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BLKÖ:Zichy, Anton

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Zichy, Michael von
Band: 60 (1891), ab Seite: 33. (Quelle)
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Zichy, Anton (Dichter und Schriftsteller, geb. im Wieselburger Comitate Ungarns 1826). Der Umstand, daß in deutschen Quellen Anton Zichy auch als Mitglied der Grafenfamilie erscheint, erschwert sehr die richtige Darstellung seiner Lebensdaten, die im Ganzen sehr spärlich sind. Jedenfalls ist Zichy eine Persönlichkeit, die außerhalb des Kreises der Grafen Zichy von Vásonykeő steht. Ueber seine Familie und seinen Bildungs- und Lebensgang wissen wir gar nichts; 22 Jahre alt, erscheint er als Deputirter auf dem Landtage 1848, wo ihn aber sein gräflicher Namensgenosse Otto Graf Zichy in Thätigkeit und revolutionärem Gebaren überbietet. Schon damals, aber auch wohl früher, mag er als lyrischer Dichter in ungarischen Journalen aufgetreten sein. Selbst Kertbeny, der in der ungarischen Literatur so ziemlich Bescheid weiß, berichtet über ihn nur, „daß er viele Reisen in Ungarn gemacht und dieselben in Journalen beschrieben habe“. In den ungarischen Ausgleichslandtag, der mit dem k. Einladungsschreiben ddo. Wien 14. Februar 1861 auf den 2. April 1861 nach Ofen einberufen wurde, ward auch Anton Zichy, und zwar vom Somogyer Comitate gewählt, und er sprach in der 31. Sitzung des Repräsentantenhauses (28. Mai) für die Adresse (vgl. zum Verständniß der Sachlage die Biographie Paul Jámbor, [Bd. X, S. 60]). Diese im gemäßigten Tone gehaltene Rede erschien ganz allein für sich (Pesth 1861, Emich, 8°.) und auch im Verein mit der Rede Paul Királyi’s (ebd. 1861, Lauffer, 8°.) im Druck. Auch in den folgenden Landtagen finden wir Anton Zichy. Doch meinen wir, daß das Schwergewicht seiner Thätigkeit weniger auf politischem als auf literarischem Felde zu suchen sei, obwohl er auf ersterem auch einige Libelle erscheinen ließ. Wir lassen hier eine Uebersicht seiner in die Oeffentlichkeit gelangten Arbeiten mit Umgehung der zahlreichen in schöngeistigen ungarischen Journalen erschienenen Gedichte folgen: „A kérdéshez“, d. i. Zur Frage (Pesth 1861, Pfeifer, 8°.); – „A magyar szabadelvű conservativ-politika“, d. i. Die liberal-conservative Politik in Ungarn (ebd. 1862, 8°.); – „Czonka miniszterium mint közvetitő“, d. i. Ein verstümmeltes Ministerium als Vermittler [ebd. 1866, 8°.). Mit dieser Schrift hat seine schriftstellerische Thätigkeit auf politischem Gebiete ihren Abschluß gefunden, und wir begegnen ihm nur noch auf dem dankbareren Felde der schönen Literatur und der Geschichte. In dieser Richtung gab er heraus: „Stuart Mária Skóthonban, korrajz“, d. i. Maria Stuart in Schottland. Zeitgemälde (Pesth 1865, Pfeifer); – „Strafford. Tragédia az angol történetből“, d. i. Strafford. Tragödie aus der Geschichte Englands (Pesth 1865, Emich, gr. 8°.); – „Anglia története a forradalomig“, d. l. Geschichte Englands bis zur Revolution (Pesth 1866, Emich, 8°.); – „Cromwell vagy a nagyság átka. Történeti [34] szomorújáték öt felvonásban“ , d. i. Cromwell oder der Fluch der Größe. Geschichtliches Drama in 5 Acten (Pesth 1865, Emich, 8°.); – „Az angol forradalom története“, d. i. Geschichte der englischen Revolution (ebd. 1867, 8°.). Mehrere biographische und literarische Essais ließ Zichy in den wissenschaftlichen Blättern Ungarns erscheinen, und zwar in den Jahrbüchern der Kisfaludy-Gesellschaft 1867 und 1868: „Erinnerung an Karl Berczy“; – in den „Verhandlungen der ungarischen Akademie“ 1873, Bd. XIV: „Biographie des Andreas Fay“ – ebenda 1878 eine Abhandlung über Lessing, die als Vorrede zu seiner Uebersetzung von dessen Drama „Nathan der Weise“ bestimmt ist. In dem „Budapesti Szemle“, d. i. Pesth-Ofener Revue, 1879 veröffentlichte er „Fragmente aus des Grafen Stephan Széchényi Tagebüchern“, und im Junihefte 1890 der von Hunfalvi in deutscher Sprache herausgegebenen „Ungarischen Revue“ brachte er eine Abhandlung über die Auslandreisen des Grafen Széchényi. Wie wir aus dieser Uebersicht seiner literarischen Arbeiten ersehen, wirkt Anton Zichy auf politischem, historischem und schöngeistigem Gebiete. Insbesondere aber ist es die Geschichte Englands, die ihn anzieht und seinen Schaffensgeist drängt, dieselbe poetisch und wissenschaftlich zu verwerthen. Anton Zichy ist Mitglied des dirigirenden Senates der ungarischen Akademie der Wissenschaften und Ehrenmitglied der sprach- und schönwissenschaftlichen Classe derselben. Im Jahre 1870 meldeten die Journale von einem provisorischen Director des Pesther Nationaltheaters, Anton Zichy, der einmal einfach als solcher, ein ander Mal als Graf erscheint und damals, im Juni, diese Stelle in ziemlich schroffer Weise niederlegte. Ob wir es hier mit unserem Schriftsteller und Dichter zu thun haben, können wir nicht festsetzen, da es in der Grafenfamilie Zichy-Vásonykeő auch einen Grafen Anton (geb. 1859), Sohn des Grafen Franz und der Gräfin Anna Kornis, gibt.

Der ungarische Reichstag, 1861 (Pesth 1861, Osterlamm, br. 12°.) Bd. II, 2. 46. – Kákay (Aranyos). Licht- und Schattenbilder zur Charakteristik des ungarischen Reichstages (Pesth 1867, Wilhelm Lauffer, gr. 8°) S. 74. – Ungarns Männer der Zeit. Biographien und Charakteristiken hervorragendster Persönlichkeiten. Aus der Feder eines Unabhängigen (C. M. Kertbeny) (Prag 1862, A. G. Steinhauser, gr. 12°.) S. 321. – Kertbeny (C. M.). Album hundert ungarischer Dichter. In eigenen und fremden Übersetzungen (Dresden und Pesth 1854, Robert Schäfer und Hermann Geibel, 16°.) S. 162 und 527. – Fremden-Blatt. Von Gustav Heine (Wien, 4°.) 1870, Nr. 154. – Tagespresse (Wiener politisches Blatt, 1870, Nr. 158: „Aus Pesth“. – Neue Freie Presse (Wiener politisches Blatt) 1866, Nr. 544: „Pesth 5. März“ (Anton Zichy und „P. Hetilap“ über die Verfassungsfrage.