BLKÖ:Wengersky von Ungerschütz, Eduard Graf

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 54 (1886), ab Seite: 283. (Quelle)
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Wengersky von Ungerschütz, Eduard Graf (k. k. Feldmarschall-Lieutenant, geb. zu Troppau in Oesterreichisch-Schlesien am 19. Februar 1793, gest. zu Wien am 13. April. 1873). Ein Sohn des Grafen Anton Wengersky aus dessen Ehe mit Anna geborenen Freiin Skrbensky, trat er 1803, zehn Jahre alt, in die k. k. Ingenieurakademie zu Wien und aus dieser 1813 als Lieutenant in das k. k. Ingenieurcorps. Nach kurzer Zutheilung bei der Feldgeniedirection der operirenden Armee in Frankfurt a. M. wurde er zur Verfügung des damaligen Generalstabschefs Feldmarschall-Lieutenants Grafen Radetzky gestellt und mit mehreren anderen Generalstabsofficieren zur Recognoscirung der aus der Schweiz nach Frankreich führenden Verbindungswege entsendet. Nach Beendigung dieser Aufgabe kam er zur Avantgarde des von Moriz Fürsten Liechtenstein befehligten Armeecorps, welche Generalmajor Scheither führte. Er nahm an der Berennung von Besançon Theil, die mit sehr anstrengenden fortificatorischen Arbeiten verknüpft war, da die äußerst energische Vertheidigung dieser Festung die Bloquirenden durch stets sich wiederholende Ausfälle allarmirte und fortwährend in Athem hielt. Von da wurde er in kurzer Zeit gegen das Fort St. André bei Salins im Juradepartement abbeordert, welcher Platz nach 24stündiger Beschießung capitulirte. Nach Friedensschluß rückte er zum Hauptgenieamte in Wien ein, von wo er im November 1814 nach Italien abging. In der Garnison der Festung Mantua befiel ihn das Sumpffieber, das ihn erst verließ, als er nach Wiederausbruch des Krieges zu der in Neckargemünd (1815) sich befindenden Feld-Geniedirection der Operationsarmee unter Erzherzog Johann kam. Nun erfolgte seine Zutheilung bei dem württembergischen General Stockmayer, der mit der Cernirung Schlettstadts betraut war. Das schwache, überdies durch die Ill getrennte Bloquadecorps hatte viel durch die häufigen Ausfälle der Franzosen zu leiden. Bei einem dieser gegen Masic au Mine gerichteten Ausfälle wagte sich der Graf zu weit vor, verlor durch feindliche Kugeln sein Pferd unterm Leibe und gerieth in Gefangenschaft. Auf dem Transport zur Festung aber fiel er über seine aus drei Mann bestehende Escorte her, die in ihrer ersten Verblüffung vergaß, den Flüchtigen zu verfolgen, ihm wohl einige Kugeln nachsandte, aber seiner doch nicht mehr habhaft werden konnte. Lieutenant Wengersky hatte schon früher, um die Franzosen bei einem erneuerten etwa weiter vordringenden Ausfalle in Flanke oder Rücken nehmen, zu können, durch dichtes Gehölz einen Colonnenweg aushauen lassen. Nach seiner Selbstranzionirung erbat er sich von General Stockmayer eine Escadron vom österreichischen Regimente Kaiser-Chevauxlegers. Diese führte er nun auf dem Colonnenwege nach der Hauptstraße, auf welcher die Ausfallabtheilung zurückkehren mußte. Kaum hatte die Escadron die Stelle erreicht, als auch schon die Franzosen herankamen. Der Graf commandirte seine Reiter sofort zur Attaque. Der Kampf kostete den Unseren wohl manchen Reiter und manches Pferd; aber die Franzosen wurden zersprengt und alle, die sie von den Unseren zu Gefangenen gemacht hatten, sowie unsere Kanonen und Pferde zurückerobert. Der König von [284] Württemberg zeichnete den Grafen für diese Waffenthat mit seinem Militärverdienstorden aus. Noch kämpfte Wengersky bei der Belagerung von Hüningen mit, rückte zum Oberlieutenant vor und ging nach Friedensschluß zur Geniedirection in Gratz ab. Von dort 1817 nach Ofen übersetzt, 1819 zum Capitänlieutenant befördert, kam er bei der Aufnahme der am südlichen Abhange der Karpathen zur Befestigung beantragten Punkte in Verwendung. Zur Expedition nach Neapel unter General Frimontt im Jahre 1831 commandirt; wurde er nach dem Eintreffen der Armee in Palermo mit der Aufnahme aller im Val di Demona befindlichen Befestigungen betraut. 1825 kehrte er mit den Occupationstruppen nach Oesterreich zurück. 1828 wurde er wirklicher Hauptmann. 1830 dem in diplomatischer Mission nach London entsendeten Feldmarschall-Lieutenant Grafen Haugwitz beigegeben, richtete er daselbst sein besonderes Augenmerk auf die wichtige, so weit vorgerückte englische Maschinenindustrie, und seine Tagebücher enthalten in Schrift und Zeichnung manches Interessante in dieser Richtung. 1833 zum Major im 38. Infanterie-Regimente befördert, ward er als solcher 1836 den Prinzen von Orleans und Nemours beigegeben, als dieselben einen Theil der österreichischen Staaten bereisten. 1837 rückte er zum Oberstlieutenant im 3. Infanterie-Regimente und schon im folgenden Jahre zum Obersten und Commandanten des 21. Infanterie-Regiments vor. Aus letzterer Stellung jedoch schon 1839 als Vorsteher des Hofstaates des Erzherzogs Karl Ferdinand berufen, versah er dieses Amt bis 1848, in der Zwischenzeit, 1846, zum Generalmajor befördert; auch begleitete er in dieser Zeit den Erzherzog auf dessen Reise nach St. Petersburg und brachte 1848 die Nachricht von der Thronbesteigung des Kaisers Franz Joseph an den königlichen Hof von Hannover. 1849 auf sein Ansuchen in die active Armee eingetheilt, übernahm er sofort das Commando einer Brigade und machte den ebenso kurzen als glorreichen Feldzug gegen Piemont mit. Noch im nämlichen Jahre zum Feldmarschall-Lieutenant und Truppendivisionär in Ungarn ernannt, wurde er 1852 Commandant des 10. Armeecorps und zweiter Inhaber des Infanterie-Regiments Erzherzog Ernst Nr. 48, 1854 geheimer Rath und 1856 Festungscommandant in Olmütz, aus welcher Stellung er aber schon nach wenigen Monaten auf eigene Bitte nach 44 im Dienste vor dem Feinde und sonst in wichtigen Stellungen verbrachten Jahren in den Ruhestand übertrat. Als 1859 der italienische Krieg ausbrach, stellte sich der 67jährige General seinem obersten Kriegsherrn wieder zur Verfügung und bat um Verwendung vor dem Feinde, welche Bitte, wenn sie auch nicht erfüllt wurde, doch seine Treue für Kaiser und Vaterland besiegelt. Graf Wengersky erreichte das hohe Alter von 80 Jahren, nach seinem Tode das Andenken eines tapferen, hochgebildeten Generals, eines humanen echtritterlichen Soldaten und eines Edelmannes von altem Schrot und Korn hinterlassend. Zu seiner Leichenfeier eilte aus den Stationen Triest und Groß-Kanizsa eine Deputation des 48. Infanterie-Regiments herbei, dessen Inhaber der Verblichene war. Aus beiden Obersten und sechs Oberofficieren bestehend, legte sie ein herrliches Seidenband von der Farbe des Regimentsaufschlags mit den in Gold gestickten Worten: „Das Officiercorps des 48. Linien-Infanterie-Regiments [285] seinem hochverehrten zweiten Inhaber“ auf den Sarg. Graf Wengersky war seit 22. Mai 1855 mit der k. k. Sternkreuzordensdame Karoline geborenen Freiin Roden v. Hirzenau vermält, doch blieb diese Ehe kinderlos.

Oesterreichisch-ungarische Wehrzeitung (Wien, kl. Fol.) 1873, Nr. 80, S. 5: „Nekrolog“.