BLKÖ:Wetzlar von Plankenstern, Karl Abraham

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 55 (1887), ab Seite: 191. (Quelle)
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3. Karl Abraham (gest. 1799). Er ist der Stammvater der nachmaligen Freiherren von Wetzlar, deren einer sogar Maria Theresien-Ordensritter und andere überhaupt brave Soldaten waren. Als armer Judenknabe kam er während der Regierungsjahre Kaiser Leopolds I. nach Wien, wo er bei einem mitleidigen Israeliten Aufnahme fand. Als dann später das Edict erschien, welches die Juden aus den Erblanden verwies., verschwand auch er aus Wien. Nach etwa einem Decennium aber kehrte er als sehr reicher Mann dahin zurück und konnte sich an den damals bei Ausbruch des Krieges nothwendig gewordenen Armeelieferungen betheiligen. Nun hat er bei denselben, wie es in seinem Freiherrndiplome heißt, nicht nur dem kaiserlichen Aerar eine namhafte Ersparung zugewendet, sondern auch sonst noch so nützliche Dinge geleistet, daß er von Kaiser Franz I. Stephan 1763 zum kaiserlichen Hofagenten ernannt und ihm von Kaiser Joseph II. mit Diplom ddo. Wien 23. November 1777 der Freiherrenstand mit dem Prädicate von Plankenstern verliehen wurde. Vor seiner Erhebung in den Freiherrenstand aber war er mit seiner Familie zum christkatholischen Glauben übergetreten. Karl Abraham, dessen Vermögen auf mehrere Millionen – man nannte fünf – beziffert wurde, baute auf dem Grunde des Gartens der Capuciner am Mehlmarkte die ersten Häuser, weshalb die neue Gasse, anklingend an das freiherrliche Prädicat Plankenstern, auch die Plankengasse genannt ward. Als dann der Weltkrieg seinen Anfang nahm, widmete 1793 Karl Abraham sofort 6000 fl. zu Kriegszwecken, spendete im folgenden Jahre wieder 1000 fl. und machte sich 1796 anheischig, 20 Mann der Wiener Freiwilligen aus eigenen Mitteln zu erhalten. Auch in der Geschichte der Kunst ist des alten Wetzlar Name verwickelt, wie wir dies aus Da Ponte’s „Memoiren“ erfahren. Letzterer berieth sich mit Mozart über einen Operntext, und als dieser ihn fragte, ob er ihm nicht Beaumarchais Komödie „Die Hochzeit des Figaro“ in ein Drama umwandeln wolle, gefiel ihm der Vorschlag sehr wohl, und er beschloß, die Sache zu überdenken, die freilich ihre Schwierigkeiten hatte, da wenige Tage zuvor der Kaiser der Gesellschaft des deutschen Theaters die Aufführung dieser Komödie untersagt hatte, weil sie nicht ganz anständig für ein gesittetes Publicum sei. Da trat nun Baron Wetzlar dazwischen und bot Da Ponte ein sehr anständiges Honorar für den Text. um dann die Oper in London oder in Frankreich aufführen zu lassen, wenn sie in Wien nicht erlaubt werden sollte. Aber Da Ponte schlug dieses Anerbieten aus und machte Mozart den Vorschlag. Text und Musik so zu schreiben, daß durchaus Niemand eine Ahnung davon habe, und dann einen günstigen Moment zu benützen, um sie den Directoren oder dem Kaiser selbst anzubieten. Ueber den Ausgang der Sache, die ganz zu Gunsten Mozart’s ausfiel, berichtet nun Da Ponte. Wahrscheinlich auch hat Freiherr Karl Abraham die Gemäldegalerie angelegt, welche noch zu Anfang der Zwanziger-Jahre dieses Jahrhunderts als im Besitze eines Freiherrn Johann von Wetzlar erscheint. Karl Abraham wurde am 22. April 1778 in die niederösterreichische Landmannschaft aufgenommen. [192]