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BLKÖ:Wiechovsky, Wilhelmine

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Wiechovsky, Alexander
Band: 55 (1887), ab Seite: 286. (Quelle)
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Wiechovsky, Wilhelmine (Lehrerin und Schriftstellerin, geb. in Böhmisch-Zwickau am 3. December 1834). Das einzige Kind des Dr. med. Meißner, übersiedelte sie im Alter von vier Jahren mit den Eltern nach Prag, wo sie dann ihre Ausbildung erhielt. 17 Jahre alt, hörte sie den pädagogischen Lehrcurs, aus welchem sich später die noch heute bestehende Lehrerinen-Bildungsanstalt entwickelte. Nach beendetem Lehrcurse beschäftigte sie sich mehrere Jahre hindurch mit Unterricht und widmete sich nebenbei der Pflege der Musik, des Gesanges und dem Studium der modernen Sprachen. In der Mitte der Sechziger-Jahre lernte sie den Doctor Alex. Wiechovsky kennen, der kurz zuvor seine Privatunterrichtsanstalt eröffnet hatte. Da erkrankte Wilhelminens Mutter an der Cholera und wurde innerhalb 24 Stunden am 18. August 1866 von der Seuche dahingerafft. An ihrem letzten Lebenstage sprach sie noch den Wunsch aus, ihre Tochter möge ihre Verbindung mit Wiechovsky, die bereits auf den 27. August festgesetzt war, nicht hinausschieben, und so erfolgte denn die Trauung drei Tage nach dem Tode der Mutter, am 21. August, in aller Stille. Eine Seele mit ihrem Gatten, stand Wilhelmine ihm nun in allen Unternehmungen getreu zur Seite, besorgte das Knabenpensionat, welches sie 1867 auf dem Altstädter Marienplatz begründeten, betheiligte sich an dem von Wiechovsky 1869 ins Leben gerufenen deutschen pädagogischen Vereine und organisirte in demselben mit ihrem Gatten gemeinschaftlich eine Frauensection, wobei sie sich die würdige geistige Emancipation der Frau zur Aufgabe stellte. Acht Jahre führte sie in dieser Section den Vorsitz. Als dann nach dem Verluste von vier Kindern innerhalb eines halben Jahres der gebeugte Gatte sein Privatunterrichtsinstitut und das Knabenpensionat aufgab und in den Staatsdienst übertrat, widmete sie zur Abwickelung aller seiner Verbindlichkeiten ihr ganzes väterliches Erbtheil. Wenige Jahre darauf begann [287] ihres Mannes Leiden, welches sich von Jahr zu Jahr steigerte, und nun gab sie sich ganz der Pflege des schwer Erkrankten hin, bis ihn im Februar 1883 der Tod erlöste. Frühzeitig war Wilhelmine schriftstellerisch thätig, sie arbeitete an den von ihrem Gatten ins Leben gerufenen „Blättern für Erziehung und Unterricht“ und schrieb darin unter der Chiffre F. und unter dem Pseudonym Fides pädagogische Abhandlungen und Recensionen über eingesandte Werke. Mehrere ihrer pädagogischen Schriften, so: „Ueber das Märchen“, „Zur Pflege des Glückes“, „Ueber den Unterricht in den modernen Sprachen“ und „Ueber weibliche Gymnasien“, wurden mit Preisen gekrönt. Für Thekla Gumpert’s „Töchteralbum“ schrieb sie zwei Jugenderzählungen und „Bilder aus dem Leben“; für verschiedene Prager Tageblätter einige kleinere Novellen, so unter anderen: „Die seidene Wiege“, „Ein Myrthenkranz“, „Zwei Töchter und ein Schwiegersohn“. Auf sich selbst angewiesen, erzieht und erhält sie ihre fünf unmündigen Kinder. Selbständig hat sie bisher nur herausgegeben: „Das Märchenbuch“ (Prag 1879, Tempský), ein zweiter Theil lag 1885 druckfertig, wie noch eine größere Abhandlung: „Wie können wir unsere Kinder gesund an Leib und Seele erhalten?“ Auch ist die Lebensskizze ihres Gatten, welche die „Mittheilungen des Vereines für Geschichte der Deutschen“ im XXI. Jahrg. (1883), S. 353 u. f. brachten, von ihr geschrieben.

Reichenberger Familienfreund. Herausgegeben von Wilhelm Ressel (gr. 4°.) Jahrg. 1885, S. 167 im Aufsatze: „Böhmens deutsche Dichterinen und Schriftstellerinen“. Von Karl Schrattenthal. – Brümmer (Franz). Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten des neunzehnten Jahrhunderts (Leipzig o J., Reclam jun., 12°.) Bd. II, S. 482.