BLKÖ:Wintersberg, Engelbert
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 57 (1889), ab Seite: 96. (Quelle) | |||
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Leopold Häfner[WS 1] [Bd. VII, S. 173] in Wien begründeten Journal „Die Constitution“, das 1848 neben Mahler’s „Freimüthigem“ in schärfster Tonart schrieb, machte er sich in der Nummer 48 vom 17. Mai zum ersten Male bemerkbar und blieb dem Blatte bis zum Ende (25. October, Nr. 178) als Mitarbeiter treu. Siegfried Kapper zeichnet in der „Bohemia“ anläßlich der Mitarbeiterschaft Wintersberg’s an der „Constitution“ denselben folgendermaßen: „Eine kleine ausgedörrte, schulmeisterähnliche Gestalt, hastig in Wort und That, schneidend im Styl, ein rastloser Verbreiter seiner Ansichten, selbst im Vorsaale des Parlaments“. Am meisten genannt wurde Wintersberg, als es sich herausstellte, daß er die Ursache des Journalistenstreites war. In der Sitzung vom 26. September 1848 verließen nämlich sämmtliche Journalisten – etwa 70 an Zahl – nachdem Präsident Strohbach dieselbe um 10 Uhr eröffnet hatte, ostentativ den Reichstagssaal. Dies geschah, weil man den Journalisten, welche bis dahin frei mit den Abgeordneten verkehren konnten, einen anderen Eingang zu ihren nun von dem unmittelbaren Verkehre mit denselben getrennten Plätzen angewiesen und ihnen auch den Zutritt zu dem für die Parlamentsmitglieder bestimmten Foyer verschlossen hatte. Ob dieser der Gesammtpresse zugefügten Schmach trat nun im „Café National“ in der Herrengaffe sofort ein Journalistenparlament unter dem Vorsitze Tausenau’s zusammen, und da ergab es sich, daß Wintersberg, der einen Abgeordneten hart angegangen, wenn nicht die erste, doch eigentliche Ursache dieser vom Abgeordnetenhause getroffenen Maßregel war. Aber früher schon wurden ihm, einer verbissenen, durch und durch malcontenten Natur, wiederholte energische Abfertigungen im Wege der Presse zutheil; die eine in Nr. 138 der Bäuerle’schen „Theaterzeitung“, als er in Nr. 63 der „Constitution“ einen Artikel jenes Blattes, betitelt: „Der erste öffentliche Strafrechtsfall in Oesterreich“, in seiner Art glossirt hatte; das andere Mal, als ihm in der Böhringer’schen „Geißel“, Nr. 27 vom 23. August 1848, ein J. M. anläßlich des Artikels „Die Grundlastenfrage“, welchen er in der „Constitution“ vom 15. August veröffentlicht hatte, heimleuchtete. Die alle Schranken überspringende publicistisch-agitatorische Thätigkeit Wintersberg’s im Jahre 1848 veranlaßte ihn, nach der Einnahme Wiens im October sich zu flüchten. Er begab sich zuvörderst nach London und kehrte von dort 1861 nach Deutschland zurück und nahm in Coburg seinen bleibenden Aufenthalt, wo er auch im Alter von 76 Jahren starb. Ueber seine näheren Lebensumstände fehlen uns authentische Daten, nur soviel schöpften wir aus den uns zu Gebote stehenden Quellen, daß er Doctor der Rechte und der persönliche Freund Börne’s war. Wie er aber zu dieser Freundschaft gekommen, konnten wir nicht ermitteln. Von einer Seite wurde uns mitgetheilt, daß er vor 1848 Privatbeamter (Justitiär) in Steiermark gewesen. Wintersberg ist auch der Verfasser der Flugschrift „Brennende Fragen“, welche 1870 zu Zürich im Verlagsmagazin erschienen ist. Auch wollten [97] Einige wissen, daß er Israelit gewesen, wofür nur ein Umstand: seine Freundschaft mit Börne, wenn sie wirklich bestand, spräche.
Wintersberg, Engelbert (Schriftsteller, geb. in Steiermark 1803, gest. zu Coburg am 14. Februar 1879). Dieser Schriftsteller tritt erst im Bewegungsjahre 1848 in den Vordergrund. In dem von dem berüchtigten- Ebeling (Friedrich W.). Zahme Geschichten aus wilder Zeit (Leipzig 1851, Bellmann, 8°.) S. 78 u. f. – Helfert (Freih.). Die Wiener Journalistik im Jahre 1848 (Wien 1877, Manz, gr. 8°.) S. 32, 33 in der Anmerkung, S. 194.
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Vorlage: Leopold Hafner.