BLKÖ:Sztankovics, Ludwig Freiherr (Vater)

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Sztankai, Paul
Band: 42 (1880), ab Seite: 254. (Quelle)
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Sztankovics, Ludwig Freiherr, Vater (k. k. Feldzeugmeister, Ritter des Maria Theresien-Ordens, geb. zu Edelény [255] im Borsoder Comitate Ungarns 25. August 1805, gest. 10. April 1868). Sein Vater Andreas, zuletzt Rittmeister und Escadrons-Commandant bei Erzherzog Ferdinand Huszaren Nr. 3, wurde in Anerkennung seiner Verdienste 1827 in den erbländischen Adelstand erhoben. Ludwig trat am 1. August 1820 in das nämliche Regiment als Ex propriis-Cadet ein, rückte in demselben am 1. April 1821 zum Unterlieutenant, am 15. December 1827 zum Oberlieutenant vor und kam am 16. November 1831 als Capitänlieutenani in das Infanterie-Regiment Freiherr von Heß Nr. 49. in welchem er am 1. December 1837 zum wirklichen Hauptmann aufstieg. Am 8. April 1842 wurde er Major bei Culoz-Infanterie Nr. 31, am 19. April 1847 Oberstlieutenant und schon im nächsten Jahre Oberst und Commandant dieses Regiments. 1850 erfolgte seine Ernennung zum Generalmajor und Brigadier im 1. Armeecorps, am 3. April 1858 aber zum Feldmarschall-Lieutenant. Am 4. October 1866 trat er mit Feldzeugmeister-Charakter in den normalmäßigen Ruhestand über, den er nur anderthalb Jahre genoß, da er im Alter von 63 Jahren von einem Schlaganfall plötzlich dahingerafft wurde. In den Rahmen seiner 46jährigen Dienstzeit fallen mehrere Thaten dieses ruhmvollen Kriegers, in Folge deren ihm die höchste militärische Auszeichnung, der Maria Theresien-Orden zu Theil ward. Beim Ausbruch der Bewegung des Jahres 1848 befand er sich als Oberstlieutenant mit seinem Regimente in Temesvár. Die Kämpfe begannen, er rückte zum Obersten vor. Da unternahm am 14. December 1849 Generalmajor Graf Leiningen eine Expedition zum Entsatze von Arad. Nun führte Sztankovics eine Division des von dem Hauptmann Melzer commandirten Bataillons in Person zum Sturme gegen die bei Neu-Arad errichteten Barrikaden und Fleschen. Seine Leute zum Kampfe anfeuernd, drang er unter dem heftigsten Kleingewehr- und Kartätschenfeuer des Feindes mit wahrer Todesverachtung vor und nahm siegreich alle Verschanzungen. Bald darauf kam er als General-Quartiermeister an die Seite des Feldmarschall-Lieutenants Gläser und zeichnete sich in den Kämpfen bei Arad am 8., 9. und 13. Februar 1849 durch militärischen Scharfblick, Umsicht in seinen Anordnungen und persönliche Tapferkeit so hervorragend aus, daß man die glücklichen Erfolge dieser Tage vornehmlich ihm zu danken hatte. Nun kamen plötzlich die beunruhigenden Nachrichten von der Einnahme Hermannstadts und Kronstadts durch die Rebellen, ferner, daß von diesen unter Commando Bem’s Karlsburg cernirt und sämmtliche Pässe Siebenbürgens besetzt seien, da galt es so rasch als möglich die Festung Temesvár verproviantiren und die Besatzung derselben thunlichst verstärken. In diesen schweren Tagen leitete Oberst Sztankovics an der Seite des commandirenden Generals Freiherrn von Rukowina die Geschäfte des Generalstabes, und da war er es, der in kürzester Zeit, von den treu gebliebenen Behörden auf das eifrigste unterstützt, die Verproviantirung der Festung für drei Monate bewerkstelligte, die Garnison um fünfthalbtausend Recruten vermehrte und so im Ganzen auf 8659 Mann brachte. Trotz alledem waren die Kräfte dem weit überlegenen Feinde gegenüber nicht hinreichend, so z. B. sollten an Artillerie und Genietruppen [256] 1200 Mann in Waffen stehen, in Wirklichkeit aber waren deren nur 200 vorhanden. Nicht weniger mangelhaft stand es mit den Vertheidigungsmitteln. Nichtsdestoweniger wurde die am 25. April 1849 von den Rebellen eingeschlossene Festung bis zu ihrem am 9. August erfolgten Entsatze auf das tapferste gehalten. Die Belagerung und die heldenmüthige Vertheidigung Temesvárs ist nicht nur epochemachend in der Geschichte der ungarischen Rebellion, sondern in der Kriegsgeschichte überhaupt. Am 10. October 1848 gab die Garnison von Temesvár die Erklärung ab, treu zum Kaiser als ihrem rechtmäßigen Herrn zu stehen, und sie hielt ihr Wort bis zum Schlusse der 107tägigen Belagerung, während deren sie in mehr Schlachttagen, als oft in einem ganzen Feldzuge stattfinden, die schwersten Kämpfe mit einem überlegenen und mit Allem reichlich versehenen Gegner durchzumachen hatte. Die Besatzung war durch die unaufhörlichen Gefechte, wie durch Epidemie lange schon bis zur Hälfte aufgerieben, die Stadt zu einem Trümmerhaufen zusammengeschossen, der Rest der Leute, welcher sich noch in der Festung befand, ohne Kleidung und durch die Strapazen völlig entkräftet. Und daß ungeachtet dieser Verhältnisse die Festung sich in so bewunderungswürdiger Weise hielt, war das Werk des Obersten Sztankovics. Der Festungscommandant Freiherr von Rukowina hatte ihm die persönliche Leitung der Vertheidigung übertragen. Da bald nach dem Beginne der Belagerung der Commandant der Garnisonsartillerie Major von Scherb erkrankte und später der Genie-Localdirector Major von Simonovics durch eine Bombe tödtlich verwundet wurde, so waren endlich alle Zweige der Vertheidigung in den Händen des Obersten Sztankovics vereinigt. Davon spricht das ihm verliehene Diplom des Maria Theresien-Ordens: „Ihm, der die Verfügungen jeder Art geleitet, unermüdet bei Tag und Nacht das Beispiel von seltener Bravour und Ausdauer gegeben, ihm gebührt nach dem allgemeinen Zeugniß der größte Theil des Verdienstes, die geringe Vertheidigungskraft, die zu Gebote stand, zweckmäßig verwendet zu haben, so daß die Festung bis zur Ankunft des Entsatzheeres gehalten werden konnte, wodurch die günstigen Erfolge unserer Waffen wesentlich gefördert werden konnten“. In Würdigung dieses unvergleichlichen Verhaltens verlieh der Kaiser dem Obersten mit allerhöchster Entschließung vom 27. März 1850 den Orden der eisernen Krone zweiter Classe, welcher Auszeichnung mit Capitelbeschluß vom 26. März 1850 in der 157. Promotion das Ritterkreuz des Maria Theresien-Ordens folgte. Bald rückte Stankovics auch zum Generalmajor auf. Im Jahre 1851 mit einer militärischen Commission nach St. Petersburg entsendet, kehrte er von da mit dem St. Stanislaus-Orden erster Classe geschmückt zurück. 1852 commandirte er die Reservebrigade an der böhmisch-sächsischen Grenze, 1853 wurde er Brigadier in Wien, wo der König von Preußen zur Zeit seines Besuches am kaiserlichen Hofe ihn mit dem rothen Adler-Orden auszeichnete. Zu Beginn des Jahres 1858 ging Sztankovics, mittlerweile zum Feldmarschall-Lieutenant erhoben, als Truppen-Divisionär nach Mailand. Beim Ausbruch des Feldzuges 1859 erfolgte seine Ernennung zum General-Adjutanten der italienischen Armee, deren Oberst-Commandirender Benedek war. [257] Für seine persönliche Tapferkeit in der Schlacht bei Magenta ward ihm von Seiner Majestät dem Kaiser das Commandeurkreuz des Leopoldordens verliehen. Als das Armeecommando wechselte, erhielt er im ersten Armeecorps eine Truppendivision, welche er in der Schlacht von Solferino mit oft bewiesener Bravour führte. Nach dem Feldzuge 1859 zum Militär-Commandanten in Tirol ernannt, blieb er in dieser Stellung, bis er 1860 das Festungscommando von Mantua übernahm, welches er bis zu der im Jahre 1866 erfolgten Uebergabe dieser Stadt inne hatte. Durch seine ersprießliche Wirksamkeit im Kriegsjahre 1866 erwarb er sich das Militär-Verdienstkreuz mit der Kriegsdecoration. Ueberdies war er seit 1860 zweiter Inhaber des Infanterie-Regiments Großherzog von Toscana Nr. 66 und seit 1861 wirklicher geheimer Rath. Freiherr von Sztankovics vermälte sich 1832 mit Carolina geborenen von Rößler. Diese gebar ihm zwei Söhne, welche sich beide dem Waffendienste in der kaiserlichen Armee widmeten; der ältere, Ludwig [siehe den Folgenden], starb den Opfertod für das Vaterland.

Freiherrenstands-Diplom ddo. 21. Juni 1850. – Didaskalia. Unterhaltungsbeilage zur „Frankfurter Zeitung“ (4°.) 1859, Nr. 138. – Frankfurter Conversationsblatt (4°.) 1859, Nr. 122, S. 487. „Der Stab des Feldzeugmeisters Grafen von Gyulay“. – Hirtenfeld (J. Dr.), Der Militär-Maria Theresien-Orden und seine Mitglieder (Wien 1857. Staatsdruckerei, kl. 4°.) S. 1713 und 1754. – Der Kamerad (Wiener Soldatenblatt, 4°.) 1868, Nr. 33, S. 335. – Militär-Zeitung. Herausgegeben von Hirtenfeld (Wien, gr. 4°.) 1859, S. 302. – Neuer Plutarch oder Biographien und Bildnisse der berühmtesten Männer und Frauen u. s. w. Vierte Auflage. Mit Verwendung der Beiträge des Freiherrn Ernst von Feuchtersleben neu bearbeitet von Aug. Diezmann (Pesth, Wien und Leipzig 1858, Hartleben, kl. 8°.) Bd. IV, S. 220. – Streffleur (Valentin), Militär-Zeitschrift (Wien, Lex.-8°.) 1869, Bd. I, S. 367; „Nekrolog“. Von Amon. – Allgemeine Theater-Zeitung. Von Adolph Bäuerle (Wien, kl. Fol.) 1859, Nr. 113. – Wiener Zeitung, 1868, Nr. 96, S. 261.
Porträte. 1) Lithographie von Kriehuber (Wien, Neumann, gr. Fol.). – 2) Auf einem Blatte zugleich mit Hammer-Purgstall, Melchior Khlesl, Broglie, Nesselrode und Ludwig von Benedek. Stahlstich von Karl Mayer’s Kunstanstalt in Nürnberg.
Wappen. Von Roth und Schwarz mit einem schmalen, wellenförmig gezogenen silbernen rechten Schrägebalken schräg rechts getheilter Schild. Im oberen rothen Felde ist ein schrägrechts aufwärts gekehrter Säbel, mit goldenem Gefäße, von drei goldenen, schräg rechts zu einem und zweien gereihten Sternen begleitet. Im unteren schwarzen Felde erscheint ein goldgekrönter goldener Löwe mit ausgeschlagener rother Zunge. Auf dem Hauptrande des Schildes ruht die freiherrliche Krone und auf derselben ein ins Visir gestellter goldgekrönter Turnierhelm. Aus der Krone des Helms wächst ein dem im Schilde bezeichneten ähnlicher Löwe hervor. Die Helmdecken sind rechts schwarz mit Gold, links roth mit Silber tingirt.