BLKÖ:Wolfram, Joseph (Flötenvirtuos)

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Wolfersdorf (Baron)
Band: 58 (1889), ab Seite: 25. (Quelle)
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Wolfram, Joseph (Flötenvirtuos, geb. zu Mährisch-Neustadt in Mähren 11. Jänner 1798, Todesjahr unbekannt). Der Vater, obwohl nur Dilettant im Flötenspiele, gab doch dem Sohne den ersten Unterricht darin, und dieser zeigte solche Anlage, solchen Eifer und machte so außerordentliche Fortschritte, [26] daß der Vater schon 1809, als Joseph erst 11 Jahre zählte, mit ihm eine Kunstreise nach Rußland unternahm. Wolfram spielte damals eine D-Flöte mit vier Klappen. Obwohl er noch lange nicht die höchste Kunststufe im Flötenspiele erreicht hatte, ließen doch die Erfolge dieses ersten Ausfluges nichts zu wünschen übrig, und so bildete er sich auf seinen Kunstreisen, die er bis 1827, also ununterbrochen durch 17 Jahre machte, auf seinem Instrumente immer weiter aus. d’Elvert in seiner „Geschichte der Musik in Mähren“ gibt über diese Kunstreisen einen ausführlichen Bericht, den wir füglich übergehen können, nur jener Momente gedenkend, die von wesentlichem Einflusse waren auf die künstlerische Ausbildung Wolfram’s. Derselbe hatte den ganzen europäischen Continent, mit Ausnahme der Türkei, Griechenlands und der pyrenäischen Halbinsel bereist und vor Fürsten und großen Meistern der Kunst gespielt. In Berlin, wohin er 1816 kam, wurde er von dem berühmten Flötisten Schröck weiter gebildet. In Wien, das er im folgenden Jahre besuchte, schaffte er sich eine A-Flöte mit 13 Klappen von Koch an; es war ein Instrument, welches der Verbesserer desselben, Professor Bayr, Panaulon nannte. Dort studirte er schon die besten Meister der Flöte: Keller, Scholl, Dulon,[WS 1] Dreßler, Berbiguier[WS 2]; auch wandte ihm Mayseder große Theilnahme zu, und Altmeister Beethoven lernte ihn kennen. In Mailand 1820 hatte Musikdirector Rolla, 1821 in Bergamo der berühmte Simon Mayr Einfluß auf die fernere Ausbildung Wolfram’s. In London, wohin der junge Virtuos 1823 kam, brachte ihm ein einziges Concert 4000 fl. ein. Er spielte vor Kaisern, Königen und vielen Fürstlichkeiten, und bei den Concerten, die er zu Abo in Finnland gab, wirkten im Orchester drei Generale und ein Admiral mit. Als er endlich 1827, nach einer siebzehnjährigen Kunstfahrt, wieder nach Deutschland zurückkehrte und in Karlsruhe ankam, war gerade die Stelle eines ersten Flötisten an der großherzoglichen Capelle zu besetzen, man trug ihm dieselbe unter den vortheilhaftesten Bedingungen an, und des Wanderns müde, nahm er sie auch an. Im folgenden Jahre vermälte er sich mit der berühmten Clavierspielerin Amalie Cramer, welche ihre musicalische Ausbildung von ihrem Oheim, dem Hoforganisten Cramer, erhalten hatte. Nun wohnte er bleibend in Karlsruhe, von wo er nur während der Theaterferien mit seiner Frau kleine Kunstreisen unternahm, so 1827 nach Dresden, 1839 aber wieder nach Paris. Von da ab verschwindet er aus der Oeffentlichkeit, die sich über zwei Jahrzehnte mit dem Künstler beschäftigt hatte. Wolfram zählt zu den ersten Meistern des Flötenspieles; wo er auftrat, feierte er große Triumphe. Mit der Virtuosität seines Spieles verband er aber eine Liebenswürdigkeit des Charakters, die Alle, mit denen er verkehrte, für ihn einnahm. Ob er auch für sein Instrument etwas geschrieben, wissen wir nicht. Er ist aber nicht mit dem Teplitzer Bürgermeister und Operncompositeur Joseph Wolfram [s. den Folgenden] zu verwechseln.

Neues Universal-Lexikon der Tonkunst. Für Künstler, Kunstfreunde und alle Gebildeten. Angefangen von Dr. Jul. Schladebach, fortgesetzt von Eduard Bernsdorf (Offenbach 1861, Joh. André, gr. 8°.) Bd. III, S. 890. – Gaßner (F. S. Dr.). Universal-Lexikon der Tonkunst. Neue Handausgabe in einem Bande (Stuttgart 1849, Franz Köhler, schm. 4°.) S. 903. – Schilling [27] (G. Dr.). Das musicalische Europa (Speyer 1842, F. C. Neidhard, gr. 8°.) S. 362. – d’Elvert (Christian Michael Ritter). Geschichte der Musik in Mähren und Oesterreichisch-Schlesien mit Rücksicht auf die allgemeine, böhmische und österreichische Musikgeschichte (Brünn 1873, Rohrer, Lex. 8°.) S. 187.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Tulon
  2. Vorlage: Berbignier