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BLKÖ:Wenzel, Gustav

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Wenzel, Johann
Band: 55 (1887), ab Seite: 16. (Quelle)
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Wenzel, Gustav (Rechtsgelehrter, geb. zu Luckau in der Niederlausitz um das Jahr 1815). Er verlebte eine ziemlich wechselvolle Jugend; nachdem er, ein Soldatenkind, in einer Militärschule zu Mailand die ersten Studien gemacht hatte, setzte er dieselben in Verona, Salzburg und später zu Veszprim in Ungarn fort, von wo er nach Waitzen ging, um dort die philosophischen Studien zu hören, und von da nach Pesth und zuletzt nach Wien, wo er die Rechte beendete. Mit 21 Jahren, 1836, erlangte er die Doctorwürde der Philosophie und jene der Rechte und legte bereits die Advocatenprüfung ab. Auf ihn fiel nun die ehrenvolle Wahl, den Erzherzog Alexander, einen Sohn des Erzherzogs Palatin Joseph, in der Geschichte, Geographie und Mathematik zu unterrichten; aber nicht lange verblieb er in dieser Wirksamkeit, da schon im November 1837 der Tod den erst zwölfjährigen Prinzen dahinraffte. Eine Supplentenstelle an der Pesther Universität, die er dann erhielt, bekleidete er nur ein halbes Jahr, indem er 1839 einem Rufe als Professor an der Theresianischen Ritterakademie in Wien folgte, während er zu gleicher Zeit den Posten eines Hofsecretärs bei dem k. k. Münz- und Bergwesen versah. 1850 wurde er ordentlicher öffentlicher Professor des Privat-Bergrechtes und der Rechtsgeschichte an der königlich ungarischen Universität zu Budapesth, welche Stelle er zur Stunde noch bekleidet, zugleich als Präses und Mitglied der Staatsprüfungscommission fungirend. Frühzeitig war Wenzel in seinem Fache schriftstellerisch thätig, Und sind uns von seinen theils selbständig erschienenen, theils in gelehrten Fachblättern abgedruckten Arbeiten in chronologischer Folge bekannt: die Inauguraldissertation „De fontibus juris hungarici“ (1836); in der von Dr. Wagner herausgegebenen Zeitschrift für österreichische Rechtsgelehrsamkeit: „Uebersicht der Berggesetzgebung des österreichischen Kaiserstaates“ [1844, Bd. II, S. 49, 115, 180, 217, 298; 1845, Bd. II, S. 240, 299, 358; 1846, Bd. II, S. 242, 408]; – in dem von Dr. Ignaz Wildner Edlen v. Maithstein herausgegebenen Jurist: „Das Wirken der königlich ungarischen Wechselgerichte“ [1841, Bd. XI, S. 335; 1842, Bd. XII, S. 18 und 192]; – „Versuch einer bergjuristischen Beleuchtung [17] des § 511 des a. b. Gesetzbuches über das Recht des Fruchtmeisters an Bergwerkantheilen“ [XIII (n. F. I) S. 40]; – „Das Gerichtswesen und das Verfahren der Gerichte in Ungarn und Siebenbürgen“ [XV (n. F. III) S. 111 und 276]; – „Az ausztriai általános polgári törvénykönyv magyarázata“, d. i. Erklärung des allgemeinen österreichischen bürgerlichen Gesetzbuches“ (Pesth 1853); – „ Az ideigleni polgári perrendtartás“, d. i. Die provisorische Civilproceßordnung (ebd. 1833); – in A. Schmidl’s Oesterreichischen Blättern für Literatur und Kunst: „Ergebniß der Untersuchungen über die einzigen bisher bekannten echten römischen Wachstafeln, welche 1788 in einem alten Bergwerke bei Abrudbánya in Siebenbürgen gefunden wurden“ [Jahrgang 1844, II. Quartal, Nr. 5, 6, 7]; – „Zur statistischen Literatur über ungarische Zustände und Verhältnisse“ [ebd., IV. Quartal, Nr. 70, 71, 72]; – „Die neuere ungarische lyrische Poesie“ [1845, Nr. 86]; – „Die neuere deutsche Reiseliteratur über Ungarn“ [ebenda, Nr. 97]; – „A magyar és erdélyi magánjog rendszere“ I und II, d. i. Ungarns und Siebenbürgens Privatrecht (Pesth 1862 u. f., Lauffer, gr. 8°.); – „A magyar és erdélyi bányajog rendszere“, d. i. Das ungarische und siebenbürgische Bergrecht (ebd. 1866, 8°.; 2. Ausg. 1878); – „Egyetemes európai jogtörténet“, d. i. Allgemeine europäische Rechtsgeschichte (Pesth 1868 und 1869, Aigner, 8°.); – „Magyarorszag városai és városjogai a multban és jelenben. Tanulmány az összehasonlitó jogtudomány szempontjából“, d. i. Ungarns Städte und Stadtrechte in der Vergangenheit und Gegenwart. Eine Studie aus dem Kreise der socialen Wissenschaft (Pesth 1877); – „A servitus fumi immitendi hazai jogunk rendszerében“, d. i. Die Servitut fumi immitendi nach unserem vaterländischen Rechtssystem (Budapesth 1878, 8°.); – „Georgii Sirmiensis (capellani Ludovici II et Joannis regum Hung.) memorabilia sui temporis (1484–1543)“. E cod. Vienn. edid. (Pest 1857), nur Titel und Vorrede ungarisch, Text lateinisch; – „Antonii Verancii (archiepiscopi Strigon. locumtenentis regii ad Portam Ottom. legati) opera et epistolae 1538–1573“ 12 volum. (Pesth 1857–1875), dieses Werk veröffentlichte Wenzel in Gemeinschaft mit Ladislaus Szalay; dieses und das vorige bilden die Series IIda der von der ungarischen Akademie der Wissenschaften herausgegebenen „Monumenta Hungariae historica“ und in dieser die Bände 1–6, 8, 10, 19, 20, 25, 26, 32; Verancius ist fast ausschließlich in lateinischer Sprache verfaßt; Band 3–5 enthält die Gesandtschaftsberichte aus Constantinopel, Bd. 6–9 den ausgedehnten Briefwechsel, Bd. 12 ein Register; – „Magyarország bányászatának kritikai története“, d. i. Kritische Geschichte des Bergbaues in Ungarn (Budapesth 1880, gr. 8°.), worüber Professor Dr. Schwicker, einer der gründlichsten und vorurtheilslosesten Kenner und Beurtheiler ungarischer Zustände im Gebiete der Geschichte und Literatur eine sehr eingehende Besprechung in P. Hunfalvy’s „Ungarischer Revue“, Jahrgang 1881, S. 798–825, bringt; – „A vasuti ügy s a posta s távírdai ügy“, d. i. Der Zusammenhang des Eisenbahnwesens mit dem Post- und Telegraphenwesen in Ungarn u. s. w. (Budapesth 1884); – „Tanulmányok a Frangepán-család történetéhez“ [18] d. i. Studien zur Geschichte der Familie Frangepán (ebd. 1884), dieses und das vorige Werk befinden sich in den Serien der von der ungarischen Akademie herausgegebenen Schriften; – „Az 1848 előtti magyar magánjog“, d. i. Das ungarische Privatrecht vor dem Jahre 1848, mit Rücksicht auf dessen neuere Umgestaltung (Budapesth 1885, 8°.). Ueberdies ist Professor Wenzel ein fleißiger Mitarbeiter der periodischen Fach-, vornehmlich rechtswissenschaftlichen und historischen Schriften seines engeren Vaterlandes; so veröffentlichte er in der von der ungarischen historischen Gesellschaft herausgegebenen Monatschrift „Századok“, d. i. Die Jahrhunderte, den größeren Essay: „Die Familie und das häusliche Leben Wladislaus’ III.“ [1877, Heft 7, 9, 10] und, wenn ich nicht irre, daselbst eine größere historische Abhandlung: „Ueber vier Bischöfe aus dem Hause Thurzó de Bethlenfalva“; dann in Paul von Hunfalvy’s Ungarischer Revue: „Historische Skizze über die Bedeutung der Familie Fugger in der ungarischen Geschichte“ [1883, S. 199], mit welcher er an eine Arbeit des Fugger’schen Hausarchivars Dr. Friedrich Dobel: „Der Fugger Bergbau und Handel in Ungarn“, die im 6. Jahrgange der Zeitschrift des historischen Vereines für Schwaben und Neuburg abgedruckt war, anknüpft. Professor Wenzel ist seit 1847 Mitglied der ungarischen Akademie der Wissenschaften und als solches einer der fleißigsten Mitarbeiter an den von derselben veröffentlichten Schriften, sowohl der Denkschriften, als der Sitzungsberichte und der von ihr redigirten Sammlungen. Wir verweisen in Bezug derselben auf die von Joseph Szinnyei herausgegebene historische Bibliographie Ungarns, welche unter dem Titel: „Hazai és külföldi folyóiratok magyar tudományos Repertoriuma“ (Budapesti 1874, gr. 8°.) erschienen ist und im Register eine ausführliche Darstellung der Arbeiten Wenzel’s darbietet. Von Seiner Majestät erhielt derselbe den Titel eines königlich ungarischen Rathes.

Magyar irók. Életrajz-gyüjtemény. Gyüjték Ferenczy Jakab és Danielik József, d. i. Ungarische Schriftsteller. Sammlung von Lebensbeschreibungen. Von Jakob Ferenczy und Joseph Danielik (Pesth 1856, Gustav Emich, 8°.) Bd. I, S. 623. – Neue Freie Presse. 25. April 1870, im Feuilleton: „Erinnerungen von der Pesther Universität“. Von K. W.
Porträt. Lithographie in einem Medaillon auf dem zweiten Blatte des 1857 herausgegebenen Gruppenbildes „Magyar irók arczképesarnoka“.