BLKÖ:Tschoffen, Bernhard von

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 48 (1883), ab Seite: 60. (Quelle)
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In erfreulicherer Weise denkwürdig als der obige Bauernpatriot ist der Wiener Großhändler Bernhard von Tschoffen, ein Sohn des bürgerlichen Handelsmannes Engelbert Tschoffen in Wien, der im Jahre 1789 wegen Errichtung einer Knopf- u. s. w. Fabrik mit „Edler von“ geadelt wurde. Im April 1795 erstatteten der Großhändler Bernhard von Tschoffen, Anton Graf Appony und der Hofagent Reitter Sr. Majestät dem Kaiser die Anzeige, daß sie zu einer Gesellschaft sich vereinigt hätten, welche mit der Absicht umgehe, die Steinkohlenfeuerung in Oesterreich einzuführen und den Versuch zu machen: ob die Eröffnung eines Canals von der Gegend von Schottwien bis Wien ausführbar sei. Der Kaiser sicherte nun dieser Gesellschaft seinen ah. Schutz zu in Anbetracht dessen, daß der große Vorrath der besten Gattung Steinkohle, welche dieselbe in der Gegend von Oedenburg und Neustadt in mächtigen Flötzen ausbeutete, der Stadt Wien und der umliegenden Gegend einen wohlfeilen und bei den meisten Feuerungen anwendbaren Brennstoff sichern und zugleich der von der Gesellschaft vorgeschlagene Canal die Frachtkosten der Steinkohle ungemein vermindern werde. Unter Einem wurde der Directorial-Hofrath Franz Graf von Saurau zum Hofcommissär ernannt, in welcher Eigenschaft er bei den gesellschaftlichen Versammlungen den Vorsitz zu führen und die Unternehmung mit den landesfürstlichen Stellen in Verbindung zu setzen hatte. Diese Gesellschaft erfreute sich auch des besonderen kaiserlichen Schutzes. So erhielt sie mit kaiserlicher Entschließung vom 16. August 1796 die Zusicherung, daß dieses gemeinnützige Unternehmen im nöthigen Falle aus der ah. Privatcasse unterstützt werden solle. Eine weitere Folge war, daß Se. Majestät nicht nur den Steinkohlenbau im ganzen Lande Oesterreich unter der Enns als ein landesfürstliches Regale dergestalt sich vorbehielt, daß Niemandem mehr ohne ausdrückliche ah. Erlaubniß eine Belehnung hierauf ertheilt werden durfte, sondern der Gesellschaft wurde als ein Fond zur Unternehmung die Strecke von je vier Meilen [61] rechts und links an der Straße von Schottwien bis Wien auf fünfzig Jahre, jedoch mit der ausdrücklichen Bedingniß verliehen, daß der Canalbau längstens binnen drei Jahren angefangen werde, widrigenfalls die ganze Verleihung als nicht geschehen anzusehen sei. Mit einer weiteren Entschließung vom 15. März 1797 wurde der Gesellschaft gestattet, zur Herbeischaffung des erforderlichen Fondes von zwei Millionen Gulden Actien von 120 fl. zu errichten. Es ist nicht unsere Aufgabe, die fernere Entwickelung dieses großartigen Unternehmens, an welches die Erinnerung an den Namen Tschoffen geknüpft ist, darzustellen. Für Jene, die sich näher darüber unterrichten wollen, geben wir die betreffende Quelle an. Wir bemerken nur noch, daß im Jahre 1800 diese Gesellschaft den mit glücklichem Erfolge betriebenen Bergbau durch ihre freiwillige Vereinigung mit den vorzüglichsten Interessenten der seit 1625 bestehenden „Innerberger Hauptgewerkschaft der Stahl- und Eisenhandlung in Oesterreich und Steiermark“ wesentlich erweiterte, und daß sie an dem Tage ihrer Vereinigung mit genannter Gewerkschaft die Firma „K. k. privilegirte Hauptgewerkschaft“ annahm. [Megerle von Mühlfeld (J. G.). Memorabilien des österreichischen Kaiserstaates oder Taschenbuch für Rückerinnerung an die merkwürdigsten Ereignisse seit dem Regierungsantritte Sr. Majestät des Kaisers Franz des Ersten, das ist vom 1. März 1792 bis zum Schlusse des achtzehnten Jahrhunderts (Wien 1825, Sollinger, 12°.) S. 58 bis 65: „Canalbau-Gesellschaft in Wien“.]