BLKÖ:Stattler, Heinrich Anton

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Stattler, Karl
Band: 37 (1878), ab Seite: 243. (Quelle)
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Stattler, Heinrich Anton[BN 1] (Bildhauer, geb. zu Krakau im Jahre 1834). Ein Sohn des Malers Albert Cornel [siehe den Vorigen]. Von früher Jugend an schon beschäftigte er sich mit [244] dem Zeichnen, malte mit Farben und modellirte in Thon nach der Natur. Dabei lernte er bei seinem Vater, der auf seinen Reisen in Italien eine geläuterte Ansicht von der Kunst und ihren Werken empfangen hatte, nach Regeln die Elemente der Kunst. So wurden seine Gebilde in Thon immer natürlicher und wahrer und empfingen jenen Ausdruck, in welchem das Auge des Kenners den Einklang von Kunst und Natur gewahrte. Dabei war er sehr glücklich im Treffen der Aehnlichkeit und so machte er denn bald nebst verschiedenen Studienbüsten eine stattliche Reihe von Büsten nach dem Leben, welche allgemeine Anerkennung fanden und seinen Ruf in weitere Kreise verbreiteten. Die erste größere Bestellung erhielt er von der Fürstin Anna Sapieha, welche ihm die Ausführung eines Grabdenkmals für ihre Enkel übertrug. Alexander Fürst Czartoryski und Joseph Graf Szembek, welche sich für den jungen, vielversprechenden Künstler interessirten, setzten demselben für mehrere Jahre eine Pension aus, die ihn in den Stand setzte, sorgenlos seiner Kunst zu leben. Damals entstand unter seinen Händen die Kolossalbüste des Generals Chlopicki [Bd. II, S. 346] welche auf Kosten Adams Grafen Potocki in Bronze gegossen wurde. Der Künstler brachte sein Werk dem Nationalmuseum in Paris dar, welches ihm dafür die erste öffentliche Anerkennung zu Theil werden ließ. Der Künstler hatte damals noch nicht das 18. Lebensjahr erreicht, aber schon richtete sich auf ihn die Aufmerksamkeit von Personen, die in Kunstsachen maßgebend waren; so des Grafen Franz Thun, dem die Entwicklung des Kunstwesens im Kaiserstaate manches verdankt. Der Graf erlangte für Stattler aus ah. Gnade ein Reisestipendium für Italien, um sich in der Bildhauerkunst auszubilden. Nun führte er das obenerwähnte Grabdenkmal der Fürstin Sapieha in Marmor aus; dasselbe wurde in Rom ausgestellt und fand die Anerkennung eines Cornelius, Overbeck, Tenerani u. A. Nach Krakau gebracht, gewann es den vollen Beifall seiner Landsleute. Sein nächstes Werk war dos Denkmal für die Prinzessin Maria Czartoryski. Es stellt in Allegorie den Schmerz über den Verlust eines edlen Wesens dar und das Nachdenken über die Tugenden der Verblichenen, welches dieselbe betrauert. In Basreliefs sind die Tugenden dargestellt: Nächstenliebe, Mutterliebe und Liebe zu den schönen Künsten, dann: Engel bitten bei der Madonna um Gnade für die Verstorbene. Die übrigen mir bekannt gewordenen Arbeiten des Künstlers sind: „Die Statue des Dichters Adam Mickiewicz[WS 1]“. Bestellung eines Kunstfreundes, Namens Kronenberg; – „Die Statue des Pater Kordecki“, des berühmten Vertheidigers von Częstochau im Jahre 1655 gegen die Schweden; diese Statue, in Bronze gegossen und dann in Częstochau ausgestellt, ist im Auftrage des Kaisers von Rußland ausgeführt; – die „Matter Gottes“, in einem Kranze von Rosen, Lilien und Dornen, Medaillon-Basrelief in Marmor, von dem Künstler dem Papste Pius IX. dargebracht, wofür dieser dem Künstler neben dem apostolischen Segen eine große goldene Medaille mit dem Bildnisse des h. Vaters verlieh; – „Christus als Knabe besiegt im Tempel die Schriftgelehrten“; dieses Werk brachte der Künstler als Zeichen seiner dankbaren Ergebenheit Seiner Majestät dem Kaiser Franz Joseph I. dar, dessen Munificenz er seine künstlerische Ausbildung verdankt; – das Grabdenkmal für Anna Rozycka, in der [245] Capelle der h. Salomena bei den Franziskanern in Krakau; – schließlich hat er im Jahre 1861 in der achten Kunstausstellung zu Krakau seinen Entwurf zu einer Statue des Generals Skrzynecki [Bd. XXXV, S. 108] veröffentlicht, der jedoch nicht zur Ausführung gekommen zu sein scheint, da das in Krakau dem berühmten General Skrzynecki errichtete Denkmal von Wladislaus Oleszezyński gemeißelt ist. In österreichischen, namentlich in den Wiener Kunstausstellungen und in der Wiener Weltausstellung des Jahres 1873 war S. durch kein Werk seines Meißels vertreten. Meine sorgfältigen Nachforschungen über den Künstler ergaben nur das bedauerliche Resultat, daß, so glänzend als derselbe begonnen, so kläglich geendet habe; in dem schweren Kampfe ums Dasein vermochte er nicht siegreich sich hindurchzuarbeiten; zuletzt soll er dem Trunke sich ergeben haben und endlich völlig verkommen sein.

Krakauer Zeitung 1861, Nr. 127, im Feuilleton: „Die achte Kunstausstellung in Krakau“.

Berichtigungen und Nachträge

  1. Nachträglich sei hier noch bemerkt, daß eine Biographie Heinrich Anton Stattler’s die Krakauer politische Zeitung „Czas“, d. i. Die Zeit, 1855, Nr. 108, im Feuilleton brachte. [Bd. 42, S. 254.]

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Adam Mirkiewicz.