BLKÖ:Franul von Weissenthurn, Johanna

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
<<<Vorheriger
Franta, Joseph
Band: 4 (1858), ab Seite: 341. (Quelle)
[[| bei Wikisource]]
Johanna Franul von Weißenthurn in der Wikipedia
Johanna Franul von Weißenthurn in Wikidata
GND-Eintrag: 116752505, SeeAlso
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Franul von Weissenthurn, Johanna|4|341|}}

Franul von Weissenthurn, Johanna (kaiserl. Hofschauspielerin, geb. zu Coblenz 1773, gest. in Wien 17. Mai 1847). Sie ist eine Tochter des Schauspielers Benjamin Grünberg. Den Vater verlor sie 1781, da sie erst acht Jahre zählte. Ihr Stiefvater Andr. Teichmann gab nun mit den hilflosen hinterbliebenen 6 Kindern dramatische Vorstellungen aus Weiße’s „Kinderfreund“, welche sehr gefielen und worin die 10jährige Johanna durch ihre Anmuth fesselte. Graf Seefeld berief das Teichmann’sche Kinder-Theater nach München, und Johanna gefiel auch dort so, daß das 14jährige Mädchen ein Engagement in München erhielt (1787). Im folgenden Jahre eilte sie ihrem Bruder, der in Baden bei Wien spielte, nach; mit einem Bündel, das ihre ganze Habe enthielt, unterm Arm, schiffte sie sich allein auf einem Flosse ein und schwamm so nach Wien. Dort fand sich Brockmann durch ihre Leistung so überrascht, daß er ihr ein Engagement am Hoftheater antrug, welches sie 1789 antrat und seither nicht mehr vertauschte. 1791 vermälte sie sich mit Franul v. Weissenthurn, einem Patrizier aus Fiume, der in Wien bedienstet war. Die Kinder aus dieser Ehe starben alle vor ihr. Als sie ihre 40 Dienstjahre zurückgelegt, zeichnete sie Kaiser Franz mit der großen goldenen Civilverdienstmedaille aus. Noch aber blieb sie im Dienste und erreichte 1839 das Jubeljahr ihres Eintrittes bei der Hofbühne. Doch erst 1842 – nach 53 Dienstjahren – bat sie Krankheithalber um ihre Entlassung. Am 3. März 1842 bewilligte ihr der Kaiser noch eine Benefizvorstellung, bei welcher zwei ihrer Stücke: „Die stille Braut“ und „Sie hilft sich selbst“ gegeben wurden. Unter vier Monarchen hatte die Künstlerin auf der Hofbühne gewirkt. Sie hatte noch die Züge des Kaisers Joseph gesehen, war noch durch sein Wort ermuntert worden und Zeuge der höchsten Blüte des von ihm begründeten Kunstinstitutes. Als Künstlerin behauptete sie sich anfänglich im Fache der ersten Liebhaberinnen neben Frau Rose, in spätern Jahren trat sie in’s Fach der Mütter über und spielte gemüthliche Frauen mit vielem Erfolg. Sie trat 1809 in Schönbrunn vor Napoleon als „Phädra“ auf, und ihr Spiel brachte auf den Kaiser einen solchen Eindruck hervor, daß er ihr nach der Vorstellung ein Honorar von 3000 [342] Francs übersandte. Als Bühnen-Dichterin hat sie eben nicht, was man darunter meint, Verdienste um die Hebung der deutschen Bühne. Von der Sentimentalität, welche die Periode, in der sie wirkte, kennzeichnet, gleichfalls stark befangen, cultivirte sie das Familien-Rührstück und hatte immer das Publikum auf ihrer Seite, wenn sie auch die Kritik nicht gewinnen konnte. Ihre Stücke wurden gerne gesehen, oft gegeben, stark besucht und hielten sich ein halbes Jahrhundert auf dem Repertoir, in welchem sie noch heute hie und da erscheinen. Ihr erstes Stück schrieb sie in Folge einer Wette in 8 Tagen, sie zählte damals 25 Jahre. Gesammelt erschienen sie als: „Schauspiele“ (Wien 1804–17, 1. u. 2. Bd. Degen, 3–6 Bd. Mörschner); – „Neue Schauspiele“ (1. und 2. Band oder der ganzen Folge 7. u. 8. Bd. Ebd. 1817, Schaumburg und Comp., und 2. Aufl. Berlin 1823, Schlesinger) und: „Neue Schauspiele. Neue Folge“ (1–5. Bd., der ganzen Folge 9–13. Bd. Berlin 1821 und auch Wien, Wallishausser); und für sich allein: „Ein Mann hilft dem Andern“ (Weimar 1823). Die bekanntesten ihrer Stücke sind: die Schauspiele: „Totila, König der Gothen“; – „Der Wald bei Hermannstadt“; – „Johann Herzog von Finnland“; – „Pauline“; – die Lustspiele: „Die Radikalkur“; – „Welche ist die Braut“; – „Welcher ist der Bräutigam“; – „Das letzte Mittel“; – „Die Erben“; – „Beschämte Eifersucht“; – „Des Malers Meisterstück“. Pfundhellers Nekrolog in Frankls „Sonntagsblättern“ an der weiter unten bezeichneten Stelle gibt die einzelnen Stücke – 60 an der Zahl – nach ihren Titeln an, wie er auch Auszüge aus ihrem Testamente mittheilt. Sie starb im Alter von 74 Jahren, und ist auf dem Friedhofe in Hietzing ihrem Wunsche gemäß „in der Nähe des Gartens, den sie so lange gepflegt“, begraben.

Erscheint gemeiniglich als Weißenthurn, welcher Name nur das Adelsprädicat der Familie Franul ist. Die in Pierers Lexikon 2. Aufl. 33. Bd. S. 460 vorkommende Einschließung des Namens Veronika neben Franul (weil Veronika im Dialect Vranul heißt) ist ohne Bedeutung, denn das Franul ist hier nur der eigentliche und nicht der Taufname. – Almanach für Freunde der Schauspielkunst, 1848. – Neuer Nekrolog der Deutschen (Weimar, Voigt, 8°.) XXV. Jahrg. (1847) I. Thl. Nr. 121, S. 344. – Frankl (L. A. Dr.), Sonntagsblätter (Wien, gr. 8°.) 1847, im Beiblatt „Der Wiener Bote“ Nr. 21, S. 164: „Nekrolog von J. Pfundheller“ [nach diesen gest. 17. Mai 1847]. – Wigands Conversations-Lexikon (Leipzig 1847, gr. 8°.) XV. Bd. S. 131 [nach diesem gest. 18. Mai 1847]. –