätze und das Kriegsmaterial zu übernehmen die Aufgabe hatte, wurde K. zum Mitgliede derselben gewählt. Einige Zeit noch fungirte Graf K. als Artillerie-Director der Bundesfestung Mainz, wurde dann Feld-Artillerie-Director des in Frankreich zurückgebliebenen Armeecorps, welchen Posten er bis zum Jahre 1821 bekleidete, worauf seine Berufung zum Hauptzeugamte nach Wien erfolgte. Im Jahre 1823 wurde der Graf zweiter Inhaber des 1. Artillerie-Regiments, im Jahre 1826 Feldmarschall-Lieutenant, im Jahre 1834 wirkl. geheimer Rath und im Jahre 1838 mit dem Commandeurkreuze des St. Stephan-Ordens ausgezeichnet. Im Jahre 1841 fand seine Beförderung zum Feldzeugmeister Statt, und in dieser Charge diente er noch 7 Jahre, worauf er am 1. Juli 1848 nach 66jähriger Dienstzeit in den Ruhestand übertrat. Graf K., dem der Held von Aspern, Erzherzog Karl, in besonderer Huld zugethan war und der als Soldat seiner trefflichen Eigenschaften wegen allgemeine Achtung genoß, hatte 15 Feldzüge mitgemacht, persönlich in 16 Hauptschlachten mitgefochten und das hohe Alter von 88 Jahren erreicht.

Oesterreichischer Soldatenfreund (Wien, 4°.) Jahrgang 1843, Nr. 372. – Oesterreichischer Militär-Kalender, herausg. von Hirtenfeld (Wien, kl. 8°.) V. Jahrg. (1854), S. 117 [daselbst ist irrthümlich 1665 statt 1765 als K.’s Geburtsjahr angegeben]. – Oesterreichisches Militär-Konversations-Lexikon von J. Hirtenfeld (Wien 1850, gr. 8°.) Bd. III, S. 668.