BLKÖ:Zeiner, Anna

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 59 (1890), ab Seite: 288. (Quelle)
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Zeiner, Anna (k. k. Hofschauspielerin, geb. in Wien am 3. October 1807, gest. daselbst am 30. April 1861). Als Tochter des damaligen Hoftheatergarderobiers Zeiner von ihrer Kindheit an in dem Theaterleben heimisch, zeigte sie große Vorliebe für die Bühne, und da sie unleugbar Anlagen für dieselbe besaß, trat sie, 14 Jahre alt, am 24. October 1824 im k. k. priv. Theater an der Wien zum ersten Male auf und spielte die Gabriele im gleichnamigen Drama, dann in der „Waise aus Genf“ und im „Mädchen von Marienburg“. Als nun Director Carl das Theater übernahm, blieb sie auch im Engagement und feierte als Alcinde in Raimund’s dramatischem Märchen „Moisasurs Zauberspruch“ großen Erfolg. Ihr Talent zog die Aufmerksamkeit des damaligen Burgtheaterdirectors Schreyvogel auf sich, und bald war Fräulein Zeiner Mitglied jener Gesellschaft, die als einzig in ihrer Art heute noch in der Erinnerung aller Theaterfreunde lebt und dem Wiener Burgtheater den Rang der ersten deutschen Musterbühne verlieh. Am 18. April 1831 betrat sie in der Rolle der Nottingham im Trauerspiele „Esser“ zum ersten Male das Burgtheater und gehörte dann demselben durch 30 Jahre an. Lange Zeit spielte sie Liebhaberinen und Soubretten mit vielem Fleiß und Geschick, doch waren ihr eine mangelhafte Aussprache und eine geradezu auffallende Häßlichkeit nichts weniger als vortheilhaft. Als sie dann in den Fünfziger-Jahren in das ältere Fach überging, störte ihr Aussehen nicht nur nicht, sondern verlieh ihren Chargen etwas ungemein Pikantes, das nie seine Wirkung verfehlte. Dadurch hob sie Episoden zu einiger Bedeutenheit und erzielte z. B. in der völlig untergeordneten Rolle der Wirthschaftsräthin Kunkel in „Von Sieben die Häßlichste“ durch ihre Gestaltung eine drastische Wirkung ohne Gleichen. Als Daja in Lessing’s „Nathan“ aber bot sie eine Leistung, welche ihr großes schauspielerisches Verständniß bekundete. Auch für das Fach der specifischen „Hexen“ war sie eine prädestinirte Specialität. Einzig aber stand Anna Zeiner da in ihrem Eifer und in der gewissenhaften Betheiligung an dem berühmten Zusammenspiel des Burgtheaters. Am 19. December 1860 trat sie zum letzten Male in Gutzkow’s „Ella Rosa“ auf, und die letzten Worte, welche sie in ihrer Rolle zu sprechen hatte, waren – bezeichnend genug – „gute Nacht“. In der letzten Zeit schon recht leidend und ihres nahen Todes sich bewußt, entschlief sie wenige Monate später, im Alter von 54 Jahren. Ihr Familienleben war musterhaft, sie hatte das Alter ihrer Eltern verschönt und ihren Geschwistern als eine zärtliche vortreffliche Schwester sich erwiesen. Mit Messenhauser nahe verwandt – wenn ich nicht irre, waren ihre und seine Mutter Geschwister – hatte sie auf seine Geschicke und seine Entwicklung nicht [289] unwesentlichen Einfluß, und ich entsinne mich, da ich mit ihm in Lemberg viel verkehrte und er oft des Abends als Gast in meiner Häuslichkeit vorsprach, daß er gern und mit Liebe seiner Verwandten Zeiner gedachte. Weniger glücklich war sie in ihren Bemühungen, ihn vom Tode zu retten. Ihr Gang in Begleitung La Roche’s zum Fürsten Windisch-Grätz blieb vergeblich, die Wiener October-Erhebung mußte ihr Opfer haben!

Wiener Zeitung, 4. Mai 1861, Nr. 104. S. 1645. – Presse (Wiener polit. Blatt) 1861, Nr. 120. – Sammler (Wiener Unterhaltungsblatt, 4°.) 1834, S. 402, mit einem Gedicht an sie als Sappho. Ein kritisches Curiosum, das die Zeiner in den Rollen als Lucie in Raupach’s „König Enzio“, als Irene in Schenk’s „Belisar“, als Sappho in Grillparzer’s gleichnamiger monumentaler Dichtung preist und erhebt. Sie war damals 27 Jahre alt. Es ist ja möglich. Trotz dieses Lobes sollte sie in einem anderen Rollenkreis ihre Lorbern pflücken.