BLKÖ:Storchenau, Sigmund von

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Storck, Joseph C.
Band: 39 (1879), ab Seite: 195. (Quelle)
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Storchenau, Sigmund von (gelehrter Jesuit, geb. zu Hollenburg in Kärnthen am 17. August 1731, gest. am 13. April 1798, n. A, schon 1797). Die Familie hieß ursprünglich Storchmann, seitdem aber ein Franz Sigmund S. (1708) mit dem Prädicate „von Storchenau“ in den Adelstand erhoben wurde, bediente sie sich nur dieses Prädicates. Sigmund’s Vater war Pfleger zu Hollenburg in Kärnthen; einer unweit Klagenfurt gelegenen Ortschaft, nicht zu verwechseln mit dem Markte Hollenburg bei Thalern in Niederösterreich. Erst 16 Jahre alt, trat Sigmund in den Orden der Gesellschaft Jesu, in welchem er bis zu dessen Auflösung verblieb. Nach abgelegten [196] Ordensgelübden erlangte er zunächst die philosophische und theologische Doctorwürde und wurde dann im Lehramte verwendet. Man verlieh ihm, dem damals Dreißigjährigen, die Lehrkanzel der Logik und Metaphysik an der Wiener Hochschule, zu deren Ruhm er durch ein Jahrzehent wirkte. Nach Aufhebung seines Ordens begab er sich in seine Heimat zurück, wo noch seine Mutter lebte, bei der er in demselben Kämmerchen, das er als Student inne hatte, wohnte. Hatte er auch aufgehört, Ordensmitglied zu sein, so befolgte er doch nach wie vor die Ordensregeln mit unverbrüchlicher Treue und theilte seine Beschäftigung zwischen wissenschaftlichen Arbeiten und Ausübung wohlthätiger Handlungen. Als dann im April 1781 die Erzherzogin Maria Anna [Band VII, Seite 26, Nr. 212], die vormalige Aebtissin des adeligen Fräuleinstiftes in Prag, ihren bleibenden Aufenthalt in Klagenfurt nahm, wurde Pater Sigismund zu ihrem Hofprediger ernannt und blieb es bis zu dem im Jahre 1790 erfolgten Ableben der Erzherzogin. Nun kehrte er wieder in seine sozusagen klösterliche Abgeschiedenheit zurück, in welcher er nach sieben Jahren starb. In seinem Fache war Storchenau ununterbrochen bis an sein Hinscheiden schriftstellerisch thätig; die Titel seiner Schriften in chronologischer Folge sind: „Institutiones logicae“ (Viennae 1760, und noch öfter, 8°.); – „Institutiones metaphysicae“ Partes quatuor (ibid. 1769, 8°.; editio altera ib. 1777, 8°. maj.); auch erschienen von diesem und dem vorigen Werke unberechtigte Nachdrucke zu Venedig (12°.); – „Grundsätze der Logik“ (Augsburg 1774, 8°.); – „Die Philosophie der Religion“, 1. bis 7. Theil (ebd. 1773 bis 1781; auch 1785–1789 und Wien 1803, 8°.); – „Angaben zur Philosophie der Religion“, 1. bis 5. Band (Augsburg 1785– 1789, 8°.); – „Tractatus de religione et theologia naturali desumtus“ (Viennae 1786, A. Doll, 8°.); – „L. J. Spittler’s[WS 1] Grundriss der christlichen Kirche. Mit einer Vorrede“ (Wien 1790, 8°.), eigentlich eine Widerlegung des Spittler’schen Buches; – „Seltenere Urkunden aus dem inneren Archive der Religionsphilosophie“ (Augsburg 1791, 8°.); – „Der Glaube der Christen, wie er seyn soll, ein philosophisch-theologisch-moralisch-praktisches Werk....“ (ebd. 1792, 8°.); – „Geistliche Reden auf alle Sonntage des Jahres. Gehalten vor Ihrer kais. Hoheit der Erzherzogin Marianne zu Klagenfurt“, vier Bände (ebd. 1786, 8°.); – „Die Moral des Christen, wie sie seyn soll; in geistlichen Reden auf alle Festtage des Jahres eingekleidet“, 1. Band (ebd., 1793); – 2. Band: „Reden auf die Feste U. L. Frau“ (ebd. 1794); – 3. und 4. Band: „Reden auf die Festtage der Heiligen“ (ebd. 1795 und 1796, 8°.). Die ersten zwei Bände dieser Reden sind auch von A. F. Olten in lateinischer Uebersetzung unter dem Titel: „Sermones sacri in omnes totius anni dominicas“, tomi duo (Posonii 1806, Schwaiger [Eggenberger], 8°.) erschienen. Ferner schrieb er für die „Beyträge zu verschiedenen Wissenschaften von österreichischen Gelehrten“ (Wien 1775) die Abhandlung: „Ueber die Trägheit der Materie, insoferne sie die Fähigkeit zu denken ausschließt“ und übersetzte kurz vor seinem Tode des Pater Vinc. Huby berühmtes Werk: „Considérations propres à faire naître et à entretenir l’amour divin dans nos coeurs“. Storchenau’s Hauptwerk bleibt aber seine „Philosophie der Religion“, worin er das Unhaltbare der modernen Weltansichten [197] zu beweisen sucht. Seine Arbeiten standen zu seiner Zeit in großem Ansehen, und sie würden noch heute in demselben stehen, wenn sie nicht durch neuere philosophische Schriften, die doch nichts Besseres an die Stelle des alten, ewig unlöslichen Geheimnisses der menschlichen Vernunft gesetzt haben, verdrängt worden wären, S.’s Schrift „Der Glaube der Christen, wie er seyn soll“ ist auch ins Französische übersetzt worden.

Stoeger (Joh. Nep.), Scriptores Provinciae Austriacae Societatis Jesu (Viennae 1855, Lex. 8°.) p. 339 [nach diesem gestorben im Jahre 1797]. – Hermann (Heinrich), Handbuch der Geschichte des Herzogthums Kärnthen in Vereinigung mit den österreichischen Fürstenthümern (Klagenfurt 1860, Leon, 8°.) Bd. III, Heft 3: „Culturgeschichte Kärnthens vom Jahre 1790–1857“, S. 172 und 179. – (De Luca), Das gelehrte Oesterreich. Ein Versuch (Wien 1778, von Trattnern, 8°.) I. Bds. 2. Stück, S. 207. – Programm des k. k. Staatsgymnasiums zu Klagenfurt 1851 (Klagenfurt 1852, J. Leon, 8°.) S. 38.

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