BLKÖ:Dinzenhofer, Kilian Ignaz

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Dinzenhofer, Wenzel
Band: 3 (1858), ab Seite: 307. (Quelle)
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Dinzenhofer, Kilian Ignaz (Architekt, geb. zu Prag 1. Sept. 1690, gest. ebenda 17. Dec. 1752). Sein Vater Christoph war Baumeister; der Sohn besuchte in Prag die lateinischen Schulen, hörte zugleich mit der Philosophie mathematische Vorlesungen an der Universität, und studirte mit besonderem Eifer Architektur. Dem Wunsche des Sohnes, sich der Baukunst ganz zuzuwenden, willfahrte der Vater und unter dessen Anleitung begann er, sich darin praktisch zu bilden. Durch den väterlichen Unterricht vorbereitet, arbeitete er dann zu Wien mit vielem Beifall unter mehreren berühmten Baumeistern. Eben im Begriffe nach Italien zu reisen, nöthigte ihn der Tod seines Vaters, den 20. Juni 1722, nach Prag zurückzukehren. Ein beträchtliches Erbe setzte ihn jedoch bald in die Lage, sein Vorhaben, nach Italien zu reisen, auszuführen. Er besuchte nun Venedig, Mailand, Florenz, Rom und Neapel, auch Frankreich und England; studirte aller Orten die vorzüglichsten Meisterwerke und verfertigte Zeichnungen von denselben, verwendete auch vielen Fleiß auf Erlernung der italienischen, französischen und englischen Sprache. Nach seiner Rückkehr nach Prag richtete sich durch ein von ihm im ital. Style erbautes Haus – es ist das in der Neustadt befindliche nach den Figuren an der Gartenmauer benannte „Zwergenhaus“ – die allgem. Aufmerksamkeit auf ihn. Er wurde nun mit Aufträgen überhäuft und bewährte durch seine geschmackvollen Bauten den Ruf des ersten Architekten Böhmens. Die größeren vorzüglicheren Gebäude, welche D. ausgeführt, sind in Prag: Das Ursulinerkloster und die Kirche auf dem Hradschin; – Die Abtei des Benedictinerklosters bei St. Nikolaus sammt Kirche; – Der rückwärtige Theil der Kirche des heil. Nikolaus auf der Kleinseite; – Das Augustinerkloster bei St. Katharina sammt Kirche; – Die Kirche und das Kloster der Elisabethinerinnen [308] in der Neustadt; – Die Kirche bei St. Thomas auf der Kleinseite, diese wurde nur restaurirt; – Das ehemalige Cölestiner-Nonnenkloster; – Die Kirche des heil. Johann von Nepomuk, beide in der Neustadt; – Das Convict und die Kirche bei St. Bartholomäus; – Das Seminarium bei St. Wenzel, beide in der Altstadt; – Das gräflich Nostiz’sche Haus auf dem Graben der Neustadt Prag; – Das fürstl. Kinsky’sche Haus auf dem Markte, beide nach D.’s Rissen von Anselm Luragho vollends ausgebaut; – Das Invalidenhaus außerhalb der Stadt; – Der spanische Saal an dem Prager Schlosse; – Außerhalb Prag: Die Kirche zu Kladrau, ganz im gothischen Geschmacke aus gehauenen Steinen; – Die Pfarrkirche der Kreuzherren in Karlsbad; – Die Marienkirche zu Nitzkow, welche er selbst für sein bestes Gebäude hielt; – Die Jesuitenkirche zu Klattau; – Die St. Clemenskirche zu Bodolka; – Das Kloster und die Kirche des Benedictinerordens zu Braunau; – Das Benedictinerkloster zu Policz; – Das Kloster und die Kirche zu Ročzow bei Czytolyb; – Die zwei Residenzen des Ordens der Gesellschaft Jesu zu Liebeschütz und Tuchomieržicz. – D. starb im Alter von 62 Jahren. Von seinen Söhnen waren zwei Benediktiner: Prokop zu Braunau; und Benno zu Kladrau; ein dritter Wilhelm starb (1807) zu Hohenelbe als Augustinerprior. Ueber den jüngsten, Wenzel, siehe den folgenden Artikel.

Erscheint unter verschiedener Schreibart, bald als Dienzenhofer, Dinzenhofer, oder auch Dintzenhofer. – Lumír. Belletristický týdenník, d. i. Lumir. Belletristisches Wochenblatt (Prag, 8°.) 1853, Nr. 51, S. 1223. – Pelzel (Franz Martin), Abbildungen böhmischer und mährischer Gelehrten und Künstler (Prag 1775, gr. 8°.) II. Thl. S. 174. – Dlabacz (Gottfried Joh.), Allg. hist. Künstler-Lexikon für Böhmen (Prag 1815, Haase, 4°.) I. Bd. Sp. 323 [gibt auch Nachrichten über seinen Vater Christoph, und über einen Anverwandten Heinrich D., welche beide als geschickte Baumeister gerühmt werden]. – Nagler (G. K. Dr.), Neues allgemeines Künstler-Lexikon (München 1835 u. f., 8°.) III. Bd. S. 411. – Oestr. National-Encyklopädie (von Gräffer und Czikann), (Wien 1835, 6 Bde.) I. Bd. S. 717. – Meyer (J.), Das große Conversations-Lexikon für gebildete Stände (Hildburghausen 1845, Bibl. Inst., Lex. 8°.) VII. Bd. 4. Abth. S. 816. – Porträt. Unterschrift: Ignatius Dienzenhofer. Karl Salzer sc. (In Pelzels Werke „Abbildungen ...“).