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BLKÖ:Wittmann Ritter von Dengláz, Anton

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Witting, Johann
Band: 57 (1889), ab Seite: 162. (Quelle)
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Wittmann Ritter v. Dengláz, Anton (Landwirth, geb. zu St. Bernhard, nach Anderen zu Günzelsdorf in Niederösterreich am 26. October 1770, gest. zu Wittingau in Böhmen am 2. August 1842). Der Sohn eines Schullehrers, ergriff er anfänglich die wissenschaftliche Laufbahn und widmete sich nach beendeten philosophischen und juridischen Studien der Rechtspflege, gab aber bald diese Richtung auf und entschied sich, einer unwiderstehlichen Neigung folgend, für die Landwirthschaft. Während der Jahre 1795–1800 verwaltete er kleine Justiz- und Wirthschaftsämter, besorgte verschiedene Inspectionen [163] und ließ sich auch die Bewirthschaftung seines eigenen Besitzthums, des Freihofes zu Engelsfeld, sehr angelegen sein, sich dadurch gleichsam für die Verwaltungsgeschäfte großer Güter und Domänen vorbereitend. 1801 übernahm er vertragsmäßig die Administration der freiherrlich Braun’schen Herrschaft Joslowitz in Mähren mit den Herrschaften Schönau, Enzesfeld und Theresienfeld auf zehn Jahre bis zur vollendeten Organisirung. Daneben besorgte er mehrere Inspectionen über mährische, böhmische und schlesische Güter. 1811 berief ihn Herzog Albrecht von Sachsen-Teschen zur Uebernahme der Administration seiner Kammergüter in Schlesien, und Wittmann folgte unverweilt diesem Rufe, einen gleichzeitigen als Hofrath und Kanzler des Fürst-Erzbischofs von Olmütz, Grafen von Trauttmansdorff ablehnend. Er hatte seinen Amtssitz in Teschen, und schon 1813 nach kaum zweijähriger erfolgreicher Verwaltung ernannte ihn Herzog Albrecht zum Oberregenten seiner sämmtlichen Güter in Ungarn, Schlesien, Mähren und Galizien, in welchem Amte ihm auch nach dem Tode des Herzogs dessen Erbe Erzherzog Karl bestätigte. Wittmann versah seine Stelle ebenso mit großer Umsicht und Gewissenhaftigkeit wie mit bestem Erfolge. Er führte die zweckmäßigsten Verbesserungen und nützlichsten Einrichtungen auf den herzoglichen Gütern ein, so gewann er durch Austrocknen großer Sümpfe auf den Herrschaften in Ungarn ungeheuere Strecken Landes für die Bewirthschaftung, veredelte durch Einführung der Stallfütterung, über die sich unter den dortigen Schafzüchtern ein landwirthschaftlicher Streit erhob, in hohem Grade die Schafzucht und verbesserte durch Erweiterung und zweckmäßige Behandlung der Forstwirthschaft Wald- und Forstwesen auf den herzoglichen Gütern: er war einer der ersten und rührigsten Beförderer der Baumfelderwirthschaft und sorgte als Chef der 1818 von Herzog Albrecht von Sachsen-Teschen zu Altenburg in Ungarn gegründeten ökonomischen Lehranstalt für entsprechenden Nachwuchs rationell gebildeter Landwirthe. Seine Ansichten und die wichtigen Ergebnisse seiner Bemühungen und seiner vieljährigen Verwaltung legte er aber in den von ihm herausgegebenen „Landwirthschaftlichen Heften“ zunächst für die Beamten der erzherzoglichen Güter und für die Zöglinge des Altenburger Institutes nieder, wovon innerhalb der Jahre 1823 bis 1841 in Wien 10 Hefte, mehrere derselben in wiederholten Auflagen, ausgegeben wurden. Das 10. Heft erschien auch unter dem besonderen Titel: „Ueber eine Art Spornbau unter den Strömen zur Regulirung und Befestigung am Ufer und Regulierung der Stromstriche auf eine äusserst leichte und wohlfeile Weise“ (1841). Noch veröffentlichte Wittmann durch den Druck die Schriften: „Ermahnung an das Landvolk, wie die Viehseuchen hintangehalten... werden“ (Wien 1797); – „Unterricht über die Bewässerung der Wiesen und Felder nach lombardischer Weise“ (2. Aufl. mit 7 KK., Wien 1811, gr. 8°.); – „Ueber die Stallfütterung der Schafe“ u. m. a. Im Jahre 1840 trat er als herzoglicher Hofrath mit einem Ruhegehalt von 8000 fl. in Pension. Aber der an Thätigkeit gewöhnte Landwirth fand sich nicht in diese Ruhe hinein und übernahm nun die Stelle eines Oberinspectors über die fürstlich Schwarzenberg’schen Herrschaften in Böhmen. Doch über dieser Thätigkeit ereilte ihn schon nach kurzer Zeit der Tod. Wie das im Leben immer der Fall, waren die Ansichten der Fachgenossen über seine [164] Verwaltung getheilt, während ihn die Einen bei Lebzeiten den Neuerwecker der Oekonomie nannten, meinten Andere, daß er seinem Ehrgeize als Neuerer ohne Rücksicht auf Herrschaftserträgnisse zu viel opfere, was sich bei der Ausdehnung der ihm anvertrauten Güter nicht auf den, ersten Blick übersehen lasse. Diese Frage zu entscheiden, muß natürlich den erfahrenen und unbefangenen Oekonomen überlassen bleiben. Eines aber kann nicht bestritten werden, daß Wittmann mit großen, ja ungewöhnlichen und vielseitigen Kenntnissen seines Faches unermüdlichen Eifer, seltene Klugheit und Einsicht verband, daß er, wo er eingriff, es mit aller Entschiedenheit that, daß es bei seiner Energie für ihn keine Hindernisse gab, und daß er es verstand, Vortheile und Umstände sehr gut auszunützen. Die Stelle eines Oberregenten wurde nach seinem Abgange nicht mehr besetzt und die Leitung der erzherzoglichen Herrschaften dem Administrator Karl Ritter von Kleyle [Bd. XII, S. 85] übertragen, unter dem bei dem Aufschwunge der Cultur der Runkelrübe infolge der Zuckererzeugung die Bewirthschaftung des Fruchtbodens sofort große Aenderungen erlitt und das Wittmann’sche System allmälig ganz aufgehoben ward. Man wollte aus diesem Umstande den Schluß ziehen, daß die Kleyle’sche Bewirthschaftung eine weit gedeihlichere gewesen als die Wittmann’sche, vergaß aber dabei, daß die erstere wieder von einer anderen überholt werden könne, wenn ein neues Culturerzeugniß gefunden wird, welches den Nutzen der Runkelrübe übersteigt.

d’Elvert (Christian Ritter)dElvert (Christian Ritter)]]. Notizenblatt der historisch-statistischen Section der k. k. mährisch-schlesischen Gesellschaft für Beförderung des Ackerbaues u. s. w. (Brünn, 4°.) Jahrg. 1865, Nr. 3, S. 19, im Aufsatze: „Zur Geschichte der Landwirthschaft in Mähren und Schlesien“. – (Eder’s) Chronik von Seelowitz und Pohrlitz (Brünn 1859) S. 149–171. – Schriften der böhmischen ökonomischen Gesellschaft, Bd. III (1834), 2. Heft im Bericht des Wirthschaftsrathes Seidl.