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BLKÖ:Torosiewicz, Theodor

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 46 (1882), ab Seite: 152. (Quelle)
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Torosiewicz, Theodor (Chemiker, geb. zu Stanislawow in Galizien am 7. September 1789, gest. zu Lemberg am 2. März 1876). Ein Sohn unbemittelter armenischer Eltern, besuchte er die Gymnasialclassen in seiner Vaterstadt, den pharmaceutischen Lehrcurs 1811 und 1812 an der Wiener Hochschule, worauf er sich in Lemberg seinem Berufe widmete. Nach mehrjährigen Anstrengungen und wiederholter Vermögenseinbuße trat er im April 1819 als selbständiger Apotheker auf. Von da an verlegte er sich mit besonderer Vorliebe auf Chemie, und innerhalb vier Decennien und darüber schrieb er in deutscher und polnischer Sprache an 106 Abhandlungen und Broschüren, welche in verschiedenen polnischen periodischen Fachschriften Krakaus, Lembergs und Warschaus, sowie in den Wiener „Medicinischen Jahrbüchern“, in Buchner’s „Repertorium für Pharmacie“, im „Pharmaceutischen Centralblatte“, in [153] Kastner’s[WS 1] „Archiv für gesammte Naturlehre“, in Schmidt’s „Jahrbuch für Medicin“, in der „Zeitschrift für Oesterreichs Industrie und Handel“, im Wiener „Polytechnischen Journal“, im Gratzer „Industrie- und Gewerbeblatt“, in der Lemberger „Mnemosyne“, in der „Wiener Zeitung“ und im „Oesterreichischen Lloyd“ erschienen, und deren in chronologischer Ordnung verfaßte Uebersicht die Bibliothek der Gesellschaft der Aerzte in Lemberg seit dem Jahre 1869 aufbewahrt. Seine erste Arbeit, die er gedruckt sah, kam 1825 in Buchner’s „Repertorium für Pharmacie“ heraus unter dem Titel: „Versuche mit der stöchiometrisch-elektrischen Kette als Reagens zur Entdeckung der Metalle in irgend einer Auflösung sammt Beschreibung und Abbildung des Reagensapparates“ [Bd. XXI, S. 1], später in polnischer Sprache und kürzerer Fassung in den „Rozmaitości do Gazety Iwowskiey“, d. i. Miscellen zur Lemberger Zeitung 1827; der „Kurier Warszawyki“ d. J. brachte in Nr. 313 Nachricht von einer französischen Uebersetzung dieser Abhandlung. Nun unterzog sich Torosiewicz, der Erste in Galizien, der chemischen Untersuchung der meisten Mineralwässer dieses Landes und veröffentlichte deren Analysen in deutscher und in polnischer Sprache. Die Titel seiner selbständigen Schriften folgen weiter unten. 1828 machte er der Erste auf Grund einer genauen Analyse auf die heilbringende Wirkung des Schwefelbades zu Lubień aufmerksam. Im nämlichen Jahre noch analysirte er die Salzsoole-Mutterlauge zu Starasol in Galizien und zeigte, daß man aus derselben jährlich 17.000 Pfund reiner Magnesia gewinnen könnte, welcher Artikel bei dem (damaligen) Preise von 90 fl. pr. Centner im Handel eine erhebliche Wichtigkeit besäße. 1837 analysirte er die Iwoniczer Jodquelle in Galizien und wies ihre vollkommene Gleichartigkeit mit der berühmten Adelheid-Jodquelle nach, wodurch seinem Lande ein bedeutender Nutzen erwuchs. Später führte er noch vollständige Analysen von 22 Mineralquellen Galiziens aus, welche Arbeiten sämmtlich dann in dem weiter unten angegebenen polnischen Werke über die Mineralwässer dieses Kronlandes erschienen. Aber nicht blos auf dem so wichtigen Gebiete der pharmaceutischen Chemie, auch auf jenem der industriellen war Torosiewicz mit großem Erfolge thätig. Gleich in den ersten Jahren der Zuckergewinnung aus Runkelrüben beleuchtete er in periodischen Schriften vom chemischen Standpunkte aus die Vorgänge und Einrichtungen dieses neuen Industriezweiges, sowie ferner der Syrupbereitung aus Kartoffelstärke, der Raffinirung des Ripsöles, der Wäscherei mittels Dampf und anderer praktischer für den Haushalt und den Handel wichtiger Erfindungen. Daran schließen sich seine nicht minder nützlichen chemisch-analytischen Arbeiten über das Bier, den Torf, die Ackerkrume an verschiedenen Orten des Landes, Anweisungen über die Ausnützung des chlorsauren Kalks u. d. m. Wir lassen hier die Titel seiner selbstständig herausgegebenen und wohl wichtigeren Schriften folgen: „Physikalisch-chemische Analyse der mineralischen Schwefelquelle zu Lubień“ (Wien 1828, 8°.); – „Analyse der Drohobyczer, Bolechower und Starasoler Salzsoolen-Mutterlaugen“ (Lemberg 1830); – „Die Schwefelquelle zu Konopowka“ (ebd. 1831), erschien auch, mit Zusätzen vermehrt, in polnischer Sprache (ebd. 1833); – „Ueber die Melonenwurzel“ (ebd. 1833); – „Analyse [154] der Mineralquelle zu Truskowicze“ (München 1836); – „Die Schwefelquelle zu Szkło“ (Lemberg 1835); – „Ueber das Vorkommen des Salmiaks zu Jabłonóm“ (ebd. 1837); – „Ueber das Vorkommen der Quellsäure im Torfe von Zamarsztymow nächst Lemberg“ (ebd. 1837); – „Rafinowanie Oleju“, d. i. Die Raffinirung des Oeles (ebd. 1838); – „O żródłach alkalicznych Brom i Jod w sobie zawierających we wsi Iwoniczu“ (ebd. 1838), davon erschien auch eine Ausgabe in deutscher Sprache unter dem Titel: „Die brom- und jodhaltigen alkalinischen Heilquellen und das Eisenwasser zu Iwonicz im Königreich Galizien, physikalisch-chemisch untersucht und beschrieben“ (Wien 1839, 133 S., 8°.); – „Lettre au Chev. de Carro sur quelques eaux minerales de la Galicie“ (Lemberg 1839); – „Wody mineralne Szczawnickie“ (ebd. 1842), deutsch: „Die Mineralquellen von Szczawnica im Königreich Galizien. Physikalisch-chemisch untersucht; beschrieben und mit Rücksicht auf ihre Heilkräfte gewürdigt von Heinrich Kratter. Zum Gebrauche der Szczawnica’er Brunnengäste“ (Lemberg 1842, gr. 8°., mit der Ansicht von Szczawnica in gr. 4°.); – „Łatwy sposób poznawania ziemi ornej“, d. i. Leichtes Mittel, die Ackererde zu erkennen (ebd. 1843, 2. Aufl. ebd. 1846); – „Żródła mineralne w królewsticie Galicyi i na Bukowinie“, d. i. Die Mineralquellen im Königreich Galizien und in der Bukowina (ebd. 1849), auch deutsch (München 1850); – „Woda żródłowa we Lwowie chemicznie rozebrana“, d. i. Das Quellwasser Lembergs chemisch untersucht (Lemberg 1859); – „O zdroju siarkowym w Swoszowicach“, d. i. Von der Schwefelquelle zu Swoszowice (Warschau 1859); – „O syropie kartoflanym i o winie z syropie kartofli“, d. i. Vom Kartoffelsyrup und vom Weine aus Kartoffelsyrup (Lemberg 1861); – „Pogląd na potrzebę nabywania zasad gruntownych tak w umiejętności przyrodniczej jak i w historyi powszechnej“, d. i. Ein Blick auf die Nothwendigkeit der Erwerbung naturgeschichtlicher und weltgeschichtlicher Kenntnisse (Lemberg 1865, 8°.); – „O wyciągu mięsnym Liebiga“, d. i. Ueber Liebig’s Fleischextract (ebd. 1866); – „O przyrządzaniu nowej polewki dla dzieci“, d. i. Ueber die Bereitung einer neuen Brühe für Kinder (ebd. 1866). Aus vorstehender Uebersicht erkennt man leicht: Torosiewicz hielt mit den Errungenschaften der Zeit, in der er lebte, gleichen Schritt, er stand immer mit der Wissenschaft, der er sich mit allem Eifer hingab, auf gleicher Höhe. Seine wissenschaftlichen Verdienste fanden auch mannigfache Würdigung, Seine Majestät der Kaiser verlieh ihm das goldene Verdienstkreuz mit der Krone, gelehrte Vereine und Akademien schickten ihm ihre Mitgliedschaftsdiplome. Als Mensch war er mildthätig und hilfbereit gegen Arme, die er ebenso mit Geld wie mit unentgeltlich gespendeten Arzeneien unterstützte. Im Jahre 1831 schickte er aus eigenem patriotischen Antrieb in die Festung Zamość eine bedeutende Menge Arzeneimittel für die dortigen Verwundeten und Kranken. Ungeachtet eines mehr schwächlichen Körperbaues erreichte er doch ein ungetrübtes Greisenalter von 86 Jahren und traf noch einen Tag vor seinem Tode die erforderlichen Anordnungen in seinem Laboratorium. Ob mit den Torosiewicz, deren in den Quellen Erwähnung geschieht, und unserem Apotheker verwandtschaftliche Bande bestehen, ist mir nicht bekannt. Nur die armenische Abstammung [155] und den Glauben haben sie beiderseits gemein.

Krawczykiewicz (S.). Życiorys Theodora Torosiewicza, d. i. Lebensskizze des Th. Torosiewicz (Lemberg 1874).

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Kästner’s.