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BLKÖ:Weyrother, Franz von

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
Band: 55 (1887), ab Seite: 211. (Quelle)
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Weyrother, Franz von (k. k. Generalmajor und Ritter des Maria Theresien-Ordens, geb. zu Wien 1755, gest. daselbst am 16. Februar 1806). Allem Anscheine nach ein Sohn des Adam von Weyrother und der S. 213 in den Quellen Nr. 2 erwähnte erste Bereiter bei der Kaiserin Maria Theresia. Er besaß an dem Feldmarschall Lascy einen Gönner, der ihm 1777 eine Fähnrichstelle verlieh. Schon im Türkenkriege 1788–1790 gab er solche Beweise von Muth, Umsicht und Geschicklichkeit, daß er zum Hauptmann bei Erzherzog Ferdinand-Infanterie befördert wurde. Bald danach erfolgte seine Eintheilung in den Generalstab. Der Feldmarschall behielt Weyrother auch jetzt noch immer im Auge und sah daraus, daß derselbe, was er bisher in der Theorie versäumt hatte, nachholte, und war ihm in dieser Richtung ein wohlwollender und zuverlässiger Rathgeber. Anfang November 1794 kam sein Günstling in die Festung Mainz, deren Gouverneur Generalmajor Neu [Bd. XX, S. 236] er als Generaladjutant und Generalstabsofficier zur Seite gegeben wurde. Diese Stellung, in welcher er sich ebenso durch seine Fähigkeiten als durch seine Kenntnisse und seinen unermüdlichen Eifer das Vertrauen des Generals erwarb, versah er bis zu seiner Verwundung am 30. August 1795. Seit der letzten Octoberwoche 1794 war die Festung von der linken Seite des Rheins von den Franzosen eingeschlossen, dann erfolgte, wie vorauszusehen, die Einschließung auch noch von der rechten Seite, wodurch der Muth der Mannschaft nicht eben gehoben wurde. Es galt also, die in nicht geringem Gedränge und großer Gefährlichkeit befindliche Garnison zur Ausdauer aufzumuntern, die bei einer so langwierigen Belagerung in leicht begreiflicher Weise, ohne daß eben Verrath dabei mitzuwirken brauchte, sich zu lockern beginnenden Vertheidigungsmittel strammer zusammenzuziehen, kurz Alles zu thun, um den Muth der Vertheidiger trotz der wachsenden Gefahr neu zu beleben, und dies alles vollbrachte Weyrother, der überall, wo Gefahr drohte, durch Muth und Entschlossenheit mit seinem Beispiele voranging. Die zahlreichen Angriffe im Winter 1794 wurden durch seinen Muth und seine Entschlossenheit immer überwunden, und nicht bloß auf passive Vertheidigung beschränkte er sich, sondern er ging auch zum Angriffe der Belagerer über und fügte [212] ihnen wiederholt durch seine Bravour und Umsicht empfindlichen Schaden zu. So nahm er den Belagerern am 18. November 1794 das stark besetzte Weißenau ab; am 1. December die Zahlbacher Schanze; führte bei dem Ausfalle am 30. April 1795 freiwillig jenen Theil der Avantgarde, welcher die gefährlichste Richtung über den Rücken des Hartberges in die Hartmühle zu nehmen hatte, und trug zu dem siegreichen Erfolge dieses Unternehmens durch sein Beispiel wesentlich bei; endlich schritt er auch am Morgen des 30. August, nachdem es dem Feinde gelungen war, während der Nacht wieder in das Fort Weißenau einzudringen, zu erneuertem Angriffe und eroberte dasselbe auch glücklich wieder, aber bei seiner Aneiferung der Truppen, an deren Spitze er immer kämpfte, wurde er durch einen Schuß durch die Schultern tödtlich verwundet und für mehrere Monate an das Krankenbett gefesselt. Aber der Lohn blieb dem Helden für seine Waffenthaten nicht vorenthalten, in der 42. Promotion – am 11. März 1796 – wurde ihm das Ritterkreuz des Maria Theresien-Ordens vom Capitel zuerkannt. Nach seiner Genesung kam der mittlerweile zum Major Vorgerückte nach Italien zur Armee des Feldzeugmeisters Alvinczy. Dort zeichnete er sich wieder bei mehreren Anlässen aus. So traf er bei dem Vormarsche auf Bassano im November 1796 so treffliche Dispositionen, daß die Franzosen an der Brenta sich festzusetzen nicht im Stande waren; als er dann im Treffen am 6. desselben Monates mitfocht, that er sich wieder so hervor, daß er auf Anempfehlung des Commandirenden zum Oberstlieutenant außer seinem Range befördert wurde. Im Feldzuge 1799 zum Chef des Generalstabes bei der Armee in Italien und gleichzeitig zum Generaladjutanten des Commandirenden, Feldzeugmeisters Kray, ernannt, zeichnete er sich an dessen Seite bei Legnago und Magnano wieder so hervorragend aus, daß er in Würdigung seines Verhaltens zum Obersten vorrückte. Als solcher erhielt er das Commando des 7. Infanterie-Regimentes. Bei Ausbruch des Krieges im Jahre 1805 wurde er unter gleichzeitiger Ernennung zum Generalmajor mit der Stelle des Generalstabschefs bei der verbündeten Armee unter dem russischen Feldmarschall Kutusow betraut. Noch kämpfte er in der durch die Mißgriffe desselben für uns verlorenen und von großem Länderverluste begleiteten sogenannten Dreikaiserschlacht bei Austerlitz am 2. December 1805, welche er nur um wenige Monate überlebte, da er schon Mitte Februar 1806, erst 51 Jahre alt, starb.

Militär-Zeitung, herausgegeben von Hirtenfeld (Wien, 4°.) 1863, S. 131.