BLKÖ:Vállas, Anton

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 49 (1884), ab Seite: 228. (Quelle)
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Vállas, Anton (Mathematiker, geb. zu Pesth 18. Mai 1809, gest. zu Neuorleans 20. Juli 1869). Mit seinem fünfzehnten Jahre in den Orden der frommen Schulen aufgenommen, legte er die zwei Probejahre in Trencsin zurück, wo er sich besonders mit classischer Literatur beschäftigte. Dann wirkte er einige Zeit zu Sátorallja-Ujhely im Lehramte, schied jedoch bald darauf aus dem Orden und setzte seine Studien an der Akademie zu Kaschau fort. Von dort begab er sich nach Pesth, erlangte daselbst 1831 die philosophische Doctorwürde und betrat mit der Schrift „Rövid értekezés a napóra-készitésről“, d. i. Kurze Unterweisung über die Verfertigung von Sonnenuhren (Pesth 1833, Landerer, 8°., mit Abbildungen), die schriftstellerische Laufbahn. Dieser Arbeit folgten 1837 einige Abhandlungen im „Tudománytár“ und dann das selbstständige Werk: „Egyetemes számtudomány“, d. i. Allgemeine mathematische Wissenschaft (Pesth 1838, Jos. Beimel, 8°.), in welchem er die elementare und höhere Analysis behandelt; auch war er um diese Zeit an dem von Alex. Fényes begründeten landwirthschaftlichen Journal „Ismertető“, d. i. Kundschaftsblatt, als Mitredacteur thätig. 1838 erhielt er die Professur der Mathematik am Rohonczer landwirthschaftlichen Institute, bis zu dessen Auflösung im Jahre 1840 er dieses Lehramt bekleidete. In letzterer Periode veröffentlichte er mehrere Abhandlungen im astronomischen Blatte (Astron. napló) und das Werkchen: „Egy felállítandó magyar központi műegyetemről“, d. i. Ueber den Gebrauch des Erd- und Himmelsglobus (Pesth 1841, 8°.). Als bald darauf die ungarische Akademie der Wissenschaften sein größeres Werk: „Felsőbb egyenletek egy ismeretlennel“, d. i. Ueber die höheren Gleichungen (ebd. 1842 u. f.), auf ihre Kosten durch den Druck veröffentlichte, wurde er gleichzeitig correspondirendes Mitglied dieses Institutes. Sein nächstes Werk gab er in deutscher Sprache heraus, es ist der „Beitrag zur Auflösung der höheren Gleichungen“ (Wien 1843, Sollinger, 8°.); auch übersetzte er um diese Zeit im Auftrage des Pesther Buchhändlers Hartleben Galetti’s „Allgemeine Weltkunde“ ins Ungarische worauf seine Arbeit auch unter dem [229] Titel: „Egyetemi Világismeret“ erschien. Indessen blieb der Aufschwung, den die Naturwissenschaft allenthalben nahm, nicht ohne Rückwirkung auf die ungarische Akademie der Wissenschaften, welche unseren Schriftsteller inzwischen zu ihrem wirklichen Mitgliede ernannt hatte. Und gerade Vállas faßte die Angelegenheit scharf ins Auge und legte seine Gedanken in einer Flugschrift, betitelt: „Tudós társaságok köröl, különös tekintettel a magyar t. társaság reform kérdéseire“, d. i. Ueber die Reformfrage der ungarischen gelehrten Gesellschaft (Pesth 1844), nieder, in welcher er nachwies, daß in der ungarischen Akademie von einer Pflege der Mathematik und der Naturwissenschaften so lange nicht ernsthaft die Rede sein könne, als die mathematische und naturwissenschaftliche Classe von den übrigen in ihren Sitzungen und Arbeiten, sowie in ihrem Budget und ihrer Mitgliederwahl nicht streng abgesondert werde. In der That blieb sein Antrag nicht ohne Erfolg und wurde, wenn auch nicht vollständig, so doch theilweise durchgeführt. Indessen blieb Vállas auch sonst nicht literarisch unthätig, veröffentlichte im „Pesti Hirlap“ eine Reihe Abhandlungen über Gegenstände aus der Naturwissenschaft, um das große Publicum für dieselbe zu interessiren; wendete auch dem Pesther Gewerbevereine seine Aufmerksamkeit zu und ging, von diesem entsendet, nach Paris, um über die dortige Kunstausstellung Bericht zu erstatten, bei welcher Gelegenheit er seine Reise von Frankreich über England und Belgien ausdehnte. Nach seiner Rückkehr gab er zunächst wieder ein mathematisches Werk: „Számvetés elemei. Négyjegyü logarithmicai táblával“, d. i. Elemente der Arithmetik. Mit beigefügten Logarithmentafeln (Pesth 1846, Trattner, 8°.) heraus, von welchem einige Jahre später (1851) eine neue Ausgabe bei Hartleben in Pesth erschien. Auch übernahm er um 1846 die Redaction der vom ungarischen Gewerbevereine verlegten Fachschrift „Hetilap“, d. i. Wochenblatt, in welcher mehrere Aufsätze und Abhandlungen aus seiner Feder stammen; ferner die Redaction des um diese Zeit von Hartleben begonnenen encyklopädischen Werkes „Nemzeti Encyklopediája“, das aber nur bis zum siebenten Hefte gedieh, da die mittlerweile hereingebrochenen Revolutionsstürme die Fortsetzung des nur für die friedlichsten Tage berechneten Unternehmens unmöglich machten. Kurz vor Ausbruch der Bewegung erschien noch sein Buch „Elemi tértan. Tanítványai számára“, d. i. Elemente der Geometrie (Pesth 1848, 8°.). Während der Insurrection wurde Vállas, der mit Kossuth starke Fühlung hatte, vom ungarischen Ministerium mit der Organisirung und Leitung eines militärischen Lehrcurses betraut, welche Stelle er, nachdem der Aufruhr niedergeworfen war, verlor, worauf er sich entschloß, sein Vaterland zu verlassen. Er wendete sich nach Amerika, und zwar zuerst nach Nicaragua, dann aber nach den Vereinigten Staaten, wo er 1859 als Professor der Mathematik und Physik am Louisiana State Seminary of Learning zu Alexandria wirkte. Später soll er, wie einige Nachrichten melden, Prediger zu New-Orleans gewesen sein. Während seines Aufenthaltes in Amerika erschien von ihm: „On the resolution of numerical equations“ (New-York 1855), eine weitere Ausführung der Gräffe’schen Methode. Noch ist schließlich seine Uebersetzung eines französischen Werkes: der Elemente der Algebra von L. B. [230] Francoeur zu gedenken, welche unter dem Titel: „Algebra elemei. Francziából ford. Vállas Antal egy függelékkel a fordítótól“ (Pesth 1850, 8°.) herauskam. Es war Vállas nicht mehr vergönnt, den heimatlichen Boden zu betreten. Im Alter von 60 Jahren starb der Gelehrte zu New-Orleans. – 1863 erschien bei Hartleben in Pesth ein neuer Hand- und Schulatlas für Studirende unter dem Titel: „Új kézi és iskolai atlasz, tanulók számára“ in Folio, als dessen Verfasser ein Dr. Ant. Vállas bezeichnet war. Ist dieser und unser Anton Vállas identisch?

Kertbeny (C. M.). Die Ungarn im Auslande. I. Namensliste ungarischer Emigration seit 1849. 2000 Namen mit biographischem Signalement (Brüssel und Leipzig 1864, Kießling und Comp., 12°.) S. 71, Nr. 1799. – Poggendorff (J. C.), Biographisch-literarisches Handwörterbuch zur Geschichte der exacten Wissenschaften u. s. w. (Leipzig 1863, J. A. Barth, gr. 8°.) Bd. II, Sp. 1167. – Magyar irók. Életrajz-gyüjtemény. Gyüjték Ferenczy Jakab és Danielik József, d. i. Ungarische Schriftsteller. Sammlung von Lebensbeschreibungen. Von Jacob Ferenczy und Joseph Danielik (Pesth 1856, Gustav Emich, 8°.) S. 604. – Értekezések a mathematikai tudományok köréból, III. – Galgóczy (Károly). Emlék beszéd Vállas Antal külső tag felett, d. i. Gedenkrede auf Anton Vállas (Pesth 1874). – Moenich és Vutkovich. Magyar irók névtára, d. i. Lexikon ungarischer Schriftsteller (Preßburg 1876) S. 158 und 205. – Természettudományi közlöny, d. i. Organ für Naturwissenschaften (Pesth 1871) Bd. III, S. 496.– Ujabbkori ismeretek tára, d. i. Ungarisches Conversations-Lexikon (Pesth 1855) Bd. VI, S. 449 u. f.