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BLKÖ:Wiežnik, Franz Xaver Graf

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Wietz, J. K.
Band: 56 (1888), ab Seite: 99. (Quelle)
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Wiežnik, Franz Xav. Graf (Staatsmann, geb. in Böhmen zu Beginn des achtzehnten Jahrhunderts, gest. in Prag 14. September 1789). Ein Sohn des Grafen Bernhard Franz aus dessen Ehe mit Barbara Swihowsky von Riesenburg, widmete er sich nach beendeten Studien dem Staatsdienste. Im Jahre 1738 als Appellationsrath auf der Herrenbank installirt, wurde er dann Stadthauptmann der Neustadt Prag, Repräsentationsrath, k. k. Kämmerer und geheimer Rath und 1762 Appellationspräsident in Böhmen. Als 1742 der Kurfürst von Bayern Karl Albert mit den Franzosen in Böhmen einbrach und als König dieses Landes sich benahm, behielt Wiežnik auch unter ihm sein Amt und unterwarf sich gleich mehreren anderen Appellationsräthen dem Usurpator, der sinkenden Sonne den Rücken kehrend, der aufgehenden sich zuwendend. Als jedoch die Kaiserin wieder in den früheren Besitz gelangte, wurde Wiežnik aus Prag verwiesen und bedeutet, außerhalb der Stadt sein weiteres Schicksal zu erwarten. Aber er gewann doch wieder die Gnade Maria Theresias, welche seine Talente sehr schätzte, ihn zu wichtigen Ausarbeitungen in ständischen, Grenz- und Lehensangelegenheiten verwendete, auch zum Präsidenten der böhmischen Studiencommission [100] ernannte und ihn sogar als Gubernator Siebenbürgens in Aussicht nahm. Auch Kaiser Joseph II. schenkte ihm bei der neuen Regulirung des Appellationsgerichtes und des Landrechtes sein volles Vertrauen und erhob ihn 1783 zum Oberstlandhofmeister. Weniger scheint sich Wiežnik der Sympathien in der öffentlichen Meinung erfreut zu haben, wozu wohl seine ausgesprochene Gegnerschaft gegen den berühmten Schulmann Karl Heinrich Ritter von Seibt [Band XXXIII, S. 326] das ihrige beigetragen hat. Auch stand er, wie wir aus verschiedenen Mittheilungen der „Oesterreichischen Biedermannschronik“ entnehmen, mit anderen aufgeklärten Staatsbeamten seiner Zeit, so mit dem k. k. niederösterreichischen Regierungsrathe Franz Karl Hägelin, der namentlich für Seibt mit unbeugsamem Muthe eintrat, und mit Joh. Marquard Freiherrn Kotz von Dobrz, Gubernialrath in Prag, der auch Seibt gegen Wiežnik’s Verfolgungen schützte, auf gespanntem Fuße. Čeche durch und durch, war er Seibt’s Gegner und Verfolger vornehmlich deshalb, weil dieser deutsche Cultur nach Böhmen verpflanzte. Der Kaiser zeichnete ihn mit dem Großkreuz des St. Stephansordens aus.

Arneth (Alfred Ritter von). Maria Theresia (Wien, Braumüller, gr. 8°.) Bd. II, S. 225; B. IX, S. 225; Bd. X, S. 148. – Oesterreichische Biedermanns-Chronik. Ein Gegenstück zum Phantasten- und Prediger-Almanach [Freiheitsburg Akademie in Linz] 1784, Gebrüder von Redlich, 8°.) S. 89, Artikel Hägelin; S. 125, Artikel Kotz; S. 219, Artikel Seibt.