BLKÖ:Polheim, die Herren und Grafen von, Genealogie

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 23 (1872), ab Seite: 59. (Quelle)
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Polheim, die Herren und Grafen von, Genealogie. Diese Familie, die auch Pohlheim, Pollheim, Polheimb geschrieben erscheint, ist eines der ältesten österreichischen Adelsgeschlechter, das gegenwärtig im Aussterben begriffen ist. Ihr Stammschloß Polheim liegt – jetzt bereits Ruine – im Lande ob der Enns in der Nähe von Grieskirchen, wo sie vordem Schloß und Herrschaft Wartenburg, unweit der Stadt Vöcklabruck, nach welchem sie sich auch „von Pollheim und Wartenburg“ schrieben, besaßen. Eine andere Burg gleichen Namens und gleichfalls schon Ruine, liegt bei Wels und gehörte einer jüngeren Linie dieses Hauses. Nach Urkunden läßt sich der Ursprung dieses Geschlechtes bis in den Anfang des 10. Jahrhunderts zurückführen; im 11. Jahrhunderte erscheinen die Polheim als Ministerialen der Herzoge von Steier. Ein Johann von P. war um 1030 mit einer Tochter des Herzogs von Bretagne vermält; ein Pilgram von P., der um 1073 lebte, erscheint als der Stammvater des Hauses und von ihm führen die Genealogen dieses Geschlecht, das sich in viele bereits erloschene Linien und Zweige gespalten, bis auf die Gegenwart fort. – Ein Ur-Urenkel Pilgram’s, Albero, dieses Namens in der Stammreihe der IV., Sohn Albero’s III. und Kunigundens von Rohr, Herr zu Steinhaus, begründete um das Jahr 1291 eine Nebenlinie, welche mit dem Abte Martin von Kremsmünster im J. 1399 erlosch. – Ein Bruder Albero’s IV., Heinrich II., Hauptmann zu Enns (gest. 1303), vermält mit Geutte zu Weißenberg, stiftete eine zweite Linie, welche ein halbes Jahrhundert später, als jene seines Bruders Albero IV., mit Wolfgang von P. (gest. 1454) ausstarb. – Erst die dritte, von Philipp von P., dem Bruder der zwei vorgenannten, Albero IV. und Heinrich II., gestiftete Linie pflanzte sich fort, und zwar gründete Gottfried, sein Sohn aus seiner Ehe mit Margarethe Truchseß von Pernstein, die 1) Linie der Polheim von Wels, Lichteneck und Partz. Gottfried war mit Brigitte von Marspach vermält und starb 1371. – Die von ihm gestiftete Linie theilte sich in mehrere Zweige, welche sämmtlich, der letzte mit Weikard Ludwig, dessen Ehe mit Maria Susanna Gräfin von Gurland kinderlos geblieben, um den Anfang des 18. Jahrhunderts erloschen. – Zwei andere Linien der Polheim stifteten Zwei Enkel des. obengenannten Philipp, die Kinder seines Sohnes Werner aus dessen zweiter Ehe mit Elisabeth von Hartheim, nämlich Weikard und Pilgram. – 2) Weikard ist durch seine 1366 geschlossene Ehe mit Katharina von Leibnitz, der Stifter der steirischen Linie, der Polheim von Leibnitz, da das Schloß Leibnitz in Steiermark durch diese Heirath an die Herren von Polheim kam. Diese Leibnitzische Linie der Polheim dauerte bis in die Mitte des 16. Jahrhunderts und starb mit Gaudenz [60] von Polheim, Kämmerer des Kaisers Ferdinand I., aus, worauf seine in der Steiermark gelegenen Güter und Herrschaften auf den Sohn seiner Schwester, einer vermälten Gräfin Khuenring, Ladislaus von Khuenring und an Reinprecht von Gleinitz übergingen. – 3) Von Weikard’s schon erwähntem Bruder Pilgram stammen die heutigen Freiherrn und Grafen von Polheim und Wartenburg. Weikard (gest. 1376) mit seiner Gemalin Margarethe von Thiernstein, welche ihm 6 Kinder gebar, ist der Stammvater dieser Linie, welche sich gleichfalls in mehrere Zweige gespalten hat, von deren Einem, welchen Weikard (geb. 1519, gest. 5. November 1551) mit seiner Gattin Elisabeth Gräfin von Oettingen gestiftet hat, die heutigen Polheime ihren Ursprung ableiten. Die Stammreihe dieses noch heute, auf den letzten Augen, blühenden Zweiges folgt weiter unten. – Was die Adelswürden der Polheime betrifft, so gelangte der Freiherrnstand mit Wolfgang, Herrn von Polheim, Wartenburg und Puechheim (geb. 1458, gest. 11. November 1512) mit Diplom vom 22. Jänner 1501, nach Anderen vom 22. Februar 1507 in die Familie; jedoch bemerkt das Zedler’sche Lexikon, daß die Polheime schon früher die freiherrliche Würde besessen, sich aber derselben geraume Zeit enthalten haben. Den Reichsgrafenstand erhielten von Kaiser Karl VI. mit Diplom vom 12. September 1721 die zwei Söhne des Johann Ludwig Freiherrn von P. und Wartenburg aus dessen Ehe mit Therese Gräfin Schallenberg, nämlich Franz Ludwig und Ehrenreich Andreas, für sich und ihre Descendenten. – Die Polheime waren eines der reichsten, mächtigsten und angesehensten Geschlechter des oberösterreichischen Adels. Ihr Grundbesitz war sehr ansehnlich, wie es eine Uebersicht ihrer Herrschaften und Schlösser bezeugt, denn sie besaßen in Oberösterreich Polheim in Wels, Seisenburg, Scharnstein, Rechberg, Bruck an der Aschach, Partz (hievon die oberwähnte Linie der P. von Partz), Puechheim, Lichteneck, Steinhaus, Würding, Lützelberg, Grieskirchen, Timmelkam, Schwanstadt; in Niederösterreich Aggstein, Weissenberg, Ottenschlag, Rastbach, Gobelsburg, Puechberg, Mayers, Totzenbach, Vestenthurn, Lachsendorf (jetzt Lachsenburg), Mannersdorf, Trübeswinkel, Deutsch-Altenburg, Schwarzenau; in Steiermark Leibnitz. – Was die Stammreihe der heutigen Polheime betrifft, so ist sie die folgende: Weikard Freiherr von Polheim (geb. 1519, gest. 1551) und Rosine Polheim von Partz – Sigmund Ludwig (geb. 1545, gest. 1576) und Anna Freiin von Prag – Wolfgang (geb. 1571, gest. 1604) und Anna Maria von Pranck – Sigmund Ludwig (geb. 1604, gest.) und Maria Jacobine von Tattenbach – Johann Ludwig (geb. 1642, gest.) und Christine Therese Gräfin von Schallenberg – Franz Ludwig (I.) Graf von P. (gest. 1721) und Sophie Elisabeth Therese Gräfin Engl von Wagrain (nicht, wie es hie und da steht, Wagram) – Franz Adam Graf P. und Leopoldine Johanna Freiin Thavonat von Thavon – Franz Ludwig (II.) und Maria Josepha Anna Gräfin Lamberg-Sprinzenstein – Franz Georg (geb. 1764, gest.) und Eleonore von Hladick – Graf Adolph Peter (geb. 17. Jänner 1812), der gegenwärtige Chef und einzige männliche Sproß des Grafenhauses Polheim. Graf Adolph Peter ist Major in der k. k. Armee und (seit 6. März 1859) vermält mit Auguste, Tochter des k. k. Ministerialsecretärs [61] Schönheim (geb. 11. November 1828). Aus dieser Ehe sind zur Zeit keine Nachkommen vorhanden. Außerdem leben noch zwei Schwestern des Grafen Adolph Peter, nämlich Clcmentine (geb. 1811), vermält mit Herrn von Mildenstein, und Sidonie (geb. 1813), beide zu Prag. Ueber einige besonders denkwürdige Sprossen dieser Familie siehe Näheres unter den Quellen.

I. Quellen zur Genealogie des Herren- und Grafengeschlechtes Polheim-Wartenburg. Hoheneck (Johann Georg Adam Freih. von), Die löblichen Herrenstände des Erzherzogthums Oesterreich ob der Enns, von Prälaten, Herren, Rittern u. s. w. (Passau 1727 u. s. w.) Bd. II, S. 53. – Hübner (Joh.), Genealogische Tabellen (Leipzig 1733, Gleditschens Erben, kl. Qu. Fol.) Bd. III, Taf. 741 u. f. – Allgemeines historisches Lexikon (Leipzig 1730 u. f., Thom. Fritschens Erben, gr. Fol.) Bd. III, S. 423, und Anhang, S. 1027. – Großes vollständiges (sogenanntes Zedler’sches) Universal-Lexikon (Halle und Leipzig, Johann Heinrich Zedler, kl. Fol.) Bd. XXVIII, Sp. 1164 bis 1184 [die Paginirung ist von Sp. 1169 falsch, sie überspringt gleich 300 Nummern, lautet 1469 und geht so fort bis 1532 (statt 1232), erst bei 1233 geht sie wieder in Ordnung fort]. – Kneschke (Ernst Heinrich Prof. Dr.), Deutsche Grafenhäuser der Gegenwart (Leipzig 1833, T. O. Weigel, gr. 8°.) Bd. III, S. 322. – Derselbe, Neues allgemeines deutsches Adels-Lexikon (Leipzig 1863, Bernh. Friedr. Voigt, gr. 8°.) Bd. VII, S. 207. – Gothaisches genealogisches Taschenbuch der gräflichen Häuser (Gotha, J. Perthes, 32°.) 37. Jahrg. (1864), S. 685.
II. Besonders denkwürdige Sprossen des Herren- und Grafengeschlechtes Polheim-Wartenburg. Wie schon bemerkt, waren die Polheim ein ansehnliches Geschlecht, dessen Sprossen hohe Aemter in Staat und Kirche bekleideten. Sic dienten am Hofe, dem sie nahe standen – zwei Polheime, Martin und Wolfgang, waren Ritter des goldenen Vließes – in der Armee; besonders bemerkenswerth aber ist diese Familie und namentlich die Frauen in derselben, durch ihre Theilnahme an der Reformation, zu welcher sich mehrere Familienglieder, die auch an ausländischen Hochschulen die höchsten akademischen Würden bekleideten, mit Eifer anschlossen. Wie groß derselbe mitunter, namentlich bei einigen Frauen dieses Hauses, war, erhellet aus einem Briefe der Königin von Polen, Katharina, einer Erzherzogin von Oesterreich, welchen dieselbe an Judith Polheim gerichtet und der bei Frau Judith [S. 63, Nr. 10] auch mitgetheilt wird.