BLKÖ:Nesselthaler, Andreas
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 20 (1869), ab Seite: 196. (Quelle) | |||
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Maulbertsch (Bd. XVII, S. 136] nach Wien, der sich des talentvollen Jünglings annahm und durch dessen Vermittelung ihm der Besuch der kais. Akademie der Künste gestattet wurde. Sieben Jahre lang arbeitete N. auf der Akademie mit ununterbrochenem Fleiße; als er aber eines Tages die Werke von kais. Pensionären in Rom zu Gesichte bekam, da fühlte er, wie weit in der Kunst er noch zurückstehe, und seitdem kannte er keinen anderen Gedanken, als [197] nach Rom zu gehen und sich dort ganz dem Studium der Kunst hinzugeben. Sein Gönner Maulbertsch war ihm zur Realisirung dieses löblichen Wunsches in aller Weise behilflich, er gab ihm selbst oder verschaffte ihm Arbeit von Anderen, wodurch N. bei seinem rastlosen Fleiße in den Stand gesetzt wurde, nach und nach das nöthige Reisegeld zurückzulegen und nun die Reise auf eigene Kosten anzutreten. Im Jahre 1779 machte sich N. endlich auf den Weg nach dem Ziele seiner Sehnsucht. Ueber Triest, Venedig, Bologna, Florenz kam er in Rom an. Anfangs hatte er viele Schwierigkeiten zu überwinden, um festen Fuß zu fassen, aber endlich fand er bei dem berühmten Maler Unterberger dauernde Beschäftigung. Dieser letztere hatte nämlich den Auftrag, für den russischen Hof die herrlichen Loggien Raphael’s zu verfertigen. Unterberger nahm Nesselthaler als Aushilfsarbeiter auf und anderthalb Jahre arbeitete er bei Unterberger. Durch den Grafen Lamberg erhielt er nun einen Ruf an den königlichen Hof in Neapel. Die Königin wünschte in ihrem Palaste zu Caserta das Bibliothekszimmer mit allegorischen Fresken ausgeschmückt. Maler Füger [Bd. V, S. 1] hatte bereits die Zeichnungen entworfen und sich als Gehilfen zu seiner Arbeit unsern Nesselthaler erbeten. Mit Füger in Gemeinschaft vollendete N. diese Fresken zur vollen Zufriedenheit der Königin, die den Künstler reich beschenkte. Von Neapel kehrte N. nach Rom zurück, um dort seine Kunststudien fortzusetzen. Um diese Zeit beschäftigte man sich in Rom mit Versuchen der bereits von den Alten geübten, aber später verloren gegangenen Enkaustik. Diese Versuche, das alte Geheimniß wieder zu entdecken, wurden um so eifriger von Seite der Künstler betrieben, als es galt, für die russische Kaiserin ein enkaustisches Cabinet darzustellen. Auch Nesselthaler machte sich daran und lieferte ein paar Probestücke, die so günstig ausfielen, daß er den Auftrag erhielt, drei historische Gemälde in dieser Weise auszuführen, diese Gemälde waren: „Die aldobrandinische Hochzeit“; – „Alexander und Roxane“, nach Raphael, – und „Amor und Psyche in einer Landschaft“; außerdem arbeitete er noch zehn kleinere Stücke in Cameenart, die Figuren weiß auf schwarzem oder dunkelbraunem Grunde. Die Arbeiten fielen zur Zufriedenheit aus und N. war in Ausführung anderer enkaustischer Gemälde so glücklich, daß er die ganze Zeit seines ferneren Aufenthalts in Rom mit Ausführung von Aufträgen solcher Bilder beschäftigt war. Indessen war diese anstrengende Beschäftigung seiner Gesundheit nachtheilig geworden, und auf Rath der Aerzte mußte er Rom verlassen, um sich in der heimatlichen Luft zu erholen. Nachdem er eine unter vortheilhaften Bedingungen ihm angebotenen Einladung nach St. Petersburg abgelehnt hatte, nahm er einen Ruf nach Salzburg an, wo ihn Erzbischof Hieronymus in seine Dienste nahm, und zwar mit der Bedingung, für den Hof allein zu arbeiten. Im Jahre 1789 schlug nun N. in Salzburg seinen bleibenden Wohnsitz auf, es später nur dann und wann, um Aufträge an anderen Orten auszuführen, verlassend. Von den in Salzburg ausgeführten Arbeiten N.’s sind anzuführen zwei historische Stücke aus der Geschichte der Deutschen, und zwar: „Hermann’s Bund gegen die Römer“ und eine „Römische Gesandtschaft, die von den Alemannen Frieden erkauft“. Beide Gemälde hatten den vollen Beifall des Fürsterzbischofs gefunden [198] und dieser wünschte nun auch, daß ihm N. ein ganzes Cabinet mit enkaustischen Bildern ausschmücke. N. löste diese Aufgabe in ausgezeichneter Weise. Innerhalb drei Jahren vollendete er 56 Bilder in genannter Art und so glücklich, daß man sie beim ersten Anblicke für Oelgemälde halten mochte. In den Bildern selbst waltete eine angenehme Mannigfaltigkeit, es wechselten historische und mythologische Gegenstände mit Landschaften, Thieren und Fruchtstücken ab. Die ersteren behandeln Scenen aus der Geschichte Deutschlands, die letzteren stellen theils italienische, theils deutsche Gegenden dar, und namentlich die Wasserfälle wurden sehr gerühmt. So war das enkaustische Cabinet des Salzburger Erzbischofs[WS 1] in jeder Hinsicht gelungen und sollen die Bilder desselben weit vorzüglicher gewesen sein, als jene, die N., wie oben erzählt worden, für die russische Kaiserin gearbeitet hatte. Der Fürst gab seine Zufriedenheit dem Künstler in der unzweideutigsten Weise zu erkennen, er verlieh ihm das Decret eines Truchseß, Hofmalers und Gallerie-Inspectors und entband ihn fernerhin von der Verpflichtung, für den Hof allein zu malen. Es zeigt sich hier – nebenbei bemerkt – ein rätselhafter Zug in dem Charakter dieses Kirchenfürsten. der so roh, herzlos gegen einen Mozart, so gnädig und anerkennend gegen Nesselthaler war, und was ist dieser gegen jenen! – Nesselthaler arbeitete viel, und da ihm Arbeit eigentliches Leben war, so übertrieb er es darin, und zwar so, daß ihm oft die körperlichen Kräfte schwanden und man ihn bei seiner Arbeit in Ohnmacht hingesunken fand. Dabei war N. vielseitig, er malte in Oel und Enkaustik Bilder jeder Art, Historien, Landschaften, Stillleben; dann malte er auch in Fresco und mit Wasserfarben, welche Vielseitigkeit Beurtheilern seiner Werke Anlaß zu abträglichen Urtheilen über dieselben gab. Von seinen zahlreichen Malereien, die sich zum größten Theile in Salzburg und in der Umgebung befinden, seien hier angeführt; die Fresken in der Kirche zu Brixen im salzburgischen Brixenthale; ferner ein paar große Altargemälde daselbst; – „Christi Geburt“, Hochaltarbild in der Kirche zu Hallein; – „Der sterbende Joseph“; – „Der heil. Johannes der Täufer“, beides Altarbilder, für die Kirche zu Brunnecken und ersteres nebstbei mit einem kleineren Aufsatzbilde, ebenfalls von seiner Hand; – „Die Geburt Christi“, nebst einem Aufsatzbilde, Hochaltarblatt, – und „Der H. Albanus“, beide für die Kirche zu Windisch-Mattrei; – „Der englische Gruss“, Hochaltarblatt zu Grödig, dann mehrere Bilder in der Pfarrkirche zu Palling und an anderen Orten; im Stifte St. Florian in Oberösterreich: „Der sterbende Cato“; in der kais. Belvedere-Gallerie in Wien: „Ein laubbekränzter[WS 2] Greis, auf der Lyra spielend“, Oelgemälde. Auch sind noch N.’s Transparente zu erwähnen, die zu Schirmen, Nachtlampen, Supraporten u. dgl. m. verwendet wurden. Fiorillo nennt ihn den eigentlichen Erfinder der Transparente. Gewöhnlich führte er in diesen durchscheinenden Bildern vom Monde beleuchtete Landschaften aus, welche Nachts, vermittelst eines eingeschlossenen Lichtes erhellt, eine herrliche Wirkung hervorbrachten. Mit diesen Transparentbildern, welche N. bereits in Rom gearbeitet, erging es ihm, daß andere den Beifall für ihn einheimsten, so z. B. der Hofrath Reifenstein. Von diesem, der unseren Nesselthaler in Rom kennen gelernt, wo er sich gleich ihm mit der Enkaustik beschäftigte, ist es bekannt, daß er mit den [199] künstlichen Mondscheinbildern Nesselthaler’s bei der verwitweten Großherzogin von Weimar, als mit seiner eigenen Erfindung, sehr groß that. In Nesselthaler’s Nachlaß fanden sich noch sehr viele Handzeichnungen, größtentheils Landschaften und architektonische Ansichten, theils in Wasserfarben, theils in Sepia und meistens der malerischen Umgebung Salzburgs entnommen. Eine Ansicht des Schlosses Leopoldskron bei Salzburg von Nesselthaler ist von Dupré in Kupfer gestochen worden. 32 Jahre, seit 1789 ununterbrochen, lebte N. vielbeschäftigt in Salzburg, wo er im Alter von 73 Jahren starb.
Nesselthaler, Andreas (Maler, geb. zu Langenisarhofen in Niederbayern im Jahre 1748, gest. zu Salzburg im Jahre 1821). Sein Vater war ein Uhrmacher, der nebenbei handwerksmäßig das Malen betrieb. Bis zum Alter von 16 Jahren blieb N. im Vaterhause. Für ein Handwerk konnte er sich bei seiner Vorliebe für die Malerei nicht entscheiden, und als ein Bruder seines Vaters, der zu Baden in Oesterreich als Maler lebte, sich bereit erklärte, seinen Neffen zu sich zu nehmen und in der Malerei zu unterrichten, war N. sogleich bereit, den Antrag anzunehmen. Er reiste zu seinen Oheim, um bald eine bittere Enttäuschung zu erfahren. Der Oheim, statt ihn im Malen, das er selbst nur mittelmäßig verstand, zu unterrichten, beschäftigte ihn fortwährend mit Vergolderarbeiten. Fünf Jahre harrte N. bei dieser Beschäftigung aus, ohne jedoch sein eigentliches Ziel, die Kunst, aus den Augen zu lassen. Alle freie Zeit benützte er, Gemälde, die er in den benachbarten Kirchen fand, nachzuzeichnen. Die Bekanntschaft mit mehreren Geistlichen benützte er, um von ihnen Kupferstiche zu entlehnen, die er in den Nächten fleißig copirte. Auch soll er in jener Zeit im Porträtmalen sich versucht haben. Endlich durch einen Freund empfohlen, kam er zu dem berühmten Maler- Pillwein (Benedict), Biographische Schilderungen oder Lexikon Salzburgischer, theils verstorbener, theils lebender Künstler, auch solcher, welche Kunstwerke für Salzburg lieferten (Salzburg 1821, Mayr’sche Buchhandlung, kl. 8°.) S. 169. – Oesterreichisches Archiv für Geschichte, herausgegeben von Ridler (Fortsetzung des Hormayr’schen) (Wien, 4°.) Jahrg. 1833, S. 120 u. 128. – Neue Annalen der Literatur des österreichischen Kaiserstaates (Wien, A. Doll, 4°.) I. Jahrg. (1807), 2. Theil. Intelligenzblatt des Monats November, Sp. 226. – 'Nagler (G. K. Dr.), Neues allgemeines Künstler-Lexikon (München 1839, E. A. Fleischmann, 8°.) Bd. X, S. 191. – Tschischka (Franz), Kunst und Alterthum in dem österreichischen Kaiserstaate (Wien, Fr. Beck, gr. 8°.) S. 45, 123, 382. –