BLKÖ:Weiß, Ignaz (Komiker)
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 54 (1886), ab Seite: 107. (Quelle) | |||
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[108] Komiker für seine Bühne zu gewinnen. Da aber Weiß an derselben nicht entsprechende Beschäftigung fand, kündete er schon nach wenigen Monaten den Vertrag und ging nach Marburg, wo er bald Liebling des Publicums wurde. 1842 kam er zum ersten Male nach Wien und gastirte mit großem Erfolge als Schuster Knieriem in „Lumpaci Vagabundus“ im alten Leopoldstädter Theater. Da sich damals seinem bleibenden Engagement Hindernisse entgegenstellten, ging er nach Agram, wo er zwei Jahre verblieb und wiederholt auch in croatischen Stücken auftrat. 1844 kehrte er in seine Vaterstadt Ofen zurück und spielte daselbst auf der Sommerbühne. Nach dem großen Brande des Pesther Theaters trat er Ostern 1847 in die Gesellschaft des Directors Forst und wirkte in Pesth neben Rott und Grün bis 1849 mit großem Erfolge. Da überfiel ihn mit einem Male schweres Leiden. Ein Bluthusten trat so gefährlich auf, daß es den Anschein hatte, Weiß werde der Bühne für immer entrissen. Doch die Jugendkraft siegte, und nach monatelangem Siechthum trat er 1850 wieder auf, und zwar als Heitman Lewy in „Paris in Eipeldau“. Nun wechselte er oft das Engagement, und wir sehen ihn als Komiker und Regisseur in Komorn, auf dem im Redoutensaale zu Pesth errichteten Theater, unter Glöggl in Preßburg, unter Director Roll in Baden und Oedenburg, unter Megerle in Krakau, bis er 1855 unter Director Hofmann zum zweiten Male in den Verband des Josephstädter Theaters trat. Daselbst gehörte er neben Eduard Weiß [siehe diesen S. 100], Tomaselli, Schönau und Jungwirth zu den beliebtesten Komikern. Der Possendichter O. F. Berg schrieb in seinen damaligen Stücken eigens für ihn manche dankbare Rolle. Besonders glücklich gestaltete Weiß den Maurer in dem Lebensbilde „Ein Wiener Dienstbote“. Sehr wirkungsvoll war unser Komiker, den man zum Unterschiede von dem behäbigen wohlbeleibten Eduard Weiß den „mageren Weiß“ nannte, auch in dem Megerle’schen Cassastücke „Die beiden Grasel“, in welchem er den einfältigen Dorfwachter gab, der dem großen Räuber des Waldviertels immer auf der Spur ist, ihn aber niemals erwischt. Die Komik, welche Weiß, der von Kindesbeinen auf immer lungenleidend war, entfaltete, war eine äußerst passive, discrete, aber umso wirksamere. Als einmal Jemand Nestroyy gegenüber bedauernd äußerte: es sei schade, daß Ignaz Weiß nicht über eine kräftigere Gesundheit verfüge, erwiderte Nestroy in seiner bekannten schlagfertigen und kaustischen Weise: „Wenn der nicht krank wär’, wär’ er ja gar nicht komisch“. Von Weiß’ Rollen nennen wir außer den schon erwähnten: Da Ang’schmiada, den Schuhwichsfabrikanten im „Wirth von Hetzendorf“, den Fleischselcher in „Theaterscandal“, Itzig Feiteles in „Caprice der Pepita“, den ungarischen Schulmeister in „Sohn des Räubers“, den Hausherrn in „Hausherr und Zeitgeist“ und den Postillon in „Letzte Fahrt“. Er erfreute sich großer Beliebtheit beim Publicum, aber die Erfolge, welche damals Johann Fürst als Volkssänger erzielte, ließen ihn, den früheren Volkssänger, nicht ruhen. Mit einem Male wurde es ihm auf der Bühne zu enge, er verließ sie im Herbst 1860 und wurde wieder – was er zuerst war – Volkssänger. In diesem Berufe hielt er es aber kaum über ein Jahr aus. Das allabendliche Singen in raucherfüllten Wirthshausräumen [109] untergrub seine ohnehin nicht feste Gesundheit vollends, das Lungenleiden nahm einen rapiden Verlauf und raffte den einst so beliebten Komiker im Alter von erst 46 Jahren dahin.
Weiß, Ignaz (Komiker und Volkssänger, geb. in Ofen 1815, gest. zu Wien 20. September 1861). Seine Geburt in der sogenannten Raizenstadt Ofens, welche von einem Völkergemisch, wie Deutsche, Nord- und Südslaven, Ungarn, Walachen, Juden u. s. w. bewohnt ist, mag nicht ohne Einfluß auf den Knaben geblieben sein, der so Gelegenheit hatte, die oft in ganz prägnanter Weise hervortretenden Eigenthümlichkeiten dieser Nationalitäten zu studiren und manchen Zug zu erlauschen, den er später als Komiker wohl zu verwerthen wußte. Dann hatte er unter solchen Verhältnissen Gelegenheit, verschiedene Sprachen zu erlernen, wie er denn auch das Ungarische und Croatische geläufig sprach. Das ungebundene Leben, das die fahrenden Künstler der Bühne führten, behagte ihm, doch fand er beim Volkssängerthum noch größere Freiheit, und im Alter von 18 Jahren wurde er Volkssänger. Dabei hatte er den Ehrgeiz, diesen Kunstzweig, der damals noch ziemlich im Argen lag, zu heben und zu veredeln, und so wirkte er volle sechs Jahre als Volkssänger und erwarb sich eine ganz werthvolle Routine in der komischen Darstellung, ohne bei dem steten Wechsel des Repertoires in Einseitigkeit zu verfallen; auch hatte er sich trefflich im Coupletvortrage ausgebildet. Nun gelang es 1840 dem Director Schmid aus Fünfkirchen, den jungen- Der Zwischenact (Wiener Theaterblatt) 3. Jahrg., 2. September 1860, Nr. 234.
- Porträt. Dasselbe befindet sich im Holzschnitt ebenda.