BLKÖ:Wenzelides, Karl

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 55 (1887), ab Seite: 24. (Quelle)
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Wenzelides, Karl (Polyhistor, geb. zu Troppau am 24. September 1770, gest. zu Nikolsburg am 6. Mai 1852). Er beendete das Gymnasium in Troppau, die philosophischen und rechtswissenschaftlichen Studien in Wien, übernahm dann eine Erzieherstelle im Hause des Barons Badenfeld, wurde 1805 Justitiär in Fürst Dietrichstein’schen Diensten zu Polna, Nikolsburg und Kanitz, fungirte 1810–1811 als Verwalter in Tieschov, 1812–1815 als solcher in Rappoltenkirchen, ward 1815 Hauptregistrator im Fürst Dietrichstein’schen Hauptarchive zu Nikolsburg und 1819 Archivar daselbst. Aus letzterer Stellung trat er nach 28jähriger Wirksamkeit 1847 in den Ruhestand, in welchem er im Alter von 82 Jahren starb. Ein Mann von vielseitiger Bildung, dichtete er in deutscher und lateinischer Sprache – es gibt eine Menge Chronogrammata von ihm – übte er Musik und Gesang, setzte eigene und fremde Lieder in Musik, componirte eine Gesangmesse, betrieb Physik, Botanik, Geschichte, unterhielt mit Wolny, Ens, Dr. Alt in Troppau, Dr. Hörnes in Wien, mit Glocker in Breslau, mit Meinert und Anderen einen lebhaften Briefwechsel. Er war auch nach verschiedenen Richtungen hin eifriger Sammler, und seine schöne und reiche Schmetterlingssammlung, ferner die seiner Petrefacten, seiner Karten und seine über tausend Bände umfassende Bibliothek vermachte er letztwillig dem Troppauer Museum, in welchem auch seine Correspondenz mit Ens, Dr. Alt und Dr. Hörnes aufbewahrt wird. Uebrigens hatte er schon bei Lebzeiten in dieses Museum manches Werthvolle, wie: alte Münzen, verschiedene keltische Alterthümer, Petrefacten, darunter das Prachtexemplar einer bei Nikolsburg ausgegrabenen Unterkinnlade mit einem Hau- und mehreren Backenzähnen eines Dinotherium giganteum geschenkt. Eine andere in der Umgebung von Nikolsburg durch Ankauf zusammengebrachte Sammlung, bestehend aus irdenen Geschirren und Bronzestücken germanischen (keltischen) Ursprungs, hatte er dem Fürsten Dietrichstein für dessen im Nikolsburger Schlosse befindliche Sammlungen vermacht. Schriftstellerisch war er nur ganz ausnahmsweise thätig, so sind von ihm abgedruckt in den „Mittheilungen der mährisch-schlesischen Gesellschaft für Landwirthschaft u. s. w.“, historisch-statistische Section, die „Abhandlungen über die Flüsse Schwarza und Thaya“ [1851, Nr. 100], „Ueber den Ort Surgustum“ [1852, Nr. 130]; im d’Elvert’schen „Notizenblatt“: „Auszüge aus dem Tagebuche des Freiherrn Karl von Zierotin“ [1856, Nr. 1, S. 7], welche Bezug haben auf den Cardinal Dietrichstein und seine Brüder Maximilian und Sigismund; in den Jahrbüchern der k. k. geologischen Reichsanstalt: „Ueber fossile Molusken“ [1851, S. 151], diese enthalten auch ebenda Seite 103 und 110 Nachrichten über Wenzelides’ Petrefactensammlung. Im Jahre 1847 hatte er die Stadt Troppau, von welcher er zum Ehrenbürger [25] ernannt worden war, unter gewissen Bedingungen zur Erbin seines Vermögens im Betrage von 10.000 fl. eingesetzt.

d’Elvert (Christian). Geschichte des Bücher- und Steindruckes, des Buchhandels, der Büchercensur und der periodischen Literatur u. s. w., auch unter dem Titel: „Beiträge zur Geschichte und Statistik Mährens und Oesterreichisch-Schlesiens“ I. Bd. (Brünn 1854, Rohrer, gr. 8°.) S. 311.