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BLKÖ:Heuffel, Johann

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Klácel, Franz
Band: 11 (1864), ab Seite: 430. (Quelle)
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Heuffel, Johann (Naturforscher, geb. zu Modern im Preßburger Comitate 1800, gest. zu Lugos 25. September 1857). Beendete die philosophischen Studien in Preßburg und in der Wahl zwischen der Rechtswissenschaft und Arzneikunde schwankend, entschied er sich für letztere, hörte das erste Jahr in Wien, bezog aber dann die Pesther Hochschule, wo er im Jahre 1826 die Doctorwürde erhielt. Er kam nun als Herrschaftsarzt in das Arader Comitat, wurde im Mai 1829 Physicus des Krassóer Comitates und ließ sich zu Lugos im Banate nieder. Er behielt diesen Posten bis zum Anfange der fünfziger Jahre. Bei der Reorganisation der politischen Verhältnisse Ungarns, welche um jene Zeit statthatte, verlor er sein Amt, da er eine ihm angetragene Anstellung im Groß-Becskereker Kreise nicht annehmen wollte. Nach einer 24jährigen festen Praxis an einem Orte sollte er diesen mit einem Male verlassen und ein bereits im halben Jahrhundert stehender Mann sich am unbekannten Orte erst eine neue Praxis schaffen? Er gab also sein Amt auf und widmete sich ausschließlich der Privatpraxis. In frühester Jugend bereits hatte H. eine besondere Neigung zu den Naturwissenschaften gezeigt, und als Gymnasialschüler kannte er schon alle Pflanzen seiner Umgegend. Als er in Pesth den medicinischen Studien oblag, gewann H. bald die Freundschaft des durch einen gewaltsamen Tod der Wissenschaft zu früh entrissenen Meteorologen Haberle [s. d. Bd. VI, S. 114], mit welchem H., nachdem er als praktischer Arzt in das Banat übersiedelt war, einen lebhaften Briefwechsel unterhielt. Die Muße seines Berufes widmete er botanischen Studien und knüpfte zu diesem Zwecke, durch mehrere gediegene Arbeiten bald bekannt geworden, mit den ersten Botanikern seiner Zeit, darunter mit Hoppe, Hildenbrand[WS 1], Fenzl, D. F. G. Koch, de Candolle, Sir W. Herbert, Hochstetter, Pittoni, Welwitsch, Reichenbach[WS 2] u. A. einen wissenschaftlichen Verkehr an. Erst als die politischen Verhältnisse störend in seinen Lebensberuf griffen und das Aufgeben seiner Physicusstelle ihn im vorgerückten Alter nöthigte, sich ganz von der Praxis zu erhalten, konnte er sich auch seiner Lieblingswissenschaft nicht mehr so hingeben, wie bisher. H. wird für Ungarns bedeutendsten Botaniker angesehen. Schon in den ersten Jahren eines Aufenthaltes im Banate, begann er, mit Wierzbicki vereint, die Herausgabe getrockneter Pflanzensammlungen, später nahm er lebhaft Theil an der Herausgabe der Ikonographie von [431] Reichenbach. Die Flora Oberungarns, des Banates, Siebenbürgens und jene des Plattensee’s hatte er durch häufige Ausflüge dahin vollkommen kennen gelernt und wissenschaftlich verarbeitet. Selbstständig hat er nur eine Dissertation: „De distributione plantarum geographica per comitatum Hungariae Pesthiensem“ (Pesth 1826, 8°.) veröffentlicht, ein desto fleißigerer Mitarbeiter aber war er an botanischen Zeitschriften. In der Regensburger Flora sind von ihm erschienen: „Verzeichniß der um Preßburg vorkommenden, in Endlicher’s Flora posoniensis nicht erwähnten Pflanzen“ (1831, I, 404 u. f.); – „Plantarum Hungariae novarum aut non rite cognitarum Decas I“ (ebd. 363 u. f.), Decas II (1835, 241 u. f.); – „Caricineae in regnis Hungariae, Croatiae, Slavoniae magnoque Transilvaniae principatu sponte nascentes, enumeratae et digestae“ (ebd. 1844, II, 527); – „Sertum plantarum novarum aut minus rite cognitarum“ (ebd. 1853, 617 u. f.); – „Ueber einige verwechselte Arten der Flora Ungarns“ (1854, 289 u. f.); – „Die in Ungarn vorkommenden Arten der Gattung Knautia Coult nebst einigen Bemerkungen“ (1856, I, 49); – „Ueber Galium cristatum L. und die verwandten Arten G. capillipes Reichenb. und G. papillosum Heuff.“ (1857, II, 561 u. f.); – in der Zeitschrift für Natur- und Heilkunde in Ungarn: „Ueber ungarische Eichen“ (1850, Nr. 13); – „Dioszegia eine neue Pflanzengattung“ (ebd. 1854); – in der Oesterreichischen botanischen Zeitung: „Mittheilungen aus dem Gebiete der Flora des Banates“ (VII; 118, 175, 222, 286); – „Diagnosen neuer oder verwechselter Pflanzen des Banates“ (1857, 22 und 1858, 25 u. f.); – in den Verhandlungen der k. k. zoologisch-botanischen Gesellschaft in Wien: „Enumeratio plantarum in Banatu Temesiensi sponte crescentium et frequentius cultarum“ (1858, 32 u. f.); – in der Linnaea: „Fragmenta monographiae caricum Hungariae“ (XXXI, 657); – „Junci et luzulae Hungariae“ (XXXII); die beiden letzteren Aufsätze nach H.’s Tode aus seinem Nachlasse von Aug. Kanitz herausgegeben. Auch hat Heuffel im Auftrage der Regierung die berüchtigte Kolumbacser Fliege beobachtet und darüber eine umfangreiche Arbeit geliefert, welche jedoch nicht gedruckt worden ist. Heuffel war Mitglied vieler naturwissenschaftlicher Gesellschaften, überdieß Mitglied der St. Petersburger Akademie der Wissenschaften. Die Flora Oesterreichs und namentlich jene des Banates hat er durch seine Forschungen wesentlich bereichert. Mehr als ein halbes Hundert neuer Pflanzenspecies wurde von ihm aufgefunden und beschrieben, von denen sich die größere Hälfte als noch unbeschriebene Arten bewährte. Durch mehrere nach ihm benannte Pflanzen, wie Polycnemum Heuffelii Lang., Ferula Heuffelii Grieseb., Potentilla Heuffeliana Steud. u. s. w. wurde sein Name in der Wissenschaft verewigt.

Kanitz (August). Geschichte der Botanik in Ungarn. Gedruckt in 70 Exemplaren (Hannover 1864, 12°.) S. 89 u. f.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Hildebrandt.
  2. ADB:Reichenbach, Ludwig.