BLKÖ:Wolfskeel von Reichenberg, Philipp Siegmund Freiherr

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 58 (1889), ab Seite: 41. (Quelle)
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Wolfskeel von Reichenberg, Philipp Siegmund Freiherr (k. k. Major und Ritter des Maria Theresien-Ordens, geb. zu Reichenberg im Würzburg’schen 1762, gest. zu Preßburg in Ungarn 26. Februar 1838). Ein jüngerer Bruder des Freiherrn Christian [s. den Vorigen], trat er, 18 Jahre alt, als Cadet in das Dragoner-Regiment Leveneur Nr. 4, in welchem er im September 1784 Unterlieutenant wurde, und mit welchem er als Oberlieutenant 1788 in den Türkenkrieg zog. Das Regiment, von Oberst Karaczay commandirt, war in diesem Feldzuge bei dem galizischen Armeecorps eingetheilt, und Wolfskeel nahm mit demselben an nicht weniger denn 28 feindlichen Affairen, Gefechten, Treffen u. d. m. Theil, bis ihm in der Schlacht bei Martinestje (22. September 1789) Gelegenheit ward, sich durch seine Tapferkeit besonders auszuzeichnen und sich das höchste Ehrenzeichen zu erkämpfen, welches für hervorragende Leistungen auf dem Schlachtfelde der Monarch zu verleihen pflegt. In dieser Schlacht schlugen sowohl die bei der Avantgarde befindlichen, als die zur Deckung der Flanken entsendeten Escadronen des Regiments die wiederholt mit großer Uebermacht auf sie unternommenen Reiterangriffe mit ausgezeichneter Standhaftigkeit ab und zwangen den Gegner, der sechsmal seine Stürme erneuert hatte, beim siebenten zum gänzlichen Rückzuge. Nun drangen die Escadronen in das verschanzte Lager der Türken, wo es wieder zu einem hartnäckigen Gefechte kam, in welchem das Regiment Wunder der Tapferkeit that. Da drang Rittmeister von Wolfskeel mit seiner Escadron in die linke Flanke des zehnmal überlegenen Feindes vor, warf ihn durch eine mit Bravour ohne Gleichen, wenngleich nicht ohne Opfer ausgeführte Attaque und beschäftigte ihn derart, daß die kaiserliche Reiterei, welche bei den sich oft wiederholenden Stürmen der Türken etwas in Unordnung gerathen war, Zeit finden konnte, sich weiter zu sammeln. Der russische General Suwarow, der diesem Kampfe zugesehen, war von Wolfskeel’s glänzender Waffenthat so entzückt, daß er demselben noch auf dem Schlachtfelde seinen herzlichen Dank und Glückwunsch sagen ließ. Und dies will [42] bei dem bekannten Lakonismus des nordischen Feldherrn, der nie viel Worte zu machen liebte, immerhin etwas bedeuten. Was aber das Regiment in dieser Schlacht geleistet, vermag man aus den der Mannschaft ertheilten Ehrenzeichen zu ermessen, da dieselbe 3 goldene und 91 silberne Tapferkeitsmedaillen erhielt. Freiherr von Wolfskeel aber wurde in der 23. Promotion, welche am 19. December 1796 stattfand, vom Kaiser Leopold II. eigenhändig mit dem Ritterkreuze des Maria Theresien-Ordens geschmückt. Noch machte er die Feldzüge 1796 in Deutschland und 1799 in Italien mit, in welchen er mehreren Gefechten und Schlachten beiwohnte und viele Wunden davontrug, dann schied er nach dem Luneviller Frieden (9. Februar 1801) aus den Reihen der activen Armee und übernahm die Friedensanstellung eines Platzmajors in Essegg. Später trat Wolfskeel ganz in den Ruhestand. Er starb im hohen Alter von 70 Jahren.

Thürheim (Andreas Graf). Die Reiter-Regiments der k. k. österreichischen Armee (Wien 1862, F. B. Geitler, 8°.) Bd. I: „Kürassiere und Dragoner“, S. 397, 398. – Derselbe. Gedenkblätter aus der Kriegsgeschichte der k. k. österreichischen Armee (Wien und Teschen 1880, K. Prochaska, gr. 8°.) Band II, S. 660, Jahr 1789. – Hirtenfeld (J.). Der Militär-Maria Theresien-Orden und seine Mitglieder (Wien 1857, Staatsdruckerei, kl. 4°.) Band I, Seite 308.