BLKÖ:Stadler, Joseph

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Stadler, Johann
Band: 37 (1878), ab Seite: 56. (Quelle)
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Stadler, Joseph (Tonsetzer, geb. zu Wien am 13. n. A. 14. October 1796, gest. ebenda 16. November 1859). Entstammt einer in der Musikwelt gekannten und geschätzten Familie. Sein Großvater Joseph Stadler (gest. zu Wien 6. Jänner 1777) war schon als Capellmeister bei den P. P. Jesuiten am Hofe, an der Universität, im Convicte [57] und an den meisten Nonnenklöstern, dann bei der Gründung der Witwen-Societät und sonst als ein sehr eifriger Beförderer der Musik allgemein bekannt und geachtet. Sein Vater Felix Stadler (geb. zu Wien 13. Jänner 1754, gest. 30. September 1824) war erster Contrabassist bei dem k. k. Hoftheater und an der Metropolitankirche zu St. Stephan. Von diesem erhielt der Sohn Joseph den ersten Unterricht. Die Sorgfalt, mit welcher er den musikalischen Unterricht seines Sohnes leitete, belohnte sich in dessen schönen Erfolgen. Sein Talent entfaltete sich immer mehr und mehr, und sein anhaltender Fleiß steigerte in entsprechender Weise dessen Fortschritte. Unter solchen Verhältnissen erklärt es sich von selbst, daß Vater und Sohn, als dieser die Musik zu seinem Lebensberufe erwählte, übereinstimmten. So wurde denn Joseph, nachdem er ein guter Sängerknabe gewesen, alsbald ein gewandter Clavier- und Violinspieler, bildete sich dann zum virtuosen Concert-Violinspieler, welcher aber auch die Viola, das Violoncello, die Guitarre und die Orgel mit Meisterschaft spielte; allmälig lernte er bei seinem Eifer und hervorragenden Musiktalente beinahe alle Instrumente kennen, und machte es sich eigen, wie sie behandelt werden sollen. Daher erklärt es sich auch, daß er schon im Jahre 1810, damals erst 14 Jahre alt, an dem k. k. privil. Leopoldstädter Theater als erster Violinspieler und im Jahre 1818, also im Alter von erst 22 Jahren, als Orchester-Director daselbst angestellt wurde, ein Posten, der doch sonst nur Künstlern im vorgerückteren Alter zu Theil zu werden pflegt. Im Jahre 1814 wurde er auch noch an der Domcapelle der Metropolitan-Kirche zu St. Stephan als Mitglied angestellt. Am 12. März 1831 wurde S. Violinist an der kaiserlichen Hofmusik-Capelle in Wien, und blieb in dieser Anstellung bis zu seinem im Alter von 63 Jahren erfolgten Tode. Stadler hatte seit früher Jugend die Meisterwerke der Kunst mit größtem Eifer studirt und hatte dieselben zuletzt so inne, daß er in musikalischen Gesellschaften nicht selten Quartetten von Haydn, Mozart, Spohr aus der Bassostimme accompagnirte. oder auch ohne dieselbe auswendig vortrug, und bei seinem vortrefflichen musikalischen Gedächtnisse, Stücke, die er einmal gehört, nachspielte. Nicht selten kam es vor, daß er in musikalischen Gesellschaften schwere und ihm ganz fremde Compositionen vom Blatte weg und mit einer Sicherheit und Fertigkeit spielte, als ob er sie zu Hause einstudirt hätte. Als Lehrer war S. gesucht und sehr geschätzt, auch hat er viele Zöglinge in seiner Kunst trefflich ausgebildet, die musikalischen Compositionen mancher Anfänger mir Sorgfalt durchgesehen und verbessert, und als Orchester-Director hat er viele Tonstücke von Meistern ersten Ranges in tadellosen Aufführungen zur Kenntniß des musikliebenden Publicums gebracht. Er selbst war Componist, von dem Gaßner, ein gewiß competenter Beurtheiler, ausdrücklich Jagt, daß er mit gründlichen Compositionskenntnissen eine fruchtbare Erfindungsgabe besaß, und daß, wenn er in seiner Vaterstadt einen minderen Grad von Berühmtheit genoß, daran zunächst ein zurückgezogenes Walten und eine fast zu bescheidene Anspruchslosigkeit die Schuld trugen. S. hat ziemlich viel componirt, aber nur der kleinere Theil seiner Compositionen ist im Stich erschienen.

A. Stadler’s im Druck erschienenen Compositionen. [58] 1) Variationen in A-dur, für die Violine mit Quartett. Begleitung. – 2) Zwölf Ländler für die Violine mit Begleitung des Pianoforte in A-dur. – 3) Zwölf Walzer in As-dur, für die Violine mit Begleitung des Fortepiano. – 4) Zwölf Ländler in B-dur, für die Violine mit Begleitung des Fortepiano. – 5) Zwölf Ecossaises für die Violine mit Begleitung des Fortepiano. – 6) Sechs Menuets für das Fortepiano auf vier Hände. – 7) Brillante Walzer und Galopptänze für das Fortepiano. – 8) Drei Märsche für das Pianoforte zu vier Händen. – 9) Original-National-Stücke für das Pianoforte. – 10) Sechs Angloises für das Pianoforte. – 11) Zwölf Deutsche für das Pianoforte. – 12) Sechs Ländler für den Csakan, mit Begleitung der Guitarre. –13) Lied („In der Laube“) mit Begleitung des Pianoforte. – 14) Acht Ecossaises für das Pianoforte. –15) Zwölf Walzer für das Pianoforte. – 16) Zwölf Ländler für das Pianoforte. – 17) Zwölf Ecossaises für das Pianoforte. – 18) Serenade für die Flöte und Guitarre. – B. Stadler’s ungedruckte Compositionen. (Einzelne derselben sind jedoch durch Aufführung in Musik-Akademien bekannt geworden). 36 Etuden für die Violine. – Variationen für zwei Violinen, Viola und Baß. – Zwei Quartetten für zwei Violinen, Viola und Baß. – Concert in D-dur, für Violine mit Begleitung des ganzen Orchesters. – Concert in E-mollConcert in A-durConcert in D-moll, jedes für Violine mit Orchesterbegleitung. – Variationen in A-dur, mit Orchesterbegleitung und davon noch drei Partien gleichfalls in A-dur. – Variationen in D-durVariationen in F-dur, diese und die vorigen gleichfalls mit Orchesterbegleitung. – Variationen in E-moll, für zwei Violinen, Viola und Baß. – Polonaise für Violine mit Orchester-Begleitung. – Variationen für Violine und Guitarre. – Variationen für zwei Violinen, Viola und Baß. – Sinfonia in E-dur, für ganzes Orchester. – 50 Etuden für die Violine. – Variationen in D-moll, für zwei Violinen, Viola und Baß. – Brillantes Quartett in E-dur, für zwei Violinen, Viola und Baß. – Variationen in A-dur, für Violine mit Begleitung des Orchesters. – Trio in C-dur, für Pianoforte mit Violine und Violoncello. – Variationen in A-moll, für zwei Violinen, Viola und Violoncello. – Drei Duetten für zwei Violinen. – Variationen in E-dur, für Violine und Orchester. – Variationen in A-moll, für zwei Violinen, Viola und Violoncello. – Variationen in G-durVariationen in A-dur, beide für gleiche Besetzung. – Lied („Jugendsinn“) – Lied („Die Nachtigall“) – Lied („Zweifel“), jedes dieser drei Lieder für eine Singstimme mit Begleitung des Piano. – Kirchenlied, am Feste des Herzens Jesu, mit Orgelbegleitung. – Musik für die große Pantomime: „Die Wunderflasche“, aufgeführt im Leopoldstädter Theater.
Meyer (J.), Das große Conversations-Lexikon für die gebildeten Stände (Hildburghausen, Bibliogr. Institut, gr. 8°.). Zweite Abtheilung Bd. IX, S. 1313, Nr. 8. – Gaßner (F. S. Dr.), Universal-Lexikon der Tonkunst. Neue Hand-Ausgabe in einem Bande (Stuttgart 1849, Franz Köhler, Lex. 8°.) S. 797, [gibt kurze Nachrichten über Joseph Stadler, Großvater, Felix Stadler, Vater, und Joseph Stadler, dessen Sohn]. – Neues Universal-Lexikon der Tonkunst. Angefangen von Dr. Julius Schladebach, fortgesetzt von Eduard Bernsdorff (Dresden, Robert Schäfer, gr. 8°.), Bd. III, S. 627. – Schilling (G. Dr.), Das musikalische Europa (Speyer 1842, F. L. Neidhard, gr. 8°.) S. 325. – Allgemeine Wiener Musik-Zeitung. Herausg. von Dr. August Schmidt (4°.) 1841, S. 357. – Köchel (Ludwig Ritter), Die kaiserliche Hof-Musikcapelle in Wien, von 1543–1867. Nach urkundlichen Forschungen. (Wien 1869, Beck, 8°.), S. 97, Nr. 1404; S. 100, Nr. 1475.